thumbnail

Depressionen Symptome, Verlauf und Behandlung

In Deutschland leiden schätzungsweise 4 Millionen Menschen an einer Depression. Depressionen gehören damit zu den häufigsten Erkrankungen. Dennoch werden sie oft unterschätzt. Maßnahmen wie Sport machen, an die frische Luft gehen oder Freunde treffen – die häufig vorgeschlagen werden – reichen nicht aus, um eine Depression zu heilen. Wie wird eine Depression also richtig behandelt, ab wann ist jemand an einer Depression erkrankt und wie wird diese diagnostiziert?

Wie äußert sich eine Depression?

Eine Depression ist von vorübergehend gedrückter Stimmung oder Trauer abzugrenzen. Sie vergeht nicht von alleine, wie es bei gesunden Menschen bei Phasen der Niedergeschlagenheit oder Trauer der Fall ist. Eine Depression wird diagnostiziert, wenn mindestens zwei Hauptsymptome länger als zwei Wochen auftreten. Unterschieden wird zwischen einer leichten, mittelgradigen und schweren Depression – je nach Ausprägung der Symptome und Einschränkung der Betroffenen.

Die Hauptsymptome sind eine gedrückte, depressive Stimmung, Interessen- oder Freudlosigkeit sowie ein geminderter Antrieb und Erschöpfung. Zusatzsymptome können eine geringere Konzentration und Aufmerksamkeit sein. Weiterhin können Depressionen mit einem geminderten Selbstwert und Schuldgefühlen einhergehen. Hoffnungslosigkeit sowie das Gefühl, dass sich die eigene Situation nicht bessert, sind zusätzlich belastend und können zu Suizidgedanken oder -handlungen führen. Weitere Anzeichen sind Schlafstörungen, ein veränderter Appetit sowie innere Unruhe.

 

„Eine Depression verläuft nicht bei allen Menschen gleich. Unterschieden werden unipolare – also einzelne und wiederkehrende depressive Episoden – von bipolaren Depressionen, bei denen es einen Wechsel von depressiven und manischen Episoden gibt.“

  Dr. Peter W. Nyhuis, Ärztlicher Direktor des St. Marien Hospital Eickel

Verlauf der Erkrankung und Rückfallrisiko

„Eine Depression verläuft nicht bei allen Menschen gleich. Unterschieden werden unipolare – also einzelne und wiederkehrende depressive Episoden – von bipolaren Depressionen, bei denen es einen Wechsel von depressiven und manischen Episoden gibt“, erklärt Dr. Peter W. Nyhuis, Ärztlicher Direktor des St. Marien Hospital Eickel. Diese zeichnen sich durch eine überhöhte Stimmung, Ruhelosigkeit, Tatendrang und eine hohe Risikobereitschaft aus.

Bei einer dysthymischen Störung ist die Depression meist weniger stark ausgeprägt, besteht aber über mindestens zwei Jahre hinweg. Eine rezidivierende depressive Störung wird diagnostiziert, wenn im Lebensverlauf mehrere depressive Episoden auftreten. Zwischen den Episoden können Symptome schwächer werden oder ganz verschwinden. Um einen Rückfall zu vermeiden, kann eine medikamentöse Behandlung oder eine Psychotherapie helfen. Aber auch individuelle Maßnahmen, wie ausreichend Bewegung und eine gesunde, ausgewogene Ernährung, können zusätzlich das Rückfallrisiko senken und die Stimmung anheben. Auch das Kürzen der Schlafzeiten kann helfen, da das Schlafbedürfnis durch den geringen Antrieb oft besonders hoch ist. Diese Maßnahmen führen nicht dazu, dass eine Depression verschwindet, sie können jedoch die Stimmung in gewissem Maße beeinflussen.

Auslöser – warum entsteht eine Depression?

Eine Depression ist meist nicht auf einen einzigen Auslöser zurückzuführen, sondern beruht auf dem Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren. Es können sowohl psychosoziale als auch körperliche Ursachen eine Depression auslösen. Mit psychosozialen Faktoren sind das Verhalten, Lebenserfahrungen sowie das soziale Umfeld gemeint. Traumatisierungen, Verlusterlebnisse oder Überlastungssituationen können psychosoziale Auslöser einer Depression sein. Depression können aber auch ohne erkennbaren Auslöser auftreten oder durch positive Lebensveränderungen entstehen. Neben den psychosozialen Faktoren kann eine Depression auch in neurobiologischen Veränderungen im Gehirn begründet sein. Zum Beispiel kann ein erhöhtes Erkrankungsrisiko vererbt werden.

Psychotherapeutische Behandlung

Ein Weg, Depressionen zu behandeln, ist über eine Psychotherapie. Für die Behandlung einer Depression ist meist die Kognitive Verhaltenstherapie am wirksamsten. Im Rahmen der Therapie werden alte, ungünstige Lernerfahrungen, aus denen die Depression entstanden ist, durch neue, günstigere Verhaltensweisen ersetzt. „Es werden neue Verhaltens- und Denkstrukturen entwickelt, um die Stimmung zu normalisieren. Außerdem werden dem Betroffenen im Rahmen der Psychoedukation Informationen zur Erkrankung und Möglichkeiten des Umgangs vorgestellt“, informiert Dr. Peter W. Nyhuis.

 

„Es werden neue Verhaltens- und Denkstrukturen entwickelt, um die Stimmung zu normalisieren. Außerdem werden dem Betroffenen im Rahmen der Psychoedukation Informationen zur Erkrankung und Möglichkeiten des Umgangs vorgestellt.“

  Dr. Peter W. Nyhuis, Ärztlicher Direktor des St. Marien Hospital Eickel

Medikamentöse Behandlung

Ergänzend zur Psychotherapie kann eine medikamentöse Behandlung hilfreich sein, um die Symptome der Antriebslosigkeit, Hoffnungslosigkeit und Freudlosigkeit abzuschwächen. Die eigenen Probleme erscheinen dann wieder lösbar und können zum Beispiel mit Hilfe einer Psychotherapie bearbeitet werden. Es gibt unterschiedliche Gruppen von Antidepressiva mit je anderer Wirkweise. Zum Beispiel erhöhen Selektive Serotonin Rückaufnahmehemmer die Serotoninkonzentration dadurch, dass sie den Prozess hemmen, bei dem das Serotonin von der Synapse aufgesaugt und entfernt wird. Serotonin, umgangssprachlich auch als Glückshormon bezeichnet, ist ein Botenstoff, der Informationen im Nervensystem weitergibt und unter anderem Emotionen beeinflusst. Auch Johanniskraut als pflanzliches Mittel kann bei leichten bis mittelstarken Depressionen helfen. Die Wirksamkeit ist wissenschaftlich belegt.

Erste Anzeichen einer Depression – was ist zu tun?

Bei ersten Symptomen einer Depression ist es wichtig, sich hilfesuchend an andere zu wenden und die Anzeichen abklären zu lassen. Denn nur durch eine geeignete ärztliche beziehungsweise psychotherapeutische Behandlung kann einem schwerwiegenden Verlauf vorgebeugt und eine depressive Erkrankung geheilt werden.

Ihr Experte

doc

Dr. Peter Nyhuis

Chefarzt und Ärztlicher Direktor

St. Marien Hospital Eickel
Fon 0 23 25 - 374 - 140
peter.nyhuis@elisabethgruppe.de