Mörser mit Johanniskraut

Natürlicher Helfer? Johanniskraut bei Depressionen

Schon lange wird das Johanniskraut in Form von Tabletten gegen Depressionen eingesetzt. Die Wirksamkeit der Heilpflanze konnte im Bereich der leichten bis mittelschweren Depressionen wissenschaftlich belegt werden. Viele Betroffene fragen daher gezielt nach der pflanzlichen Alternative. Doch Johanniskrautpräparate haben auch einige Nachteile.

Die Depression ist eine häufig auftretende Erkrankung, deren Hauptsymptome durch einen Verlust an Freude und Interessen, eine Minderung des Antriebs sowie eine gedrückte Stimmung gekennzeichnet ist. Sobald zwei von diesen drei Hauptsymptomen auftreten und sie über mindestens 14 Tagen hinweg die Lebensqualität des Betroffenen beeinträchtigen, ist die Erkrankung zu diagnostizieren. Hinzu kommen, je nach Schweregrad, unterschiedlich viele Nebensymptome wie Appetitminderung mit möglichem Gewichtsverlust, Nachlassen der Libido, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, innere Unruhe und Getriebenheit sowie besonders häufig auch Schlafstörungen. In besonders schweren Ausprägungen können auch wahnhafte Befürchtungen auftreten, z.B. die objektiv unbegründete Angst zu verarmen oder eine schwere Schuld auf sich geladen zu haben. Je nach Häufigkeit der einzelnen Symptome unterscheidet man zwischen leichten, mittelschweren und schweren depressiven Erkrankungen. Unbehandelt können sie bei den schwersten Ausprägungssymptomen auch zum Tod durch Suizid führen.

Konservative Behandlung von Depressionen

In Deutschland stehen etwa 30 verschiedene antidepressiv wirksame Medikamente aus unterschiedlichen Substanzgruppen zur Verfügung, die alle in ihrer Wirksamkeit gegen die unterschiedlichen Schweregrade der Depression erfolgreich geprüft wurden. Auch Kombinationen dieser Medikamente sind möglich. Zudem gibt es verschiedene Psychotherapieverfahren, die bei leichten und mittelschweren Depressionen auch ohne Medikamente wirksam sind. Die Genesung wird jedoch durch die Hinzugabe von Antidepressiva deutlich beschleunigt.

 

„Viele Erkrankte fragen bevorzugt nach solchen Johanniskrautpräparaten, da sie sich eine bessere Verträglichkeit gegenüber den synthetischen Medikamenten erhoffen. Jedoch ist hierbei anzumerken, dass auch bei den üblichen Antidepressiva heutzutage Nebenwirkungsfreiheit angestrebt wird.“

  Dr. Peter W. Nyhuis, Chefarzt und Ärztlicher Direktor des St. Marien Hospital Eickel

Alternative aus der Natur

Auf dem Markt befinden sich zusätzlich auch verschiedene Johanniskrautpräparate, denen schon seit vielen Jahrzehnten eine antidepressive Wirkung zugeschrieben wird. Mittlerweile ist ihre Wirksamkeit auch belegt, jedoch nur bei leichten und mittelschweren Erkrankungsformen, bei schweren Depressionen reichen sie nicht aus. „Viele Erkrankte fragen bevorzugt nach solchen Johanniskrautpräparaten, da sie sich eine bessere Verträglichkeit gegenüber den synthetischen Medikamenten erhoffen“, so Dr. Peter W. Nyhuis, Chefarzt und Ärztlicher Direktor des St. Marien Hospital Eickel. „Jedoch ist hierbei anzumerken, dass auch bei den üblichen Antidepressiva heutzutage Nebenwirkungsfreiheit angestrebt wird.“

Johanniskraut mit anderen Medikamenten

Johanniskrautpräparate besitzen jedoch einen gravierenden Nachteil: Sie wirken als hochpotenter Enzyminduktor, d.h. sie beschleunigen den Abbau vieler anderer Medikamente, die der Betroffene eventuell ebenfalls einnehmen muss, z.B. Herz- und Kreislaufmedikamente. Diese können somit bei gleichzeitiger Einnahme von Johanniskraut deutlich weniger wirksam werden und müssen so oft höher dosiert werden. Ein weiterer Nachteil der Johanniskrautpräparate ist ihre sehr unterschiedliche Zusammensetzung. Je nach anbietender Firma weiß man häufig nicht genau, wieviel Wirkstoff wirklich im einzelnen Präparat vorhanden ist.

Der größte Nachteil: Selbstmedikation

Der größte Nachteil der Medikation mit Johanniskraut liegt jedoch in unseren Verschreibungsvorschriften: „Die meisten Präparate sind rezeptfrei in Apotheken und Drogerien erhältlich. Betroffene, die eigentlich dringend eine fachärztliche psychiatrische Behandlung bräuchten, können dann aus Scheu statt zum Psychiater, einfach in die Drogerie gehen und versuchen, sich mit Johanniskraut selbst zu behandeln“, erklärt Dr. Nyhuis. Dadurch besteht die Gefahr, dass dies allein nicht ausreicht und sich die Erkrankung verschlimmert.

 

„Die meisten Präparate sind rezeptfrei in Apotheken und Drogerien erhältlich. Betroffene, die eigentlich dringend eine fachärztliche psychiatrische Behandlung bräuchten, können dann aus Scheu statt zum Psychiater, einfach in die Drogerie gehen und versuchen, sich mit Johanniskraut selbst zu behandeln.“

  Dr. Peter W. Nyhuis, Chefarzt und Ärztlicher Direktor des St. Marien Hospital Eickel

Fazit: Johanniskrautpräparate sind antidepressiv wirksam bei leichten bis mittelschweren Depressionen, sollten aber nur auf Empfehlung und nach Untersuchung durch einen Facharzt für Psychiatrie eingenommen werden.

Ihr Experte

doc

Dr. Dr. Peter W. Nyhuis

Chefarzt und Ärztlicher Direktor
St. Marien Hospital Eickel
Fon 02325 - 374 - 140
peter.nyhuis@elisabethgruppe.de