Blinddarmentzündung: akute und starke Bauchschmerzen sind typische Symptome

Blinddarmentzündung Warum sie so gefährlich ist

Bei einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) ist nur ein kleiner Teil des Organs zwischen Dünn- und Dickdarm entzündet. Der Wurmfortsatz ist etwa so groß bzw. so klein wie der kleine Finger, kann aber bei einer Entzündung starke Schmerzen verursachen. Welche Funktionen haben Blinddarm und Wurmfortsatz eigentlich? Wie kommt es zu einer Blinddarmentzündung und warum ist sie so gefährlich?

Der Wurmfortsatz (Appendix vermiformis) sitzt am Ende des Blinddarms im rechten Unterbauch. Er kann sich relativ leicht entzünden, weil dieser kleine Teil des Blinddarms Abwehrzellen gegen Krankheitserreger bildet, wenn Bakterien in den Körper gelangen. Weil der Wurmfortsatz aktiv und ständig mit der Abwehr von Krankheitserregern beschäftigt ist, kann es sein, dass er sich selbst mit Bakterien infiziert. Auch eine Verstopfung des Darms kann Ursache für eine Blinddarmentzündung sein. Verhärteter Darminhalt (Stuhl) sammelt sich dabei am Ende des Dickdarms. Die im Kot enthalten Bakterien vermehren sich und rufen eine Entzündung des Wurmfortsatzes hervor.

 

Schnell zum Arzt bei Symptomen einer Blinddarmentzündung

Bei einer Blinddarmentzündung ist in jedem Falle Eile geboten. Wenn der Wurmfortsatz des Blinddarms entzündet ist, sind typische Symptome meistens akute Bauchschmerzen um den Bauchnabel herum. Von dort aus breiten sich die Schmerzen in den rechten Unterbauch weiter aus. Der ganze Bauch fühlt sich angespannt an und schmerzt schon bei leichter Berührung stark. Weitere Symptome für einen entzündeten Wurmfortsatz des Blindarms sind oft eine harte Bauchdecke, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit und leichtes Fieber. Vor allem bei Kindern macht sich eine Blinddarmentzündung mit Fieber bemerkbar.

 

„Bei diesen Symptomen sollten Patienten unbedingt schnell einen Arzt aufsuchen: Denn die Gefahr für einen Blinddarmdurchbruch ist groß. Bei einem Durchbruch platzt der entzündete Wurmfortsatz, so gelangen Bakterien und Darminhalt in die Bauchhöhle und breiten sich dort aus“, erklärt Prof. Dr. Metin Senkal, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Marien Hospital Witten. Das kann eine Bauchfellentzündung (Peritonitis) nach sich ziehen, die schwerste Erkrankung der gesamten Bauchhöhle.

Bei einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) ist der sogenannte Wurmfortsatz (Appendix vermiformis) am Ende des Blinddarms, der sich im Unterbauch befindet, entzündet.

Entzündungen im Darm

Neben akuten entzündlichen Darmerkrankungen wie einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) gibt es auch chronische oder spezifische Entzündungen des Darms.

 

Diagnose einer Blinddarmentzündung (Appendizitis)

Um eine Blinddarmentzündung festzustellen, erfasst der Arzt zunächst die Krankengeschichte und untersucht den Bauch. Die Diagnose wird mit einer Untersuchung der Blutwerte und einer Ultraschalluntersuchung gesichert. Ganz selten muss eine Computertomographie (CT)-Untersuchung erfolgen – das passiert vor allem dann, wenn die Symptome untypisch sind oder bei unklaren Bauchschmerzen.

 

Behandlung einer Blinddarmentzündung (Appendizitis)

Meistens reicht eine Behandlung mit Antibiotika bei einer Entzündung des Blinddarms bzw. des Wurmfortsatzes nicht aus. Der entzündete Appendix des Patienten muss bei einer Operation entfernt werden. Der Eingriff findet in der Regel als minimal-invasive Operation statt, der Blinddarm wird also nur mithilfe eines kleinen Schnittes entfernt.

