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Übergewicht und Adipositas Unterschiede bei Männern und Frauen

Der Anteil an Menschen, die an Übergewicht und Adipositas leiden, nimmt weltweit stetig zu. Untersuchungen des Robert Koch-Instituts in Deutschland zeigen, dass etwa 28,8 Prozent der Frauen und 43,4 Prozent der Männer übergewichtig sind. 18 Prozent der Frauen und 18,3 Prozent der Männer sind sogar adipös. Die Definition von Übergewicht und Adipositas, also krankhaftem Übergewicht, erfolgt dabei meistens über den sogenannten Body-Mass-Index (BMI). Bei diesem wird das Körpergewicht in Relation zur Körpergröße gesetzt. Ab einem BMI von 25kg/m2 besteht ein Übergewicht, ab einem BMI von 30kg/m2 eine Adipositas.

Hauptursachen

Hauptursache für Übergewicht und Adipositas sind eine zu energiereiche Ernährung und ein Mangel an Bewegung. Vor allem die zunehmende Verbreitung zuckerhaltiger Getränke wie z. B. Limonade oder Cola und kohlenhydrat- und fettreicher Lebensmittel, wie z. B. Fast Food und Fertigprodukte, werden für das steigende Übergewicht in der Bevölkerung verantwortlich gemacht. Aber auch einige Erkrankungen oder Medikamente können zu einer Gewichtszunahme beitragen. Dazu zählen vor allem Erkrankungen, die mit einer Unterfunktion der Schilddrüse einhergehen – diese treten häufiger bei Frauen auf, können aber auch Männer betreffen. Auch Depressionen oder Störungen des Kortisolstoffwechsels können eine Gewichtszunahme begünstigen.

Hormonelle Störungen

„Übergewicht ist mit komplexen hormonellen Störungen verbunden. Das liegt unter anderem daran, dass Fettgewebe an der Produktion weiblicher Geschlechtshormone, sogenannter Östrogene, beteiligt ist“, erklärt Prof. Dr. Metin Senkal, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Plastische Chirurgie des Marien Hospital Witten und Leiter des Adipositaszentrums. Bei Männern wird ein Teil des im Hoden produzierten Testosterons in Östrogen umgewandelt. Aus diesem Grund haben übergewichtige Männer häufig weniger Testosteron und stattdessen zu viel Östrogen. Folgen können unter anderem Störungen der Sexualfunktion, der Fruchtbarkeit oder eine Verweiblichung des männlichen Körpers sein. Aber auch eine verminderte geistige und körperliche Fitness und der Abbau bzw. der fehlende Aufbau von Muskulatur können aus diesem hormonellen Ungleichgewicht folgen. Bei übergewichtigen Frauen steigt das Risiko für Zervix- und Brustkrebs durch den erhöhten Östrogenspiegel.

Einfluss von Stoffwechselstörungen

Übergewicht ist zudem häufig mit Störungen des Glukosestoffwechsels verbunden: Durch den zu hohen Zuckeranteil im Blut wird vermehrt Insulin freigesetzt. Langfristig kann über diesen Mechanismus eine Resistenz der Zellen gegenüber Insulin und somit ein Diabetes mellitus entstehen. Der zu hohe Insulinspiegel kann bei Frauen aber auch das Krankheitsbild des so genannten „Polyzystischen Ovarsyndroms“, kurz PCOS, begünstigen: Insulin stimuliert die Eierstöcke, vermehrt männliche Geschlechtshormone zu produzieren. Bei vielen betroffenen Frauen bestehen vergrößerte Eierstöcke mit vielen Zysten, was namensgebend für die Erkrankung ist. Das „zu viel“ an männlichen Geschlechtshormonen kann sich in Unfruchtbarkeit, Zyklusstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, einem männlichen Behaarungstyp oder auch psychischen Erkrankungen zeigen. Außerdem begünstigt ein erhöhter Androgenspiegel wiederum eine Gewichtszunahme und die Freisetzung von Insulin – ein Teufelskreis entsteht. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass durch eine deutliche Gewichtsabnahme, z. B. nach einer adipositaschirurgischen Operation, die Erkrankung in den meisten Fällen geheilt oder zumindest stark gebessert werden kann. Immer mehr Gynäkologen empfehlen daher bei schwerst übergewichtigen Frauen, die an PCOS oder Unfruchtbarkeit leiden, auch die Behandlung durch adipositaschirurgische Eingriffe in Erwägung zu ziehen.

Behandlungsmöglichkeiten

„Sowohl bei Männern als auch bei Frauen lassen sich viele der adipositas-assoziierten Erkrankungen durch eine Gewichtsnormalisierung heilen. Eine effektive Behandlung ist daher wichtiger Bestandteil in der ärztlichen Versorgung“, so Adipositasexperte Prof. Senkal. Das Adipositaszentrum des Marien Hospital Witten bietet Patienten, die an Adipositas leiden, ein multimodales Behandlungskonzept, das sich aus Ernährungstherapie, Bewegungstherapie, endokrinologischer und psychologischer Diagnostik, Selbsthilfegruppen und – wenn nötig – chirurgischen Eingriffen zusammensetzt.

Ihre Experten

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Prof. Dr. Metin Senkal

Chefarzt

Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Plastische Chirurgie
Marien Hospital Witten
Fon 02302 173-1203
chirurgie@marien-hospital-witten.de