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Wahre Wunder oder völliger Unsinn? Das steckt wirklich hinter Medizinmythen

Niemand weiß genau wo sie ihren Ursprung haben oder wer sie in die Welt gesetzt hat, doch sie halten sich hartnäckig: Medizinmythen. Aber an welchen Mythen ist tatsächlich etwas Wahres dran? Welche sind nur Märchen der Medizin? Und können manche von ihnen sogar gefährlich für die Gesundheit sein? Wir informieren.

Medizinmythos: Fingerknacken verursacht Gicht

„Lass das Fingerknacken, davon bekommst du Gicht!“ Diese Aussage haben schon viele Kinder zu hören bekommen. Prof. Dr. Xenofon Baraliakos, Ärztlicher Direktor des Rheumazentrum Ruhrgebiet, gibt Entwarnung: „Gicht entsteht, wenn der Körper zu viel Harnsäure produziert, beziehungsweise zu wenig von dieser ausgeschieden wird, sodass Ablagerungen zum Beispiel in den Gelenken, Sehnen oder den Schleimbeuteln entstehen. Mit Fingerknacken hat das nichts zu tun.“ Was viele übrigens nicht wissen: In den meisten Fällen tritt Gicht im Bereich der Zehen, der Knie oder der Füße auf. Gichtfinger sind, entgegen der allgemeinen Annahme, selten.

Medizinmythos: Mondphasen beeinflussen den Menstruationszyklus

Seit Jahrhunderten hält sich die Theorie hartnäckig, dass die Mondphasen Einfluss auf den weiblichen Menstruationszyklus haben. Bei Vollmond sollen Frauen besonders fruchtbar sein bzw. besonders häufig Geburten stattfinden. „Viele Studien haben diese Annahme inzwischen widerlegt“, weiß Dr. Anja Brämer-Maiß, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des MVZ Ärzte Hölkeskampring. Gegen den Einfluss des Mondes spricht allein schon die Länge der Mondphasen im Vergleich zur Zykluslänge der Frau: Eine Mondphase dauert immer 29,5 Tage, der weibliche Zyklus jedoch variiert. Er wird kürzer oder länger, abhängig vom Alter der Frau, davon wie viel Stress sie hat, ob sie unter- oder übergewichtig ist und ob sie gerade ein Kind stillt. Dieselben Faktoren können auch Einfluss darauf haben, ob eine Frau schwanger wird oder nicht.

Medizinmythos: Cola hilft gegen Durchfall

Früher hieß es immer: Gegen Durchfall helfen Cola und Salzstangen. Doch der Mythos, dass Cola gegen Durchfall hilft, ist lediglich eine unwahre Behauptung. Das süße Erfrischungsgetränk ist keineswegs ein Heilmittel. „Zwar ist es wichtig bei einer Durchfallerkrankung auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten, jedoch ist Cola hier die falsche Wahl“, weiß Dr. Niklas Jollet, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie im MVZ Witten Ärzte Marienplatz. Die enthaltene Kohlensäure reizt den Magen-Darm-Trakt nur zusätzlich, ebenso wie der hohe Zuckergehalt. Außerdem ist Durchfall meistens das Symptom einer Erkrankung und nicht die Erkrankung selbst. Die Ursachen hierfür können unterschiedlich sein: Stress, Lebensmittelunverträglichkeiten oder eine Magen-Darm-Infektion. Was bei Durchfall wirklich helfen kann, sind Gemüse- oder Hühnerbrühe, Magen-Darm-Tees sowie bei ausgeprägten Formen Elektrolytlösungen, die in der Apotheke erhältlich sind. Diese Mittel helfen dabei, den Flüssigkeits- und Salzverlust auszugleichen. Verbessert sich der Durchfall nicht durch Haushaltsmittel oder verschlimmert sich sogar, sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden.

Medizinmythos: Blasenentzündungen entstehen durch kalten Untergrund beim Sitzen

Setz dich nicht auf kalte Steine, davon kriegst du eine Blasenentzündung“ – Diesen Satz kennt wahrscheinlich jeder noch aus seiner Kindheit. Doch hatte Mutter recht? In diesem Fall nicht:„Blasenentzündungen werden in der Regel durch bakterielle Erreger ausgelöst, die zur natürlichen Darm- oder (seltener) Scheidenflora gehören und durch die Harnröhre in die Blase gelangen“, informiert Dr. Christina Brenzel, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe im MVZ Herdecke Ärzte Sally-Grünewald-Straße. Geschlechtsverkehr, eine geschwächte Immunabwehr durch chronische Erkrankungen wie Diabetes oder auch Östrogenmangel in der Postmenopause begünstigen dies. Hygienemängel hingegen verursachen in der Regel keine Harnwegsinfektionen.

Bei einer unkomplizierten Blasenentzündung ohne Fieber reichen viel trinken, sanfte Wärme im unteren Bauchbereich und ggf. auch die Einnahme eines Schmerzmittels oft zur Behandlung aus. Auch die Anwendung pflanzlicher Mittel aus der Apotheke wie Extrakten aus der Kapuzinerkresse, Cranberry oder D-Mannose kann zusätzlich hilfreich sein. „Sind die Beschwerden nach wenigen Tagen nicht deutlich besser oder kommen komplizierende Faktoren wie Fieber, blutiger Urin oder Vorerkrankungen hinzu, sollte ein Arzt aufgesucht werden“, erklärt Dr. Christina Brenzel.

Zur Vorbeugung wiederkehrender Infekte wird eine ausreichende Trinkmenge empfohlen. Übertriebene Intimhygiene sollte vermieden und chronische Erkrankungen konsequent behandelt werden. Ein Östrogenmangel kann durch Medikamente lokal ausgeglichen werden. Auch pflanzliche Mittel finden hier Anwendung.

 

Ihre Experten

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Prof. Dr. med. Xenofon Baraliakos
Ärztlicher Direktor
Rheumazentrum Ruhrgebiet
Fon: 02325 - 592 - 131
sekretariat@rheumazentrum-ruhrgebiet.de

Dr. med. Niklas Jollet

Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie

MVZ Witten
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Marienplatz 2
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Dr. med. Anja Brämer-Maiß

Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

MVZ Herne
Ärzte Hölkeskampring
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44623 Herne
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Dr. Christina Brenzel

Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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