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Schilddrüsenknoten Wenn heiße und kalte Knoten in der Schilddrüse entstehen

Fast jeder zweite Mensch über 50 entwickelt Schilddrüsenknoten. Diese befinden sich in der schmetterlingsförmigen Schilddrüse, die unterhalb des Kehlkopfes liegt und das essenzielle Hormon L-Thyroxin (T4) produziert. Meist sind die Knoten gutartig und bereiten keine Beschwerden. Doch wie werden Schilddrüsenknoten erkannt? Was ist der Unterschied von heißen und kalten Knoten? Welche Symptome können auftreten und wann ist eine Behandlung von Schilddrüsenknoten nötig?

Was ist ein Schilddrüsenknoten?

Schilddrüsenknoten entstehen meist mit zunehmendem Alter: Durch Zellumstrukturierungen kann die Schilddrüse 'knotig' werden. Die Zellen wachsen, vermehren sich oder verändern ihre Anordnung, was zur Bildung von Knoten führt. „Etwa 95 Prozent aller Schilddrüsenknoten sind gutartig und beeinträchtigen Betroffene in der Regel nicht, da nur selten Beschwerden auftreten", erklärt Dr. Nurettin Albayrak, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des St. Anna Hospital Herne und Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Marien Hospital Herne.

 

„Probleme treten erst auf, wenn ein einzelner Knoten wächst oder so groß wird, dass er das umgebende Gewebe bedrängt. Das kann wiederum zu Beschwerden führen."

  Dr. Nurettin AlbayrakChefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des St. Anna Hospital Herne und der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Marien Hospital Herne

Auch sogenannte autonome Adenome können Beschwerden verursachen: Diese heißen Knoten produzieren vermehrt Schilddrüsenhormone, was eine Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) zur Folge hat. Die verbleibenden fünf Prozent der Knoten sind bösartig, wobei es sich meist um Schilddrüsenkarzinome handelt.

 

Schilddrüsenknoten: Was sind heiße und kalte Knoten?

Heißer Knoten: Ein heißer Knoten produziert und speichert vermehrt Schilddrüsenhormone, was zu einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) führen kann. Ein einzelner heißer Knoten wird als unifokale Autonomie oder autonomes Adenom bezeichnet, während das Vorhandensein mehrerer heißer Knoten als multifokale Autonomie gilt. Bei bildgebenden Untersuchungen erscheinen heiße Knoten oft dunkel oder werden in warmen Farben (zum Beispiel Rot oder Gelb) angezeigt, obwohl sie tatsächlich nicht physisch warm sind. In den meisten Fällen sind heiße Knoten gutartig.

Kalter Knoten: Ein kalter Knoten in der Schilddrüse absorbiert kein Jod und produziert nur geringe Mengen oder gar keine Hormone. Bei bildgebenden Verfahren zeigt er sich hell oder in kühlen Farbtönen (wie Blau oder Lila). Kalte Schilddrüsenknoten sind selten bösartig.

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Entstehung durch Jodmangel

Eine zentrale Ursache für die Bildung von Schilddrüsenknoten ist Jodmangel, der bis in die frühen 2000er Jahre verbreitet war. Jod fungiert als Treibstoff für die Schilddrüse, da es unabdingbar für die Hormonproduktion ist. Bei Jodmangel vergrößert sich die Schilddrüse, indem sich ihre Zellen vermehren. So wird das spärlich vorhandene Jod möglichst effizient aus dem Blut absorbiert.

Bei Jodmangel erhöht der Körper ebenfalls die Produktion eines bestimmten Hormons, des Thyreoidea-stimulierenden Hormons (TSH), um die Schilddrüsenhormonproduktion anzuregen. Dies führt dazu, dass sich die Zellen der Schilddrüse vergrößern und vermehren. Somit wirkt sich Jodmangel doppelt auf die Schilddrüse aus. Infolgedessen kann es zur Bildung eines Kropfes kommen, zur Entstehung von gutartigen Knoten, gelegentlich auch zu Zysten und in seltenen Fällen zu Krebs.

 

Symptome bei Schilddrüsenknoten

"In vielen Fällen treten keine Symptome auf. Daher werden Schilddrüsenknoten oft zufällig entdeckt, wie bei einer Untersuchung der Halsarterie zur Abklärung des Risikos für Arteriosklerose“, so Prof. Dr. Metin Senkal, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Marien Hospital Witten. Sobald der Schilddrüsenknoten eine bestimmte Größe erreicht, kann er Druck auf Luft- und Speiseröhre ausüben, was zu diesen Symptomen führen kann:

 

 

„Schilddrüsenknoten wachsen in der Regel langsam, können aber häufig die Größe von einem Zentimeter überschreiten."

