Auf einem Straßenschild sind zwei Huckel zu sehen, die an die Ausstülpungen am Darm erinnern, die bei einer Divertikulitis auftreten.

Divertikulitis Wenn sich Ausstülpungen am Darm entzünden

Schmerzen im Unterbauch, begleitet von Fieber und Stuhlunregelmäßigkeiten? Dafür kann eine Divertikelentzündung im Darm verantwortlich sein. Divertikel sind kleine ballonförmige Ausstülpungen an der Darmwand. Treten sie vermehrt auf, spricht man von einer Divertikulose. Ein Eingreifen ist zunächst nicht notwendig, denn die Ausstülpungen sind nicht gesundheitsgefährdend. Erst wenn sich die Divertikel entzünden oder anfangen zu bluten und so eine Divertikulitis entsteht, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Gerade mit zunehmenden Alter völlig normal: die Entstehung von Ausstülpungen an der Darmschleimhaut nach außen. Zumeist bilden sich diese an strukturell schwachen Stellen der Darmwand, wie an Lücken, die für durchtretende Darmgefäße gedacht sind. Die Ausstülpungen werden als Darmdivertikel bezeichnet. Liegen davon zahlreiche vor, handelt es sich um eine Divertikulose.

 

„Wer also zum Beispiel nach einer Darmspiegelung die Diagnose Divertikulose mitgeteilt bekommt, muss nicht beunruhigt sein. Oftmals sind die Divertikel harmlos und verursachen keine Beschwerden bei den Betroffenen.“

  Dr. Branka ZoricOberärztin der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie, Pneumologie im Marien Hospital Witten

In Deutschland ist von den über 70-Jährigen schätzungsweise über die Hälfte betroffen. „Wer also zum Beispiel nach einer Darmspiegelung die Diagnose Divertikulose mitgeteilt bekommt, muss nicht beunruhigt sein“, klärt Dr. Branka Zoric, Oberärztin der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie, Pneumologie im Marien Hospital Witten, auf. „Oftmals sind die Divertikel harmlos und verursachen keine Beschwerden bei den Betroffenen.“

Als Hauptursache für das Auftreten von Darmdivertikeln gilt neben dem steigenden Alter auch eine zu ballaststoffarme Ernährung. Wenn dem Körper Ballaststoffe fehlen, führt dies zu Verstopfung, welche durch den dauerhaften Druck im Darm wiederum die Entwicklung von Darmdivertikeln begünstigt. Hinzu kommen genetische Faktoren, geringe körperliche Aktivität und auch Übergewicht.

Problematisch: Entzündete Darmdivertikel

Erst wenn die Divertikel sich entzünden, wird es problematisch. Eine Entzündung geht einher mit leichten Krämpfen in der Bauchregion, Blähungen oder Verstopfung – häufig äußert sie sich auch durch Schmerzen im Unterbauch, die von Fieber, Übelkeit, Erbrechen, starken Krämpfen und hartnäckiger Verstopfung begleitet werden. Wie schwer die Symptome sind, hängt vom Ausmaß der Entzündung ab. Bei einer akuten Divertikulitis kann es auch zu Darmverengungen oder Darmverschlüssen, Eiteransammlungen (sog. Abszesse), Fisteln oder Blutungen kommen – bis hin zu einem Darmdurchbruch.

Ärztliche Untersuchung zur Diagnose von Divertikulitis notwendig

„Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Divertikulitis zu diagnostizieren. Üblicherweise wird zunächst der Bauchraum abgetastet und danach eine Blutuntersuchung durchgeführt“, so Dr. Viktor Rempel, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie des St. Anna Hospital Herne. Eine erhöhte Anzahl von weißen Blutkörperchen und ein über dem Durchschnitt liegender CRP-Wert deuten auf eine Entzündung hin. Weitere diagnostische Verfahren können zur näheren Bestimmung herangezogen werden: „Zur konkreten Lokalisierung entzündeter Darmdivertikel kann zum Beispiel eine Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) oder eine Computertomografie (CT) veranlasst werden“, ergänzt Dr. Viktor Rempel. Bei beiden Methoden werden die entzündeten Ausstülpungen im Bild sichtbar gemacht.
 

 

„Zur konkreten Lokalisierung entzündeter Darmdivertikel kann zum Beispiel eine Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) oder eine Computertomografie (CT) veranlasst werden.“

  Dr. Viktor RempelChefarzt der Klinik für Gastroenterologie des St. Anna Hospital Herne
 

„Bei einem begründeten Verdacht auf eine Divertikulitis sollte keine Darmspieglung erfolgen, da es sonst mit erhöhtem Risiko zu einem Darmdurchbruch kommen kann.“

  Dr. Johannes SchweinfurthLeitender Arzt der Abteilung Gastroenterologie der Medizinischen Klinik I am Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum

Vorsicht jedoch bei einer Darmspiegelung: „Bei einem begründeten Verdacht auf eine Divertikulitis sollte keine Darmspieglung erfolgen, da es sonst mit erhöhtem Risiko zu einem Darmdurchbruch kommen kann“, betont Dr. Johannes Schweinfurth, Leitender Arzt der Abteilung Gastroenterologie der Medizinischen Klinik I am Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum. „Wir empfehlen aber, diese wenige Wochen nach Abklingen der Entzündung durchführen zu lassen, damit andere Erkrankungen ausgeschlossen werden können.“

 

Darmspiegelung:

Behandlung der Beschwerden

Behandelt wird eine Divertikulitis, solange kein schwerer Fall und keine Komplikationen vorliegen, in der Regel konservativ, also ohne Operation. Bei unkomplizierten Fällen kann eine Ernährungsumstellung auf ballaststoffreiche Kost wie Obst, Getreide, Hülsenfrüchte und Gemüse helfen, bei weniger schweren Komplikationen wie Abszessen oder Fisteln schafft die Gabe von Antibiotika Abhilfe, die ggf. durch das Anlegen einer Drainage unterstützt wird. Bei schweren Komplikationen ist eine Operation unumgänglich – allerdings sollte diese immer erst nach Abklingen der Entzündung stattfinden. In manchen Fällen, wie bei einer Bauchfellentzündung oder einem Darmdurchbruch, muss unverzüglich gehandelt werden: Dann findet eine Not-OP statt. Dabei wird der entsprechende Abschnitt des Darms entfernt und dieser anschließend wieder zusammengenäht. Zusätzlich wird meist ein künstlicher Darmausgang angelegt, der in einer späteren Operation wieder verschlossen wird.

Ihre Experten

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Dr. med. Viktor Rempel

Chefarzt
Klinik für Gastroenterologie
St. Anna Hospital Herne
Fon: 02325 986-2151
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Dr. med. Johannes Schweinfurth

Leitender Arzt
Abteilung für Gastroenterologie der Medizinischen Klinik I
Marien Hospital Herne
Fon 0 23 23 - 499 - 51 74
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Dr. med. univ. Branka Zoric

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