Hexe mit Besen

Kein Hokuspokus nötig Wie man einem Hexenschuss vorbeugen und ihn wieder loswerden kann

Ein stechender plötzlicher Schmerz im unteren Lendenbereich: Das kann nur auf die magischen Fähigkeiten einer Hexe zurückzuführen sein – zumindest glaubte man das im Mittelalter. Heute weiß man, dass Blockierungen von Wirbelgelenken und Muskelverspannungen durch ungewohnte oder fehlerhafte Bewegungen und Belastungen zu den Auslösern eines sogenannten Hexenschusses zählen. Doch was hilft eigentlich gegen einen Hexenschuss? Was kann man selbst tun, um seinem Leiden Linderung zu verschaffen? Und wann sollte man zum Arzt?

 

„Langfristig ist ein Hexenschuss in den meisten Fällen auf eine geschwächte Rückenmuskulatur, die das Ergebnis von mangelnder Bewegung ist, zurückzuführen. Die Muskeln sind verhärtet oder verkürzt, Nervenfasern werden gereizt und Bänder strapaziert. Daraus folgend kommt es durch eine bestimmte Bewegung zu einer Blockade, die den stechenden Schmerz auslöst.“

  Prof. Dr. Sebastian Rütten, Direktor des Zentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie der St. Elisabeth Gruppe

Bis zu 85 Prozent der deutschen Bevölkerung erleiden im Laufe ihres Lebens mindestens einmal eine Lumbago bzw. Lumbalgie, wie der Hexenschuss fachsprachlich genannt wird. In den meisten Fällen sind Betroffene zwischen 30 und 50 Jahre alt. Der Hexenschuss äußert sich als stechender Schmerz im Bereich des unteren Rückens. Durch die Schmerzen ist die Beweglichkeit der Lendenwirbelsäule eingeschränkt. Bücken, aber auch oft Gehen und Stehen fallen schwer. Die Ursachen sind vielfältig: zu viel gesessen, eine unglückliche Drehbewegung, ungewohnte Bewegungen oder zu schweres Heben. „Langfristig ist ein Hexenschuss in den meisten Fällen auf eine geschwächte Rückenmuskulatur, die das Ergebnis von mangelnder Bewegung ist, zurückzuführen. Die Muskeln sind verhärtet oder verkürzt, Nervenfasern werden gereizt und Bänder strapaziert. Daraus folgend kommt es durch eine bestimmte Bewegung zu einer Blockade, die den stechenden Schmerz auslöst“, so Prof. Dr. Sebastian Rütten, Direktor des Zentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie der St. Elisabeth Gruppe.

Wärmetherapie bei Hexenschuss

In der Regel lassen die Symptome nach einiger Zeit von selbst nach. Um die Heilung zu unterstützen, ist vor allem Wärme empfehlenswert. „Wärme fördert die Durchblutung der Muskeln, was Verspannungen lockern oder gar lösen kann,“ erklärt Vanessa Deppe, Physiotherapeutin im Zentrum für Prävention, Therapie, Rehabilitation und sportmedizinische Diagnostik der St. Elisabeth Gruppe.

 

„Wärme fördert die Durchblutung der Muskeln, was Verspannungen lockern oder gar lösen kann.“

  Vanessa Deppe, Physiotherapeutin im Zentrum für Prävention, Therapie, Rehabilitation und sportmedizinische Diagnostik der St. Elisabeth Gruppe
 

„Sauerstoff kann leichter transportiert werden, Stoffwechselprodukte werden schneller abgebaut und somit der Muskeltonus besser reguliert. Die Gefäße weiten sich, sodass das Blut leichter hindurchfließen kann. Somit können Nährstoffe besser transportiert und aufgenommen werden und der natürliche Heilungsprozess wird unterstützt.“

  Nadine Hirsch, Physiotherapeutin im Zentrum für Prävention, Therapie, Rehabilitation und sportmedizinische Diagnostik der St. Elisabeth Gruppe

