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Adipositas und Schwangerschaft Versorgung von Mutter und Kind im Blick

Rund ein Drittel aller Frauen im gebärfähigen Alter sind übergewichtig bzw. adipös. Für sie ist es häufig eine Herausforderung schwanger zu werden und auch nach einem positiven Test sind Schwangerschaft und Geburt mit erhöhten Risiken für Mutter und Kind verbunden. Diesen Risiken kann vor und während der Schwangerschaft und auch nach der Geburt entgegengewirkt werden.

Kinderwunsch und Adipositas

Hoffen auf einen positiven Schwangerschaftstest – das kennen viele Paare. Gerade bei Frauen mit Adipositas kann es jedoch länger dauern, bis der ersehnte zweite Strich auf dem Schwangerschaftstest endlich erscheint. Denn sehr starkes Übergewicht im Rahmen einer Adipositas hat oft negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit. Ein Grund dafür ist die sogenannte Anovulation – das Ausbleiben des Eisprungs.

Eine Reduzierung des Gewichts kann dazu beitragen, die Umsetzung des Kinderwunsches zu ermöglichen. „Dazu zählt zum Beispiel die Teilnahme am multimodalen Konzept, einer Kombination aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie“, erklärt Prof. Dr. Metin Senkal, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Plastische Chirurgie des Marien Hospital Witten. Auch eine operative magenverändernde Behandlung ist nach einer Durchführung des multimodalen Konzepts möglich. In der anschließenden Phase des Gewichtsverlusts sollten jedoch für 12 bis 24 Monate eine Schwangerschaft vermieden werden. Danach ist ein Kinderwunsch trotz der vorangegangenen Operation möglich.

 

"Zur Reduzierung des Gewichts zählt zum Beispiel die Teilnahme am multimodalen Konzept, einer Kombination aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie."

  Prof. Dr. Metin Senkal, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Plastische Chirurgie des Marien Hospital Witten

Vorsorge bei Schwangeren mit Adipositas

Da Schwangere mit Adipositas ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftserkrankungen haben, empfiehlt sich eine engmaschige Kontrolle. Zu den Risiken zählt zum Beispiel Schwangerschaftsdiabetes, dieser kann durch einen Blutzuckerbelastungstest zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche festgestellt werden. Außerdem treten bei adipösen Frauen häufig Bluthochdruck sowie Schwangerschaftsvergiftungen auf.

 

"Bildgebende Verfahren, wie zum Beispiel eine Ultraschalluntersuchung, sind bei adipösen Schwangeren nicht so aussagekräftig wie bei Schwangeren mit einem geringeren Gewicht."

  Valentin Menke, Chefarzt der Geburtshilfe des St. Anna Hospital Herne

„Bildgebende Verfahren, wie zum Beispiel eine Ultraschalluntersuchung, sind bei adipösen Schwangeren nicht so aussagekräftig wie bei Schwangeren mit einem geringeren Gewicht“, erklärt Valentin Menke, Chefarzt der Geburtshilfe des St. Anna Hospital Herne. Das Bauchfett verhindert eine gute Sicht auf den Fötus. Komplikationen wie beispielsweise Fehlbildungen des Babys werden so oft zu spät oder gar nicht erkannt. Umso wichtiger sind regelmäßige Vorsorgetermine, denn bei Schwangeren mit Adipositas kommt es häufiger zu Fehl- oder Frühgeburten als bei Schwangeren mit einem Normalgewicht.

Es wird adipösen Frauen in der Schwangerschaft jedoch nicht empfohlen abzunehmen, da eine Gewichtsabnahme für das ungeborene Kind gefährlich sein kann. Stattdessen empfiehlt sich in der Schwangerschaft Bewegung, wie Schwimmen oder Nordic Walking, in Kombination mit gesunder Ernährung, um eine gute Nährstoffversorgung für Mutter und Kind zu gewährleisten.

Die Geburt

Frauen mit einem hohen Gewicht haben eine geringere Wahrscheinlichkeit vaginal zu entbinden. „Das liegt daran, dass Kinder häufig ein erhöhtes Geburtsgewicht sowie einen großen Kopf haben und nicht durch den Geburtskanal passen“, erklärt Prof. Dr. Clemens Tempfer, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum. Ein anderer Grund ist, dass die Schwangerschaft häufig noch über den errechneten Termin hinaus andauert. Denn im Fettgewebe wird Östron gebildet, das verhindert, dass die Geburt beginnt. Wenn die Maßnahmen zur Geburtseinleitung nicht gelingen, wird ein Kaiserschnitt durchgeführt, um dem Kind sicher auf die Welt zu helfen. Nach der Geburt ist das Risiko von Wundheilungsstörungen erheblich höher, ebenso das Risiko einer Thrombose im Wochenbett und einer Wochenbett-Depression.

 

"Kinder haben häufig ein erhöhtes Geburtsgewicht sowie einen großen Kopf und passen nicht durch den Geburtskanal."

  Prof. Dr. Clemens Tempfer, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum
 

"Kinder von adipösen Frauen haben eine hohe Wahrscheinlichkeit für ein hohes Geburtsgewicht, eine sogenannte Makrosomie, aber auch für eine Mangelentwicklung."

  Prof. Dr. Sven Schiermeier, Direktor des Zentrums für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der St. Elisabeth Gruppe und Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Marien Hospital Witten

Schwerer Start ins Leben

Kinder von adipösen Frauen haben eine hohe Wahrscheinlichkeit für ein hohes Geburtsgewicht, eine sogenannte Makrosomie, aber auch für eine Mangelentwicklung“, erklärt Prof. Dr. Sven Schiermeier, Direktor des Zentrums für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der St. Elisabeth Gruppe und Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Marien Hospital Witten. Das ist ein weiterer Grund dafür, dass während der Geburt häufiger ein Kaiserschnitt notwendig ist. Hauptsächlich ist für die Makrosomie ein Schwangerschaftsdiabetes verantwortlich. Kurz nach der Geburt haben makrosome Neugeborene oft einen niedrigen Blutzuckerspiegel und müssen besonders überwacht werden.

Auch langfristig hat eine Makrosomie Folgen. Die Kinder haben ein erhöhtes Risiko, später ebenfalls übergewichtig zu werden und an Diabetes oder Bluthochdruck zu erkranken. Außerdem entwickeln sie eher Probleme mit dem Herz-Kreislaufsystem. Diese Folgeerkrankungen treten vermehrt bei Kindern von adipösen Müttern auf. Eine Möglichkeit dem bereits in den ersten Lebenstagen und -monaten entgegenzuwirken ist das Stillen. Stillen senkt das Risiko für das Kind, im Verlauf des späteren Lebens an Adipositas und oder Diabetes mellitus zu erkranken.

Ihre Experten

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Valentin Menke

Chefarzt

Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

St. Anna Hospital Herne

Fon 02325 - 986 - 2301

gynaekologie@annahospital.de

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Prof. Dr. Sven Schiermeier

Direktor

Zentrum für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der St. Elisabeth Gruppe - Katholische Kliniken Rhein-Ruhr, Standorte Witten und Wanne-Eickel

Fon 02302 - 173 - 1323

frauenklinik@marien-hospital-witten.de

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Prof. Dr. Clemens Tempfer

Direktor

Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Marien Hospital Herne
Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum
Fon 0 23 23 - 499 - 18 01
frauenheilkunde@marienhospital-herne.de

 

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Prof. Dr. Metin Senkal

Chefarzt

Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Plastische Chirurgie
Marien Hospital Witten
Fon 02302 173-1203
chirurgie@marien-hospital-witten.de