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Bizepssehnenriss Wenn der Arm schlappmacht

Ob im Haushalt, während eines Umzugs oder beim Sport – im Laufe des Lebens ist der Bizeps vielen intensiven Belastungssituationen ausgesetzt. Dennoch ist der kräftige Armmuskel alles andere als unverwundbar: Bei kurzfristiger oder regelmäßiger Überlastung des Bizepses kann es passieren, dass eine seiner Sehnen reißt. Kraftverlust und Schmerzen sind die Folgen. Ist es möglich, den Muskel nach dieser Verletzung wieder zu alter Stärke zurückzuführen?

Anatomie des Bizeps

Der Bizeps (lateinisch für ‚zweiköpfig‘) ist über drei Sehnen mit den Armknochen verbunden. Er besteht aus einem kurzen und einem langen Muskelkopf. Die beiden Sehnen der Muskelköpfe sind unterschiedlich lang, weil sie jeweils an anderen Stellen in der Schulter ansetzen. In der Mitte des Arms verbinden sie sich zu einem einzigen Muskelbauch, der beim Anspannen des Muskels auch von außen sichtbar wird. Eine dritte Sehne, die sogenannte distale Sehne, verbindet den Muskelbauch mit der Speiche des Unterarms wenige Zentimeter unterhalb des Ellenbogens.

Ursachen und Risikofaktoren

Ein Bizepssehnenriss kann verschiedene Gründe haben. Bei älteren Menschen reißt oft die lange Bizepssehne, seltener die kurze, in Folge von Verschleiß. Sportarten, die den Bizeps oder die Schulter stark beanspruchen, schädigen die Bizepssehne und machen sie damit anfälliger für eine Rissverletzung. Dazu zählen unter anderem Golfen, Kraftsport oder diverse Wurfsportarten. Auch langjährige körperliche Arbeit führt in der Regel zur Abnutzung der Bizepssehne, beispielsweise in handwerklichen Berufen. Ein Unfallereignis kann ebenfalls direkt oder indirekt ursächlich dafür sein, etwa durch einen schwereren Sturz oder einen Schlag auf den Oberarm. Die nur selten betroffene distale Bizepssehne am Ellenbogen reißt vor allem aufgrund akuter Überlastung durch das Heben schwerer Gegenstände, aber auch durch Schnittverletzungen oder Traumata in der Ellenbogenbeuge.

Es gibt außerdem viele Risikofaktoren, die einen Bizepssehnenriss begünstigen. Bei Rauchern ist das Risiko um ein Vielfaches erhöht. Krankheiten wie Rheuma, Diabetes und bestimmte Autoimmunerkrankungen wie Lupus Erythematodes sind weitere Risikofaktoren.

Verschiedene Symptome je nach Sehnenriss

Bei 96 % aller Bizepssehnenrisse ist die lange Bizepssehne im Schulterbereich betroffen, nur in 3 % der Fälle die distale Sehne im Ellenbogenbereich und noch seltener mit 1 % die kurze Bizepssehne. Je nachdem, welche Sehne betroffen ist, machen sich unterschiedliche Symptome bemerkbar. „Ein Riss der langen oder kurzen Bizepssehne ist meistens nur mit einem akuten Schmerz während des Reißens verbunden. Ansonsten wird nur beim Drücken auf die Stelle am Oberarm ein dumpfer Schmerz spürbar.

Zu den üblichen Symptomen gehören ein leichter Kraftverlust des Muskels bei Beugung des Arms und eine optische Veränderung, weil sich der Muskelbauch in Richtung des Unterarms verschiebt (auch ‚Popeye-Zeichen‘ genannt). Schulterschmerzen und eine Schwellung des Oberarms können ebenfalls Folgen der Verletzung sein“, erklärt Dr. Roderich Heikenfeld, Chefarzt des Zentrum für Schulter-, Ellenbogen- und Handchirurgie des Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie der St. Elisabeth Gruppe – Katholische Kliniken Rhein-Ruhr mit den Standorten St. Anna Hospital Herne, Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum und Marien Hospital Witten.

Bei einem Riss der distalen Sehne ist der Betroffene hingegen von einem stechenden, starken Schmerz im Arm geplagt. Bestimmte Bewegungen sind danach kaum oder nur unter Schmerzen möglich, beispielsweise Drehbewegungen des Unterarms nach außen oder Schraub- und Hebebewegungen. In der Regel kommt es zum Bluterguss und zur Schwellung am Oberarm. Im Gegensatz zum Riss der langen und kurzen Sehne wandert hier der Bizepsmuskel nach oben in Richtung der Schulter.   

Behandlung und Nachsorge

Auch der Behandlungsplan hängt davon ab, welche Sehne des Bizepses betroffen ist und welche Symptome auftreten. Wenn die lange oder kurze Bizepssehne reißt, ist in den meisten Fällen keine Operation notwendig und der Arzt behandelt die Verletzung mit konservativen Methoden. Die Ruhigstellung des Arms mithilfe eines Verbands sowie der Einsatz von schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten sind dafür die üblichen Maßnahmen. Eine Operation kann trotzdem sinnvoll sein, wenn die Schmerzen weiterhin anhalten und/oder der Betroffene die optische Verschiebung des Muskels beheben möchte. Anders ist es bei der distalen Sehne: Wenn die distale Sehne reißt, ist eine minimal-invasive Operation in fast allen Fällen notwendig und sollte zügig durchgeführt werden. Nur bei sehr starker Beschädigung der Sehne findet eine Transplantation mit einer Sehne aus einem anderen Muskel statt.

Nach der medizinischen Behandlung ist es empfehlenswert, eine Physiotherapie in Anspruch zu nehmen. „In einem Zeitraum von etwa acht bis zwölf Wochen führt der Patient ein Programm für die Rehabilitation des Muskels und der Gelenke durch. Dafür werden Übungen mit Begleitung von Physiotherapeuten angeboten, die den Bizeps kräftigen und die Gelenke mobilisieren. Die Intensität der Übungen wird kontinuierlich gesteigert. Mit dem Mix aus medizinischer Behandlung und anschließender Physiotherapie kann der Bizeps so wieder zu alter Stärke zurückfinden“, so Alexander Kröplin, Leiter des Zentrum für Prävention, Therapie, Rehabilitation und sportmedizinische Diagnostik der St. Elisabeth Gruppe am Standort St. Anna Hospital Herne.

Ihre Experten

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Dr. med. Roderich Heikenfeld

Chefarzt

Zentrum für Schulter-, Ellenbogen- und Handchirurgie

Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie

der St. Elisabeth Gruppe - Katholische Kliniken Rhein-Ruhr

Standorte: St. Anna Hospital Herne | Marien Hospital Herne – Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum | Marien Hospital Witten

Fon 02325 986-2020

schulter@elisabethgruppe.de