Adipositas bei Kindern

Adipositas in jungen Jahren Übergewicht bei Kindern und die späteren Folgen

Zunehmende Fettsucht in jungem Alter: Immer mehr Kinder in Deutschland leiden an Übergewicht oder Adipositas. Meistens trifft dabei falsche Ernährung auf Bewegungsmangel, eher selten sind genetische Auslöser oder Krankheiten die Ursache für das Übergewicht. Doch wie kann Adipositas bei Kindern behandelt werden? Und welche Folgeerkrankungen kann eine Adipositas bei Kindern auslösen?

 

„Eine Adipositas – auch Fettleibigkeit genannt – bezeichnet eine chronische Erkrankung, bei der sich überschüssiges Fett angesammelt hat.“

  Prof. Dr. Metin SenkalChefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Marien Hospital Witten und Leiter des Adipositaszentrum des Marien Hospital Witten

Schokolade, Fast Food und Softdrinks sind nicht nur bei Erwachsenen beliebt, sondern auch bei Kindern. In den letzten Jahren ist der Anteil an übergewichtigen Kindern immer weiter angestiegen: Schätzungsweise leiden etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter von drei bis 17 Jahren an Übergewicht, wovon ungefähr ein Drittel als adipös gilt. „Eine Adipositas – auch Fettleibigkeit genannt – bezeichnet eine chronische Erkrankung, bei der sich überschüssiges Fett angesammelt hat“, erklärt Prof. Dr. Metin Senkal, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Marien Hospital Witten und Leiter des Adipositaszentrum des Marien Hospital Witten. Das Zentrum wurde 2024 als Exzellenzzentrum für Adipositas- und Metabolische Chirurgie ausgezeichnet.

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Diagnose: Wie wird eine Adipositas bei Kindern festgestellt?

Ähnlich wie Übergewicht kann man eine Adipositas bei einem Menschen oft durch bloßes Hinsehen erkennen. Doch die Erkrankung tritt in unterschiedlichen Stufen auf, die als Grad bezeichnet werden. Eine Adipositas wird in drei Stufen – Grad 1, 2 und 3 – unterteilt. „Als Richtwert für den Grad der Adipositas gilt der sogenannte Body-Mass-Index (BMI). Um eine Einteilung vorzunehmen, wird das Körpergewicht in Relation zu der Körpergröße eines Menschen gesetzt“, führt Prof. Dr. Metin Senkal aus. Ähnlich geht man bei Betroffenen vor, die jünger als 18 Jahre sind: „Bei Kindern ziehen wir allerdings noch weitere Faktoren, wie die Altersgruppe und das Geschlecht, hinzu“, ergänzt Dr. Bahman Gharavi, Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik des Marien Hospital Witten. Anhand von Vergleichsdaten der Gesamtbevölkerung kann dann errechnet werden, ob ein Unter-, Normal- oder Übergewicht oder sogar ein krankhaftes Übergewicht (Adipositas) vorliegt.

 

Folgeerkrankungen von Adipositas bei Kindern

Kinder und Jugendliche, die an krankhaftem Übergewicht leiden, leiden sowohl an körperlichen Einschränkungen durch die Erkrankung als auch an psychosozialen Folgen, wie Depressionen oder Mobbing. Bereits in jungen Jahren machen sich Folgeerkrankungen von Adipositas bemerkbar, die bei normalgewichtigen Kindern nicht auftreten. Welche Erkrankungen dabei auftreten, hängt von der Höhe und der Dauer des Übergewichts ab. Zu den betroffenen Organsystemen gehören zum Beispiel Herzkreislauf, Lunge, Magen-Darm und Niere. Auch neurologische und hormonelle Auswirkungen können durch Übergewicht auftreten.

