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Myokarditis Eine oft unterschätzte Erkrankung

Schnelle Ermüdung, Luftnot und Herzstolpern können Symptome einer Myokarditis sein. Dabei handelt es sich um eine Entzündung des Herzmuskels, die meist als Folge von grippalen Infekten entsteht und sowohl akut als auch chronisch verlaufen kann. Nicht immer sind die Anzeichen einer Myokarditis jedoch eindeutig. Woran sie dennoch erkannt wird, wie sie entsteht und welche Behandlungen möglich sind.

Im Gegensatz zu altersbedingten Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann eine Myokarditis in allen Altersgruppen auftreten. Allerdings sind junge Menschen meist öfter betroffen als Ältere. Grund dafür sind nicht ausreichend auskurierte Infekte wie Erkältungen. Vor allem Sportler neigen dazu, krank zu trainieren. Eine fatale Kombination.

 

„Durch Viren verursachte grippale Infekte können bei körperlicher Belastung auf den Herzmuskel übergehen, diesen angreifen und zunehmend schwächen. Dies geschieht in etwa fünf Prozent der Fälle.“

  Priv.-Doz. Dr. Hans-Jörg HippeChefarzt der Klinik für Kardiologie des Marien Hospital Witten

Myokarditis - Ursachen der Herzmuskelentzündung

„Durch Viren verursachte grippale Infekte können bei körperlicher Belastung auf den Herzmuskel übergehen, diesen angreifen und zunehmend schwächen. Dies geschieht in etwa fünf Prozent der Fälle“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Hans-Jörg Hippe, Chefarzt der Klinik für Kardiologie des Marien Hospital Witten. Neben Erkältungsviren können auch Masern- oder Herpesviren in das Herzmuskelgewebe eindringen. Manchmal lösen auch bakterielle Infektionen mit Streptokokken oder Legionellen eine Myokarditis aus. Herzmuskelentzündungen durch Pilze oder Parasiten kommen ebenfalls vor, sind aber vergleichsweise selten.
Im Anfangsstadium verläuft eine Myokarditis ohne besondere Beschwerden, was die Krankheit so tückisch macht. Spürbare Anzeichen einer Herzmuskelentzündung treten oft erst Wochen nach einer Infektion auf.

Zu den Symptomen gehören:

  •     Ermüdung
  •     Leistungsschwäche
  •     Atemnot
  •     Schwindel
  •     Brustenge
  •     Herzstolpern
  •     Wassereinlagerungen in den Beinen

 

 

Warnzeichen ernst nehmen und schnell handeln

Nicht immer weisen diese Symptome jedoch auf eine Myokarditis hin. Andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie die koronare Herzkrankheit (KHK), Herzschwäche oder Bluthochdruck verursachen ähnliche Beschwerden. „Wichtig ist daher, die Symptome zeitnah von einem Spezialisten abklären zu lassen, denn eine Herzmuskelentzündung ist nicht zu unterschätzen. Es können akute und chronische Schäden entstehen, wie eine Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen“, so Dr. Hippe.
Schreitet eine unerkannte Myokarditis schnell fort, wird immer mehr Herzmuskelgewebe zerstört. Im Akutfall kann dies zu einem plötzlichen Herztod führen. So hat man bei etwa 10 Prozent der jungen Menschen, die unerwartet – meist beim Leistungssport – verstarben, eine Herzmuskelentzündung als Ursache festgestellt.

 

„Wichtig ist daher, die Symptome zeitnah von einem Spezialisten abklären zu lassen, denn eine Herzmuskelentzündung ist nicht zu unterschätzen. Es können akute und chronische Schäden entstehen, wie eine Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen“

  Priv.-Doz. Dr. Hans-Jörg Hippe Chefarzt der Klinik für Kardiologie des Marien Hospital Witten

Schritt für Schritt zur Diagnose

Zunächst misst der behandelnde Arzt den Blutdruck des Patienten und hört Herz und Lungen ab. Im nächsten Schritt kann ein Elektrokardiogramm (EKG) zur Diagnose durchgeführt werden. Bei rund 55 Prozent der Patienten lässt das EKG eine gesteigerte Herzfrequenz und Herzrhythmusstörungen erkennen. Die wichtigste Untersuchung ist anschließend das Herzecho (Ultraschall), das mögliche entzündungsbedingte Wandbewegungsstörungen oder Einschränkungen der Pumpfunktion zeigt. Alternativ kann ein Kardio-MRT wichtige Informationen zu Wassereinlagerungen im Herzmuskel liefern. Auch eine Blutuntersuchung ist sinnvoll, da die Herzenzyme Troponin und proBNP das Stadium der Erkrankung anzeigen.
Die genaueste Diagnose bietet jedoch die Myokardbiopsie. Dabei handelt es sich um eine Gewebeprobe des Herzmuskels, die über einen Katheter entnommen wird. So kann der Arzt eine Herzmuskelentzündung direkt nachweisen.

 

 

 

„Die entscheidende Therapie der Herzmuskelentzündung besteht in körperlicher Schonung.“

  Priv.-Doz. Dr. Hans-Jörg HippeChefarzt der Klinik für Kardiologie des Marien Hospital Witten

Therapie der Myokarditis: In der Ruhe liegt die Kraft

„Die entscheidende Therapie der Herzmuskelentzündung besteht in körperlicher Schonung“, rät Dr. Hippe. Die Schonung sollte solange aufrechterhalten werden, bis von ärztlicher Seite Entwarnung gegeben wird – üblicherweise nach einem bis drei Monaten.
Hat die Myokarditis zu einer Schwächung der Herzmuskulatur und Erweiterung der Herzkammern mit den Anzeichen einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) geführt, erfolgt die heute übliche Therapie einer Herzinsuffizienz insbesondere durch ACE-Hemmer und Betablocker. „Bei schweren Verlaufsformen kann eine Überwachung auf der Intensivstation notwendig werden“, ergänzt Hippe.

 

Heilungsaussichten

Die Heilungsaussichten bei Myokarditis sind gut: Bei dem Großteil der Patienten ist eine komplette Ausheilung zu erwarten. Nur etwa 10 Prozent der Betroffenen entwickeln anhaltende Funktionsstörungen des Herzmuskels. Zur Vorbeugung einer Myokarditis ist die körperliche Schonung während und nach Infekten essenziell.

 

Ihr Experte

doc

Priv.-Doz. Dr. Hans-Jörg Hippe

Chefarzt
Kardiologische Klinik
Marien Hospital Witten
Fon 02302 173-1303
kardiologie@marien-hospital-witten.de