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Alkohol Genuss oder Abhängigkeit?

Ein Gläschen Wein oder Bier – das gehört für viele Deutsche zu einem wohlverdienten Feierabend dazu. Denn Alkohol wirkt in geringen Mengen entspannend und angstlösend. Dass zu viel Alkohol ungesund ist und abhängig machen kann, ist meist bekannt. Doch wo ist die Grenze zwischen Genuss, Risiko und Abhängigkeit? Und wie kann eine mögliche Abhängigkeit diagnostiziert und behandelt werden?

Körperliche, psychische und auch soziale Folgen sind bei einem erhöhten Alkoholkonsum möglich. Denn bestimmte Krankheiten werden ausschließlich durch Alkohol ausgelöst.

 

„Zusätzlich zu den persönlichen Folgen leidet das soziale Umfeld unter Gewaltausbrüchen, finanziellen Problemen oder sozialer Ausgrenzung durch ein Schamgefühl.“

  Dr. Peter Nyhuis, Chefarzt und Ärztlicher Direktor des St. Marien Hospital Eickel

Die Degeneration des Nervensystems ist ein Beispiel dafür, das unter anderem zu Gedächtnisstörungen und Demenz führen kann. Das Erkrankungsrisiko für viele andere Krankheiten steigt ebenso mit der Menge und Häufigkeit, in der Alkohol getrunken wird. So kann das Immunsystem in seiner Funktion gestört werden, verschiedene Krebserkrankungen werden wahrscheinlicher oder eine Depression kann entstehen. „Zusätzlich zu den persönlichen Folgen leidet das soziale Umfeld unter Gewaltausbrüchen, finanziellen Problemen oder sozialer Ausgrenzung durch ein Schamgefühl“, ergänzt Dr. Peter Nyhuis, Chefarzt und Ärztlicher Direktor des St. Marien Hospital Eickel.

Allerdings führt nicht jedes Glas Alkohol direkt zu negativen Folgen. Zu einem risikoarmen Konsum zählen für Frauen ein Standardglas und für Männer zwei Standardgläser durchschnittlich am Tag. Ein Standardglas entspricht bspw. 0,3 Liter Bier oder 0,125 Liter Wein. Zusätzlich sollte mindestens zweimal in der Woche kein Alkohol getrunken werden, damit die Gefahr einer Abhängigkeit reduziert wird. Ein Konsum über dieser Empfehlung gilt als riskant, führt allerdings nicht automatisch in eine Abhängigkeit.

Wie wird eine Alkoholabhängigkeit diagnostiziert?

„Um eine Abhängigkeit von Alkohol diagnostizieren zu können, werden verschiedene Faktoren betrachtet. Auch mögliche körperliche und psychische Folge- und Begleiterkrankungen müssen berücksichtigt werden“, berichtet Dr. Peter Nyhuis. Als Grundlage dafür dienen sechs Kriterien der Weltgesundheitsorganisation, von denen mindestens drei zutreffen sollten, um eine Abhängigkeit nachweisen zu können. Diese Kriterien können auch zu einer ersten Selbsteinschätzung hinzugezogen werden, die allerdings keine ärztliche Diagnostik ersetzt:

 

„Um eine Abhängigkeit von Alkohol diagnostizieren zu können, werden verschiedene Faktoren betrachtet. Auch mögliche körperliche und psychische Folge- und Begleiterkrankungen müssen berücksichtigt werden."

  Dr. Peter Nyhuis, Chefarzt und Ärztlicher Direktor des St. Marien Hospital Eickel

Abhängigkeit nach Alkohol

  • Ich habe ein starkes Verlangen nach Alkohol.
  • Ich kann nicht oder nur schwer steuern, wie viel und wie lange ich Alkohol trinke.
  • Wenn ich keinen Alkohol trinke oder die Menge reduziere, merke ich das körperlich (z.B. Zittern, Schweißausbrüche, Magenkrämpfe).
  • Ich steigere die Menge Alkohol, die ich trinke, damit ich wieder eine Wirkung spüre.
  • Ich vernachlässige meine Hobbys und Freundschaften, weil das Alkoholtrinken und die Folgen davon immer mehr Zeit in Anspruch nehmen.
  • Obwohl ich merke, dass ich gesundheitlich und sozial unter dem Alkohol leide, höre ich nicht mit dem Trinken auf.

Wie wird eine Alkoholabhängigkeit behandelt?

Ebenso wie die Diagnose ist auch die Behandlung einer Alkoholabhängigkeit komplex. Kurz- und langfristige körperliche und soziale Folgen müssen berücksichtigt werden, weshalb die Therapie individuell auf die betroffene Person abgestimmt wird. Wichtig ist aber im ersten Schritt, dass der Betroffene das eigene Problem erkennt und zusätzlich motiviert ist, etwas an der aktuellen Situation zu ändern. Nachdem realistische Therapieziele festgelegt wurden, erfolgt in der Regel ein Entzug. „Für die Entgiftung ist eine stationäre Aufnahme in einer Klinik notwendig. Nur so können Komplikationen vermieden und mögliche medizinische Risiken überwacht werden“, betont Dr. Peter Nyhuis.

 

„Für die Entgiftung ist eine stationäre Aufnahme in einer Klinik notwendig. Nur so können Komplikationen vermieden und mögliche medizinische Risiken überwacht werden.“

  Dr. Peter Nyhuis, Chefarzt und Ärztlicher Direktor des St. Marien Hospital Eickel

Das Ziel der Therapie ist in der Regel die vollkommene Abstinenz, also der komplette Verzicht auf Alkohol. Um dieses Ziel zu erreichen, folgt auf den Entzug eine längere Entwöhnungsphase, um die Erfolge zu stabilisieren. Dabei erfolgt insbesondere eine psychotherapeutische Behandlung, die beispielsweise aus Einzel- und Gruppengesprächen und einer Verhaltenstherapie bestehen kann. Um wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können, kann ergänzend eine Soziotherapie durchgeführt werden. Der Betroffene wird so beim Übergang von der psychiatrischen Behandlung in den Alltag und den Beruf unterstützt. Auch die Vermittlung von Wissen zu der eigenen Erkrankung und deren Behandlung (Psychoedukation) kann die Erfolgschancen der Therapie steigern. Die Therapie kann bei Bedarf um eine medikamentöse Behandlung ergänzt werden, um die Abstinenz aufrechtzuerhalten.

Ihr Experte

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Dr. Peter Nyhuis

Chefarzt und Ärztlicher Direktor
St. Marien Hospital Eickel
Fon 02325 - 374 - 1010
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