Nebelige Waldlandschaft als Symbolbild für ein Delir

Im Nebel des Geistes Delir bei älteren Patienten

Plötzliche Verwirrung, Desorientierung und eine eingeschränkte Aufmerksamkeit: Delir ist ein häufiges und ernst zu nehmendes Problem bei Senioren und Seniorinnen. Diese plötzliche geistige Verwirrung kann sowohl im Krankenhaus als auch in anderen medizinischen Einrichtungen oder sogar zu Hause auftreten und führt zu einer schnellen Verschlechterung der Denkfähigkeit.

Was ist ein Delir?

Ein Delir ist eine meist vorübergehende Phase der Verwirrung und Desorientierung, die plötzlich auftreten kann und für Stunden bis Tage anhält. Sie wird oft durch verschiedene Faktoren wie Krankheiten, Operationen, Medikamente oder andere Stressfaktoren ausgelöst.

 

„Ältere Menschen sind aufgrund altersbedingter Veränderungen im Gehirn, Begleiterkrankungen, der Einnahme verschiedener Medikamente, Mangelernährung und Schlafstörungen besonders anfällig für ein Delir."

  Prof. Dr. Rainer WirthKlinikdirektor der Klinik für Altersmedizin und Frührehabilitation des Marien Hospital Herne

Symptome und Ursachen

Ein Delir ist eine komplexe Störung, die sich auf verschiedene Weisen äußern kann. Typischerweise erleben Patienten eine Bandbreite von Symptomen, wie Einschränkungen in der Denkfähigkeit, Desorientierung, Halluzinationen, Unruhe und gestörten Schlaf. Außerdem gehen Delirepisoden oft auch mit körperlichen Symptomen einher. So leiden Betroffene etwa an erhöhtem Blutdruck sowie einem schnellen Puls.

Ein Delir kann durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden, etwa Infektionen, Medikamentennebenwirkungen, Flüssigkeits- oder Schlafmangel. Auch der übermäßige Konsum von Alkohol und anderen Drogen oder der Entzug dieser können ein Delir verursachen.

„Ältere Menschen sind aufgrund altersbedingter Veränderungen im Gehirn, Begleiterkrankungen, der Einnahme verschiedener Medikamente, Mangelernährung und Schlafstörungen besonders anfällig für ein Delir", erklärt Prof. Dr. Rainer Wirth, Klinikdirektor der Klinik für Altersmedizin und Frührehabilitation des Marien Hospital Herne. Deshalb ist es wichtig, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen, um das Risiko eines Delirs bei älteren Menschen zu reduzieren.

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Diese präventiven Maßnahmen können helfen, einem Delir vorzubeugen:

  • Ausreichend Flüssigkeit und eine nährstoffreiche Ernährung sind entscheidend, um Dehydratation sowie Mangelernährung — und damit auch einem Delir —vorzubeugen.

  • Regelmäßige körperliche Aktivität ist ein ausschlaggebender Faktor, um die physische und geistige Gesundheit zu erhalten.

  • Ausreichend Schlaf ist entscheidend. Daher sollte eine angenehme Schlafumgebung geschaffen werden, um eine gesunde Schlafqualität zu gewährleisten.

  • Es ist wichtig, die Medikamente älterer Patienten regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen, um das Risiko von Problemen wie einem Delir zu verringern.

  • Um das Auftreten von Stürzen und Verletzungen zu minimieren und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern, sollte ein sicheres Umfeld geschaffen werden.

 

Seniorin bei Entspannungsübungen

Die Bedeutung der Früherkennung und individualisierten Behandlung

Die frühzeitige Erkennung eines Delirs ist entscheidend, um die Ursachen zu erkennen und frühzeitig zu behandeln. Ärztinnen und Ärzte priorisieren daher die Suche nach der spezifischen Ursache und behandeln diese gezielt, was häufig bereits zu einer Verbesserung der Problematik führt.

Früher bezeichnete man das Delir auch als „Durchgangssyndrom“. Diese Bezeichnung wurde jedoch vor einigen Jahren für unpassend erklärt. Denn nach einem Delir erreicht nur etwa ein Drittel der Betroffenen ihren kognitiven Ausgangszustand. Zwei Drittel der Betroffenen zeigen nach einem Delir hingegen eine deutliche Verschlechterung der kognitiven Leistung. Daher spielt die Delirprävention eine übergeordnete Rolle. Studien zeigten etwa, dass sich die Häufigkeit eines Delirs während einer Krankenhausbehandlung um fast 50 Prozent senken ließ.

Medikamentöse Therapieansätze wie Neuroleptika sind lediglich geeignet, um die Symptomatik, zum Beispiel bei starker Unruhe, zu lindern. Sie greifen nicht ursächlich in das Krankheitsgeschehen ein. Nicht-medikamentöse Maßnahmen wie das Schaffen einer ruhigen Umgebung, konstante Bezugspersonen, frühe Bewegung nach einer Operation und die Förderung geistiger Aktivitäten sind ebenfalls wichtig. Außerdem sollten Betroffene vorhandene Hilfsmittel, beispielsweise Brille und Hörgerät, unbedingt nutzen. Auch die Verwendung von Uhren, Kalendern, Familienfotos oder anderen vertrauten Gegenständen kann zur Orientierung hilfreich sein.

Die Bedeutung der Unterstützung durch Angehörige bei der Delir-Behandlung

Angehörige spielen eine wesentliche Rolle bei der Vorbeugung und Unterstützung während eines Delirs", erklärt Prof. Dr. Rainer Wirth, Klinikdirektor der Klinik für Altersmedizin und Frührehabilitation des Marien Hospital Herne. „Besonders für ältere Menschen können unerwartete Situationen und altersbedingte Einschränkungen beängstigend sein. In solchen Situationen sind die Anwesenheit und Unterstützung der Angehörigen von großer Bedeutung, um Sicherheit zu vermitteln und ein Stück Normalität zu bewahren.“

 

„Besonders für ältere Menschen können unerwartete Situationen und altersbedingte Einschränkungen beängstigend sein. In solchen Situationen sind die Anwesenheit und Unterstützung der Angehörigen von großer Bedeutung, um Sicherheit zu vermitteln und ein Stück Normalität zu bewahren.“

  Prof. Dr. Rainer WirthKlinikdirektor der Klinik für Altersmedizin und Frührehabilitation des Marien Hospital Herne

Wenn ein Delir auftritt, ist Geduld und Verständnis gefragt. Um Betroffene in dieser Krisensituation zu unterstützen, können verschiedene Methoden hilfreich sein:

  • Alle benötigten Hilfsmittel wie Zahnprothesen, Brillen und Hörgeräte bereitstellen, um die Kommunikation und Orientierung zu erleichtern
  • Vertraute und persönliche Gegenstände wie Fotos von Zuhause mitbringen, um an das gewohnte Umfeld zu erinnern
  • Aktivitäten und Beschäftigungsmaterialien zur Verfügung stellen, um geistige Anregung zu bieten
  • Einfache und verständliche Gestaltung der Kommunikation etwa durch eine ruhige Tonlage und Ja-Nein-Fragen

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Prof. Dr. Rainer Wirth

Klinikdirektor

Klinik für Altersmedizin und Frührehabilitation des Marien Hospital Herne
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