Zudem regt die Wärmetherapie den Stoffwechsel an. „Sauerstoff kann leichter transportiert werden, Stoffwechselprodukte werden schneller abgebaut und somit der Muskeltonus besser reguliert. Die Gefäße weiten sich, sodass das Blut leichter hindurchfließen kann. Somit können Nährstoffe besser transportiert und aufgenommen werden und der natürliche Heilungsprozess wird unterstützt“, ergänzt ihre Kollegin Nadine Hirsch. Die Wärmetherapie kann zuhause auf unterschiedliche Weise erfolgen. Zum Beispiel durch eine Rotlicht-Behandlung, durch Wärmepflaster, die über einen längeren Zeitraum hinweg Wärme an die betroffene Stelle abgeben, oder ein heißes Bad.

Bettruhe? Nein, danke!

Darüber hinaus kann auch eine Stufenlagerung helfen, die Wirbelsäule und die Muskulatur im unteren Rücken zu entlasten. Der Betroffene legt sich hierbei auf den Rücken. Die Beine werden in der Hüfte und in den Knien rechtwinklig gebeugt. Die Unterschenkel werden auf einen Stuhl oder einen Hocker ablegt. Außerdem gilt: Bloß nicht ins Bett verkriechen! Inaktivität ist bei einem Hexenschuss nicht ratsam. Tatsächlich zögert sie sogar die Genesung hinaus. Stattdessen sollten Betroffene ihre normalen Alltagsaktivitäten so gut wie möglich beibehalten.

Rückenschmerz hat viele Ursachen

Nicht immer steckt hinter akuten Rückenschmerzen ein Hexenschuss. „Verschwindet der Schmerz nach zwei bis drei Tagen nicht, strahlt in andere Körperregionen aus oder kommen gar zusätzliche Symptome wie Lähmungserscheinungen, Kribbelgefühl oder ein Taubheitsgefühl hinzu, sollte ein Arzt aufgesucht werden“, rät Prof. Rütten. Der Arzt führt zunächst ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten, bei dem er vor allem Art, Dauer und Auslöser der Schmerzen abfragt und auch auf mögliche Vorbelastungen eingeht. Im Anschluss werden Haltung und Rückenmuskulatur untersucht.

 

„Verschwindet der Schmerz nach zwei bis drei Tagen nicht, strahlt in andere Körperregionen aus oder kommen gar zusätzliche Symptome wie Lähmungserscheinungen, Kribbelgefühl oder ein Taubheitsgefühl hinzu, sollte ein Arzt aufgesucht werden.“

  Prof. Dr. Sebastian Rütten, Direktor des Zentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie der St. Elisabeth Gruppe

Auch hinsichtlich eines möglichen Bandscheibenvorfalls führt der Arzt einige Tests durch. Im Zuge des Arzt-Patienten-Gesprächs oder der Untersuchungen können sich auch Hinweise darauf ergeben, dass die Beschwerden organbedingt sind. In einigen Fällen kommt es vor, dass von den Organen Schmerzen in den Lendenwirbelbereich ausstrahlen, die mit einem harmlosen Hexenschuss verwechselt werden. Das kann zum Beispiel bei einer Gallenblasenentzündung, Bauchspeicheldrüsenentzündung oder bei Endometriose der Fall sein. Hält der Schmerz über mehrere Wochen an, kann auch eine Fibromyalgie dahinterstecken.

Hexenschuss vorbeugen

Um einen Hexenschuss zu vermeiden, sollte man möglichst rückenfreundlich leben. Das heißt konkret, regelmäßige Bewegung, zu starke Belastungen der Wirbelsäule vermeiden und außerdem auf ein Normalgewicht zu achten. Zusätzlich können Gymnastikübungen helfen. Dabei sind vor allem Übungen für den Bauch und den Po empfehlenswert, denn gut trainierte Bauch- und Pomuskeln sorgen für eine gerade Sitzhaltung, was wiederum den Rücken entlasten kann.

Übungen für Bauch und Po helfen einem Hexenschuss vorzubeugen.