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Rund ums Blut Aufbau und Funktion des flüssigen Organs

Bei vielen Menschen ruft der Gedanke an Blut bestimmte Assoziationen hervor: Blutabnahme, Verletzungen, Operationen. Manche ekeln sich auch davor oder „können kein Blut sehen“. Dabei übernimmt der rote Lebenssaft, wie Blut manchmal genannt wird, lebenswichtige Körperfunktionen. Welche das sind und wie der Aufbau des flüssigen Organs ist, verrät dieser Beitrag.

Je nach Größe und Gewicht hat ein erwachsener Mensch zwischen fünf und sechs Liter Blut, was ungefähr sechs bis acht Prozent des Körpergewichts ausmacht. Als Transportmittel hat Blut die zentrale Aufgabe, Sauerstoff und Nährstoffe vom Herzen zu allen Organen und Gewebestrukturen des Körpers zu befördern. Es ist gleichzeitig aber auch für den Abtransport von sauerstoffarmem Blut zurück zur Lunge verantwortlich. Motor dieses auch als Blutkreislauf bezeichneten Prozesses ist das Herz. Pro Tag pumpt es 7000 Liter durch den ganzen Körper.

Aufbau von Blut: Woraus besteht der rote Lebenssaft?

Blut besteht aus flüssigen und festen Anteilen. Der flüssige Bestandteil wird auch als Blutplasma bezeichnet und macht rund 60 Prozent des Blutes aus. Es besteht hauptsächlich aus Wasser, enthält darüber hinaus aber auch:

  • Nährstoffe und Vitamine
  • Hormone
  • Stoffwechselprodukte
  • Eiweiße

Ohne Blutgerinnungsfaktoren wird das Plasma auch als Blutserum bezeichnet.

    Die festen Bestandteile des Blutes sind die Blutzellen. Sie machen etwa 40 Prozent aus und befinden sich im Blutplasma. Zu ihnen gehören:

    • Rote Blutkörperchen (Erythrozyten): Sie sind für den Transport
          von Sauerstoff und Kohlendioxid zuständig.
    • Weiße Blutkörperchen (Leukozyten): Bei ihnen handelt es sich
          um Abwehrzellen. Sie sind Teil des Immunsystems.
    • Blutplättchen: Sie sind wichtig für die Blutgerinnung.

    Blutbildung: Wo und wie entsteht das Blut im menschlichen Körper?

    Um lebenswichtige Funktionen im Körper ausführen zu können, muss das Blut fortlaufend in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Aber wo kommt das Blut her? Wo wird es gebildet?

    Neben Wasser und Nährstoffen besteht Blut zu einem großen Teil aus Blutzellen. Diese werden während des gesamten Lebens immer wieder auf- und abgebaut. Bereits während der Embryonalzeit, im ungeborenen Zustand, beginnt die Neubildung von Blutzellen aus sogenannten Stammzellen. Dabei handelt es sich um Körperzellen, die sich zu fast jeder Art von Zelle entwickeln und sogar Kopien von sich selbst erstellen können.

    Bei Ungeborenen werden die Stammzellen in Leber und Milz produziert, bei Erwachsenen im Knochenmark von verschiedenen Knochen – vor allem im Becken und Brustbein.

    A, B, AB oder 0 – was bedeuten die Blutgruppen?

    Das Blut jedes Menschen gehört einer bestimmten Blutgruppe an: A, B, AB oder 0. Zum Teil haben diese Gruppen noch einmal Untergruppen und verschiedene Varianten. In Mitteleuropa haben jeweils 40 Prozent die Blutgruppen A oder 0. Die restlichen 20 Prozent verteilen sich auf die Blutgruppen B und AB, wobei AB die seltenste Blutgruppe ist.

    Die Blutgruppe ist vor allem dann wichtig, wenn es um Blut- oder Organspenden geht. Sie ist vererbbar und wird bei der Geburt bestimmt. Aber was sagen die einzelnen Gruppen aus?