 

 

„In den meisten Fällen ist bei einer Blinddarmentzündung sogar eine sofortige Operation notwendig.“

  Prof. Dr. Metin SenkalChefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Marien Hospital Witten
 

„Minimal-invasive Operationen haben den großen Vorteil, dass die Haut- und Weichteile bei dem Eingriff nur geringfügig beschädigt werden. So haben Patienten weniger Schmerzen und können schneller wieder gesund werden.“

  Dr. Nurettin AlbayrakChefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des St. Anna Hospital Herne und Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum

Der Chirurg nutzt ein Laparoskop zur Entfernung des entzündeten Wurmfortsatzes, das über drei sehr kleine Schnitte von einem halben bis zwei Zentimeter in den Bauchraum eingeführt wird. In der Regel können die Patienten mit dieser besonders schonenden Operationstechnik bereits nach zwei Tagen wieder nach Hause. Nach zwei Wochen körperlicher Schonung können sie wieder normal an ihrem Alltag teilnehmen.

Wir verwenden Drittanbieter, um diesen Inhalt darzustellen.
Bitte akzeptiere "Instagram Content", um diesen Inhalt anzuzeigen.

Einer Blinddarmentzündung vorbeugen?

Vorbeugen kann man einer Blinddarmentzündung kaum. Das Risiko verringert sich mit gesunder Ernährung. Eine pflanzliche und ballaststoffreiche Ernährung fördert die Darmbewegung, wie generell die Darmgesundheit, was Entzündungen vorbeugt. Meist sind Blinddarmentzündungen durch verhärteten Darminhalt (Stuhl) am Ende des Dickdarms bedingt. Nach einer OP im Bauchraum sollte man auf eine ausgewogene Ernährung mit leicht verdaulichen Lebensmitteln achten.

 

Mythen über Blinddarm-entzündung (Appendizitis)

  • Mythos 1: Der Blinddarm ist ein Überbleibsel ohne Funktion.
    Das stimmt so nicht. Der Blinddarm bzw. der leicht entzündliche Teil, der Wurmfortsatz, haben durchaus wichtige Funktionen: Milliarden gesunder Bakterien im Blinddarm zersetzen Nahrungsbestandteile, die der Dünndarm noch nicht verdaut hat, um sie nutzbar zu machen. Der Blinddarm stellt z. B. Fettsäuren her oder gewinnt Vitamine aus der eingenommenen Nahrung. Außerdem speichert der Wurmfortsatz Darmflora, also wichtige Mikroorganismen, und verteilt diese an den restlichen Darm weiter, z. B. nach Durchfall, wenn diese Mikroorganismen ausgeschiedenen wurden.
     
  • Mythos 2: Bei einer Operation wird der Blinddarm komplett entfernt.
    In der Regel ist bei einer Blinddarmentzündung hauptsächlich der Wurmfortsatz (Appendix vermiformis) betroffen. Deshalb erfolgt bei einer akuten Appendizitis in den meisten Fällen eine Operation, der Appendektomie genannt wird. Dabei wird lediglich der entzündete Wurmfortsatz des Patienten entfernt und damit nicht der gesamte Blinddarm.
     
  • Mythos 3: Eine Appendektomie hat keine Auswirkungen auf den Körper.
    Doch, denn der Wurmfortsatz hat wichtige Aufgaben. Der Körper reguliert die Funktionen des Appendix nach einer Entfernung des Wurmfortsatzes, indem vor allem das Immunsystem und der Darm die Aufgaben übernehmen. Der Körper nutzt die Abwehrfunktionen anderer Organe gegen krankheitserregende Bakterien. Der restliche Dickdarm kann den nun den fehlenden Speicher für die guten Darmbakterien kompensieren und die Darmflora passt sich im Laufe der Zeit an. Aber: Bei Erwachsenen hat der Appendix in der Tat keine Bedeutung – im Gegensatz zu Kindern –, deshalb verkraften Erwachsene eine Entfernung des Wurmfortsatzes des Blinddarms in der Regel ohne langfristige Folgen.

 

Ihre Experten

Dr. Nurettin Albayrak

Dr. Nurettin Albayrak

Chefarzt
Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
St. Anna Hospital Herne
Fon: 02325 986 - 2051
chirurgie@annahospital.de

Chefarzt
Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
Marien Hospital Herne
Fon: 02323 499 - 1478
chirurgie@marienhospital-herne.de

doc

Prof. Dr. Metin Senkal

Chefarzt
Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
Marien Hospital Witten
Fon: 02302 173 - 1203
chirurgie@marien-hospital-witten.de