 

 

Die Erkrankungen können durch eine Adipositas auftreten:

  • Lunge
  • Magen-Darm
    • Gallensteine
    • Fettleber
  • Niere
    • Nierenschädigungen
  • Herzkreislauf
    • Fettstoffwechselstörung
    • Bluthochdruck
  • Neurologisch
    • Idiopathische intrakranielle Hypertension
  • Hormone
    • Typ 2 Diabetes mellitus
  • Psychosozial
    • geringes Selbstwertgefühl
    • Depression
    • Essverhaltensstörungen
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Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen behandeln

Vielen Kindern und Jugendlichen mit Adipositas fällt es schwer, alleine den Teufelskreis aus mangelnder Bewegung, falscher Ernährung und psychischer Belastung zu durchbrechen. Professionelle Hilfe unterstützt die Betroffenen dabei. Zunächst finden im Rahmen der Behandlung medizinische Untersuchungen statt, die hormonelle Ursachen für das Übergewicht ausschließen. Ebenfalls kann so kontrolliert werden, ob bereits Folgeerkrankungen vorliegen.

 

 

„Um dem Kind die nötige Unterstützung bieten zu können, müssen ihre Eltern – oder die Familie bzw. Betreuer des Patienten – ebenfalls Teil der Therapien sein“

  Dr. Bahman GharaviChefarzt der Kinder- und Jugendklinik des Marien Hospital Witten

Wie auch bei Erwachsenen, die an einer Adipositas leiden, ist eine wichtige Säule der Adipositastherapie bei Kindern ein kontrolliertes multimodales Konzept (MMK): „Das multimodale Konzept umfasst die Bausteine der Ernährungstherapie, Bewegungstherapie und Verhaltenstherapie“, erklärt Prof. Dr. Metin Senkal. „Die Therapie einer Adipositas sollte dabei alle Bausteine des Konzepts umfassen – einzelne Elemente führen nicht zu einem langfristigen Erfolg.“ Bei jungen Patienten kommt noch ein Faktor dazu: „Um dem Kind die nötige Unterstützung bieten zu können, müssen ihre Eltern – oder die Familie bzw. Betreuer des Patienten – ebenfalls Teil der Therapien sein“, ergänzt Dr. Bahman Gharavi.

Ernährungstherapie bei Adipositas

In der Ernährungstherapie lernen die Kinder und Jugendlichen mit Übergewicht, welche Lebensmittel Teil einer guten Ernährung sind: Dazu gehört der Verzehr von mehr Obst und Gemüse und weniger fett- und zuckerhaltigen Lebensmitteln sowie die Wahl von Wasser anstelle von Softdrinks. Kein Teil der Ernährungstherapie bei Adipositas hingegen sind starre Diätpläne oder Kostformen, in denen Nährstoffe extrem ungleich verteilt sind. Diese bergen potentiell medizinische Risiken und erzielen keinen Langzeiterfolg. Beispiele dafür sind totales Fasten oder häufige Gewichtsreduktionsdiäten. Die Ernährungstherapie wird im multimodalen Konzept in Kombination mit der Bewegungs- und Verhaltenstherapie angewendet, wodurch die körperliche Aktivität gesteigert wird.

 

Adipositas-chirurgische Maßnahmen

Bei besonders schwer adipösen Kindern und Jugendlichen, die einen BMI von ≥ 35 kg/m2 besitzen und bei denen konservative Therapiemaßnahmen ausgeschöpft und aussichtlos sind, kann eine Adipositas-chirurgische Maßnahme in Erwägung gezogen werden. „Diese kommt jedoch ausschließlich dann zum Einsatz, wenn das Kind an mindestens einer schwerwiegenden Begleiterkrankung, wie dem Schlafapnoe-Syndrom oder Typ 2 Diabetes mellitus, leidet oder ein Ausschluss aus Ausbildung oder Arbeit vorliegt“, grenzt Dr. Bahman Gharavi ein. Die Entscheidung erfolgt immer durch erfahrene Ärzte aus dem Bereich der extremen Adipositas.

 

Ihre Experten

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Dr. med. Bahman Gharavi

Chefarzt

Kinder- und Jugendklinik
Marien Hospital Witten

Fon 0 23 02 - 173 - 13 53
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