    Die verschiedenen Blutgruppen A, B, AB und 0 werden durch bestimmte Eiweiße auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen charakterisiert. Konkret handelt es sich bei diesen Eiweißen um Antigene – die Blutgruppen-Eiweiße „A“ und „B“ sind solche Antigene. Blutgruppe „0“ hingegen bedeutet, dass sich keine Antigene auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen befinden.

    Blut: Was ist die Funktion?

    Wichtigste Aufgabe von Blut ist der Transport von Sauerstoff und Nährstoffen durch den Körper. Aber auch Hormone und Antikörper werden über den Blutkreislauf zu den Organen und Zellen geschleust. Darüber hinaus ist Blut auch für den Abtransport von Abfallprodukten zu den Ausscheidungsorganen verantwortlich: Niere, Darm, Lunge und Haut.

    Besonders viel Blut befindet sich in der Leber, dem Hauptentgiftungsorgan des Körpers. Zu ihren wichtigsten Aufgaben zählen die Produktion lebenswichtiger Eiweißstoffe, die Verwertung von Nahrungsbestandteilen sowie die Bildung der Gallenflüssigkeit und der damit einhergehende Abbau und die Ausscheidung von Stoffen.

    Darüber hinaus ist Blut wichtig für die Immunabwehr, die Wärmeregulierung des Körpers sowie die Aufrechterhaltung des Säure-Base-Haushaltes. Blutplättchen und Gerinnungsfaktoren sorgen außerdem dafür, dass bei Gefäßverletzungen nicht zu viel Blut verloren geht. Letzteres geschieht durch kleine Gerinnsel an der Verletzungsstelle, die an der Haut durch Verkrustungen sichtbar werden.

     

    „Zu den auslösenden Faktoren einer Blutarmut, also einem Ungleichgewicht zwischen Blutbildung und Blutabbau, zählen z. B. Stammzellenerkrankungen, ein Folsäure- und Vitamin B12- oder Eisenmangel.“

      Dr. Vera Heuer, Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie und internistische Onkologie im MVZ Herne, Filiale Am Ruschenhof.

    Blut ist nicht nur essentiell für die Aufrechterhaltung wichtiger körperlicher Funktionen, sondern kann auch verschiedene Probleme und schwerwiegende Erkrankungen verursachen.

    Eine der häufigsten Bluterkrankungen ist die Anämie, auch als Blutarmut bekannt. Sie tritt auf, wenn der Körper zu wenig Blut produziert und wird durch einen Mangel an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin) und / oder roten Blutkörperchen (Erythrozyten) verursacht.

    Andere Bluterkrankungen sind angeborene oder erworbene Gerinnungsstörungen, die mit einer erhöhten Blutungsneigung einhergehen. In diesem Fall kann sich das Blut nicht selbst vor zu viel Blutverlust durch die Bildung von Gerinnseln an der Verletzungsstelle schützen. Ein Beispiel für diese Erkrankung ist die Bluterkrankheit, auch Hämophilie genannt. Sie tritt ausschließlich bei Männern auf und wird genetisch vererbt.

    Eine der schwerwiegendsten Bluterkrankungen ist die Leukämie („Blutkrebs“). Als solche wird eine Gruppe von Krebserkrankungen des blutbildenden Systems bezeichnet. „Konkret ist bei der Leukämie die Blutbildung im Knochenmark gestört, wodurch unvollständig entwickelte weiße Blutkörperchen ins Blut gelangen und sich dort meist sehr schnell und unkontrolliert entwickeln. Die roten Blutkörperchen sind dann in der Unterzahl, wobei sich die weißen Blutkörperchen an verschiedenen Organen im Körper ansiedeln können, zum Beispiel in der Milz oder in den Lymphknoten“, so Dr. Heuer.

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    Marta Litter

    Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie und internistische Onkologie

    MVZ Herne, Ärzte Hölkeskampring
    Filiale Obere Münsterstraße, Castrop-Rauxel
    Fon 02305 35 80 00
    praxis-obere-muensterstrasse@mvz-aerzte.com