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Rheuma Eine Erkrankung mit vielen Gesichtern

Rheuma kennen viele vermutlich von ihren Großeltern – dabei ist es in Wirklichkeit gar keine „Ältere-Leute-Krankheit“, sondern im Gegenteil: Mehr als zwei Drittel der Betroffenen sind zwischen 35 und 55 Jahre alt. Auch Kinder können eine rheumatische Erkrankung entwickeln. „Rheuma“ ist eine Sammelbezeichnung für Krankheiten, die aufgrund von Entzündungen im Körper den Bewegungsapparat einschränken und mit Schmerzen verbunden sind. Dazu zählen beispielsweise Schmerzen im Bereich von Gelenken, Knochen und Knorpel, Muskeln, Sehnen und Sehnenansätzen sowie Gefäßen.

Rheumatische Erkrankungen sind vielfältig

Nicht-Betroffene wissen vermutlich nicht um die vielen verschiedenen Formen entzündlich-rheumatischer Erkrankungen, sondern sprechen im Allgemeinen von „Rheuma“. Zu den häufigsten Formen gehören die rheumatoide Arthritis, die vor allem Hände und Füße betrifft oder die Spondyloarthritiden, die die Wirbelsäule befallen. Stellt sich heraus, dass keine Entzündung im Körper vorliegt, so ist in den meisten Fällen von einer Verschleißerkrankung als Ursache ähnlicher Beschwerden auszugehen. Die bekannteste Verschleißerkrankung ist die Arthrose. Ein verbreiteter Fehlglaube, der bei dem Wort „Arthritis“ schnell entstehen kann: Eine Arthrose ist eine rheumatische Erkrankung. Das ist allerdings nicht immer korrekt. Denn eine Arthrose wird zwar häufig zu den rheumatischen Erkrankungen gezählt, gehört aber nur dazu, wenn der Verschleiß durch eine rheumatische Entzündung verursacht wurde.

Immunsystem richtet sich gegen das körpereigene Gewebe

„Bei einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung richten sich die Abwehrzellen des Immunsystems gegen das körpereigene Gewebe und verursachen so Entzündungen, die nicht nur die Gelenke betreffen können“, erklärt Prof. Dr. Xenophon Baraliakos, Ärztlicher Direktor des Rheumazentrum Ruhrgebiet. Häufig geht Rheuma mit Begleiterkrankungen einher, bei denen Entzündungen auch auf andere Organe, wie Herz, Lunge oder Darm, übertragen werden. Aufgrund der entzündlichen Prozesse im Körper spricht man von einer Autoimmunerkrankung. Die Entstehung ist noch unklar, man geht jedoch davon aus, dass eine genetische Veranlagung zusammen mit einem „Trigger“, wie einer bakteriellen oder viralen Infektion, der Auslöser ist. Somit kann alles, was eine Entzündung im Körper verursacht, ein potenzieller Risikofaktor für die Entstehung einer rheumatischen Erkrankung sein.

 

"Bei einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung richten sich die Abwehrzellen des Immunsystems gegen das körpereigene Gewebe und verursachen so Entzündungen, die nicht nur die Gelenke betreffen können."

  Prof. Dr. Xenophon Baraliakos, Ärztlicher Direktor des Rheumazentrum Ruhrgebiet

Diagnose sollte so früh wie möglich erfolgen

Je früher eine rheumatische Erkrankung erkannt wird, desto eher lässt sich das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen oder stoppen. Zur Diagnose erfragt der Arzt zunächst die Beschwerden der Patienten. Häufige Symptome sind Schmerzen in den Gelenken – insbesondere am Morgen – mit Bewegungseinschränkungen und Steifigkeit. Dazu kommen an den betroffenen Stellen meist Schwellungen, die durch Wassereinlagerungen in den Gelenken entstehen. Der Arzt begutachtet zur Diagnose die betroffenen Stellen und führt bei gelenkbezogenen Beschwerden verschiedene Beweglichkeitstests durch. Anschließend stehen verschiedene Bildgebungsverfahren wie Röntgenaufnahmen, Ultraschall, MRT sowie CT zur Verfügung, um mögliche Entzündungen oder Schädigungen im Gewebe zu erkennen. Die dritte Untersuchung ist die des Blutes. Das Ergebnis gibt Aufschluss über Entzündungswerte sowie die Anzahl der Antikörper.

Keine einheitliche Behandlung von rheumatischen Erkrankungen

Da es mehrere Hundert verschiedene rheumatische Erkrankungen gibt, die in ihrer Art, ihren Symptomen und ihren Verläufen ebenso unterschiedlich sind, gibt es keine klassische Behandlung. Ebenso individuell sind die Patienten: Sie unterscheiden sich nicht nur in Größe, Alter und Gewicht, sondern haben auch unterschiedliche Begleiterkrankungen. Daher wird ein sogenanntes multimodales Therapiekonzept erstellt. Es setzt sich aus unterschiedlichen Behandlungsansätzen, wie Medikamenten, Physio- und Ergotherapie sowie psychologischer Behandlung, zusammen.

Rheuma ist nach aktuellem Wissensstand nicht heilbar, jedoch behandelbar. Die Ausprägung der Erkrankung hängt allerdings auch davon ab, wann sie erkannt wurde. Daher ist eine möglichst frühe Diagnose entscheidend. Bei der Behandlung spielt das Alter der Betroffenen dennoch keine Rolle. Die Methoden sind gleich, nur die Dosierungsmenge kann bei bestimmten Medikamenten je nach Größe und Körpergewicht abweichen.

Betroffene können Therapie eigenständig unterstützen

Ein gesunder Lebensstil ist – auch in der Therapie von rheumatischen Erkrankungen – das A und O. Hierzu gehört eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Weißes Fleisch sowie Fisch und viel grünes Gemüse sollten auf der Tagesordnung stehen. „Lebensmittel können die medikamentöse Therapie ergänzen, indem sie etwa den Entzündungsprozess mildern oder Knochenschwund vorbeugen“, so Prof. Dr. Xenophon Baraliakos. Gelenkschonende Aktivitäten wie Schwimmen, Radfahren oder Gymnastik sind ebenfalls fördernd. Rauchen hingegen schadet nicht nur Lunge und Herz, sondern beeinflusst auch den Krankheitsverlauf einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung negativ. Außerdem sollten zuckerhaltige Lebensmittel sowie rotes Fleisch, wie Schweine- oder Rindfleisch, reduziert werden.

 

„Lebensmittel können die medikamentöse Therapie ergänzen, indem sie etwa den Entzündungsprozess mildern oder Knochenschwund vorbeugen.“

  Prof. Dr. Xenophon Baraliakos, Ärztlicher Direktor des Rheumazentrum Ruhrgebiet

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