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Zwischen Mythos und Medizin: Wie gefährlich ist Cannabis wirklich?

Cannabis hat den Ruf, eine eher harmlose Droge zu sein – pflanzlich, entspannend, gesellschaftlich akzeptiert. Doch Fachleute aus Psychiatrie und Suchtmedizin warnen seit Jahren: Die Risiken durch Cannabiskonsum nehmen zu – besonders beim Drogenmissbrauch bei Jugendlichen. „In den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren hat die Zahl der Menschen, die wegen Cannabiskonsums bei uns Hilfe suchen, stetig zugenommen“, erklärt Dr. med. Peter W. Nyhuis, Chefarzt und Ärztlicher Direktor am St. Marien Hospital Eickel. Er sieht in seiner täglichen Arbeit, wie der Cannabiskonsum psychische und soziale Schäden hinterlässt – besonders bei jungen Menschen.

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Cannabiskonsum: Risiken durch steigenden THC-Gehalt

Moderne Cannabissorten enthalten heute deutlich höhere Konzentrationen des psychoaktiven Wirkstoffs Tetrahydrocannabinol (THC) als noch vor einigen Jahrzehnten. Während in den 1990er-Jahren der THC-Gehalt durchschnittlich bei 3–5 % lag, sind es heute bei vielen Sorten 15 % und mehr, in einigen Fällen sogar über 20 %. Die Risiken des Cannabiskonsums steigen somit nicht nur mit der Häufigkeit des Konsums, sondern auch mit der Qualität der Substanzen.

Psychische Erkrankungen: Eine unterschätzte Gefahr

Der Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und psychischen Erkrankungen ist durch zahlreiche Studien belegt. Besonders gefährdet sind junge Erwachsene. Häufige Diagnosen im Zusammenhang mit Drogenmissbrauch bei Jugendlichen sind:

 

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Studien zeigen, dass der regelmäßige Cannabiskonsum das Risiko für die Entwicklung solcher Erkrankungen deutlich erhöht. Eine kanadische Studie fand heraus, dass Jugendliche, die Cannabis konsumieren, ein 11-mal höheres Risiko für psychotische Störungen haben als Nicht-Konsumenten.

 

„Wir sehen besonders viele Fälle, bei denen Cannabis eine Rolle spielt. In dieser Altersgruppe ist das Risiko für langfristige Schäden an Kognition, Motivation und emotionaler Stabilität besonders hoch."

  Dr. med. Peter W. Nyhuis, Chefarzt und Ärztlicher Direktor am St. Marien Hospital Eickel in Herne.

Das jugendliche Gehirn in Gefahr

Besonders auffällig ist die Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen. In dieser Lebensphase befindet sich das Gehirn noch im Umbau – es ist besonders anfällig für neurotoxische Einflüsse. Cannabis kann in dieser Zeit die sogenannte Neuroplastizität, also die Fähigkeit des Gehirns, sich zu verändern und anzupassen, dauerhaft stören. „Wir sehen besonders viele Fälle, bei denen Cannabis eine Rolle spielt“, sagt Dr. med. Peter W. Nyhuis. „In dieser Altersgruppe ist das Risiko für langfristige Schäden an Kognition, Motivation und emotionaler Stabilität besonders hoch.“

Soziale Auswirkungen: Mehr als nur ein Rausch

Neben den gesundheitlichen Folgen wirkt sich Drogenmissbrauch bei Jugendlichen auch massiv auf das soziale Leben aus. Typische Konsequenzen sind:

  • Leistungsabfall in Schule, Studium oder Beruf
  • Konflikte mit Familie und Freunden
  • Sozialer Rückzug und Vereinsamung
  • Verlust beruflicher oder persönlicher Perspektiven

Cannabis fungiert zudem häufig als Einstiegsdroge, die den Weg zu Substanzen wie Kokain, Amphetaminen oder Opiaten ebnen kann – ein Phänomen, das in der Suchtmedizin als „Schrittmacherwirkung“ bekannt ist.

 

Der Irrglaube: „Was legal ist, kann nicht so schlimm sein“

Die gesellschaftliche Debatte um die Legalisierung von Cannabis hat bei vielen Menschen den Eindruck erweckt, dass der Konsum unbedenklich sei. Doch medizinische Fachleute warnen: Die Legalisierung darf nicht zur Verharmlosung führen. Die gesundheitlichen Risiken durch Cannabiskonsum bestehen weiterhin – unabhängig vom rechtlichen Rahmen.

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Fazit: Cannabis ist kein harmloses Lifestyle-Produkt

Die Erfahrungen aus der psychiatrischen Versorgung zeigen deutlich: Wer regelmäßig konsumiert, riskiert psychische Erkrankungen wie Psychosen, Depressionen oder Angststörungen – besonders dann, wenn eine genetische Veranlagung besteht oder der Einstieg sehr früh erfolgt. Die Realität in Kliniken zeigt: Die Zahl der Betroffenen steigt seit Jahren. Drogenmissbrauch bei Jugendlichen ist keine Randerscheinung, sondern ein wachsendes Problem. Was es jetzt braucht, ist eine ehrliche Debatte – und vor allem: mehr Aufklärung über die realen Risiken des Cannabiskonsums.

Ihr Experte:

doc

Dr. Peter Nyhuis

Chefarzt und Ärztlicher Direktor

St. Marien Hospital Eickel
Fon 0 23 25 - 374 - 140
peter.nyhuis@elisabethgruppe.de