„Die Behandlung rheumatischer Erkrankungen im Kindesalter hat zum Ziel, dauerhafte Schädigungen zu vermeiden und dem jungen Patienten eine normale psychische, soziale und körperliche Entwicklung zu ermöglichen. Um dies zu erreichen, sollten die Symptome dauerhaft abgeschwächt und die rheumatische Entzündung unterdrückt werden“, erklärt Dr. Ralf Seul, Oberarzt und Kinder-Rheumatologe der Kinder- und Jugendklinik des Marien Hospital Witten.
Multimodales Therapiekonzept
Ermöglicht wird dies durch ein sogenanntes „multimodales Therapiekonzept“. Es setzt sich aus unterschiedlichen Behandlungsansätzen, wie Physio- und Ergotherapie, psychologischer Behandlung sowie der Gabe von Medikamenten zusammen. Die Behandlung rheumatischer Erkrankungen muss in der Regel kontinuierlich über einen langen Zeitraum erfolgen. Dies und die damit verbundenen Arztbesuche können die gesamte Familie zeitlich stark in Anspruch nehmen. Auch eventuell auftretende Nebenwirkungen durch Medikamente können eine Belastung sein.
Medikamentöse Behandlungsverfahren
Grundlage für die medikamentöse Behandlung von Rheuma bei Kindern und Jugendlichen bilden die sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), die schmerz- und entzündungshemmend wirken. Sollten diese nicht ausreichen, erfolgt die Gabe von Basismedikamenten. Sie können den Entzündungsprozess beeinflussen und so dauerhafte Schädigungen der Gelenke und Organe vermindern oder auch vollständig aufhalten.
Generell gilt, dass sich der Einsatz von Medikamenten stets nach der Art der Erkrankung, ihrer Dauer und nach der Intensität der Beschwerden des Kindes oder Jugendlichen richtet.
Weitere Informationen zur medikamentösen Behandlung gibt es hier.
Physio- und Ergotherapie
Einen weiteren wichtigen Baustein in der Behandlung bilden individuell angepasste, kontinuierlich angewandte physikalische Maßnahmen, Physio- und Ergotherapie sowie Krankengymnastik. Durch sie können Schmerzen gelindert und die ungleichmäßige Beanspruchung von Muskeln ausgeglichen werden. Auch Einschränkungen in der Bewegung, Fehlstellungen oder Schonhaltungen können so behandelt oder ihnen vorgebeugt werden. Neben der Krankengymnastik hilft die Ergotherapie dabei, gezielt die Aktivitäten des täglichen Lebens für die jungen Rheumapatienten zu erleichtern und deren Ausführung zu verbessern. Sogenannte Funktions- und Lagerungsschienen beugen einer drohenden Fehlstellung der Gelenke im Bereich der Hände und Finger vor. Die Physiotherapie zielt vor allem auf den Erhalt und die Therapie der Gelenkfunktionen sowie die Behandlung eventueller Fehlstellungen ab. Auch die Beweglichkeit wird durch Mobilisation und das Dehnen verkürzter Strukturen gefördert. Eltern können einige Behandlungsmethoden erlernen, um diese auch zu Hause bei ihrem Kind anzuwenden. Der Kinder-Rheumatologe erläutert: „Vor allem die Linderung der Schmerzen und die Entspannung der Muskeln stehen im akuten Stadium der Arthritis im Fokus der Behandlung. Dies wird durch ein behutsames und passives Bewegen der Gelenke erreicht, das wiederum zu einer allgemeinen Verbesserung der Beweglichkeit des jungen Patienten führt. Auch die Behandlung mit Kälte oder Wärme kommt hier zum Einsatz.“
Psychologie
Weil rheumatische Erkrankungen sowohl die Kinder und Jugendlichen als auch deren Familien oftmals sehr belasten, ist es wichtig, auch psychologische Hilfe anzubieten. Sie unterstützt die Verarbeitung der Erkrankung und den Behandlungserfolg. Im multimodalen Therapiekonzept ist die Psychologie ein wesentlicher Baustein.