  Prof. Dr. Metin SenkalChefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Marien Hospital Witten

Typische Symptome bei Schilddrüsen-knoten

  • Druck- bzw. Engegefühl am Hals
  • Beschwerden beim Schlucken
  • Anhaltende Heiserkeit
  • Zwang, sich ständig räuspern zu müssen

 

Bei einem heißen Knoten, der eine Überfunktion der Schilddrüse verursacht, können alle Symptome einer Hyperthyreose auftreten, da der Stoffwechsel übermäßig angeregt wird. Dazu gehören zum Beispiel Herzklopfen oder Herzrasen, ein schneller Puls, übermäßiges Schwitzen, Haarausfall und Schlafstörungen.

Treten diese Anzeichen auf, sollte in jedem Fall ein Arzt hinzugezogen werden.

 

Untersuchungen helfen bei Diagnose von Schilddrüsenknoten

Untersuchungen helfen dabei zu erkennen, ob ein Schilddrüsenknoten die Symptome verursacht und insbesondere, ob er gutartig oder bösartig ist.

Ist ein Schilddrüsenknoten vorhanden? In der Anamnese besprechen Arzt und Patient die vorhandenen Symptome. Außerdem können spezielle Risikofaktoren für Schilddrüsenknoten, wie familiäre Veranlagung oder vorhergehende Bestrahlung im Halsbereich, abgeklärt werden. Anschließend erfolgt das Abtasten der Schilddrüse und des gesamten Halsbereichs. Um Knoten zu identifizieren, die beim Abtasten möglicherweise unentdeckt bleiben, ist oft eine Ultraschalluntersuchung hilfreich.

Welche Art des Schilddrüsenknotens ist vorhanden? Anschließend an die erste Untersuchung wird geklärt, ob der Schilddrüsenknoten heiß oder kalt ist. Dieser Schritt geschieht über eine sogenannte Szintigrafie.

Ist der vorhandene Schilddrüsenknoten bösartig? Wird ein heißer Knoten diagnostiziert, endet die Untersuchung nach der Szintigrafie in der Regel, da heiße Knoten nur äußerst selten bösartig sind. Bei kalten Knoten hingegen ist es wichtig festzustellen, ob Krebs vorliegt, was durch eine Gewebeentnahme (Biopsie) erfolgt. Das entnommene Gewebe wird anschließend untersucht.

 

Wie kann man Schilddrüsenknoten vorbeugen?

Um das Risiko für Schilddrüsenknoten zu verringern, ist eine ausreichende Jodzufuhr über die Ernährung essenziell. Dieses wichtige Spurenelement findet sich hauptsächlich in Meeresfisch, Algen (wie sie zum Beispiel in Sushi vorkommen) und Schalentieren. Auch die Verwendung von jodiertem Speisesalz in der Küche trägt erheblich zu einer gesunden Jodversorgung bei. Zudem sollten die Schilddrüsenfunktion regelmäßig kontrolliert werden, wofür ein einfacher Bluttest und gelegentlich eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse ausreichend sind.

 

Wie können Schilddrüsenknoten behandelt werden?

Kleine Knoten, die weniger als einen Zentimeter im Durchmesser messen und asymptomatisch sind, erfordern in der Regel keine Behandlung. Dennoch ist es wichtig, auch diese Schilddrüsenknoten regelmäßig zu überwachen. So können Veränderungen frühzeitig erkannt und notwendige therapeutische Maßnahmen rechtzeitig eingeleitet werden.

Bei Schilddrüsenknoten über einem Zentimeter oder bei jenen, die Symptome verursachen, richtet sich die Behandlung nach den Ultraschallergebnissen und der möglichen Bösartigkeit:

Gutartige Schilddrüsenknoten: Eine Behandlung wird erst erforderlich, wenn der gutartige Knoten größer als vier Zentimeter ist oder Druck auf die Speise- oder Luftröhre ausübt. Auch wenn er kosmetische Beeinträchtigungen verursacht, indem er äußerlich am Hals sichtbar hervortritt, sollte eine Therapie erfolgen. Die bevorzugte Therapiemethode ist dann eine Operation zur schonenden Entfernung des Knotens. In speziellen Fällen kann auch eine Radiofrequenzablation in Betracht gezogen werden, bei der der Knoten durch gezielte Wärmeanwendung zerstört wird.

Heiße Schilddrüsenknoten: Ist ein heißer Knoten nicht zu groß, kann er mittels Radiojodtherapie behandelt werden. Dazu wird radioaktives Jod mit einer Kapsel verabreicht. Das radioaktive Jod sammelt sich in dem besonders aktiven Schilddrüsenknoten und zerstört ihn. Ist der Knoten jedoch sehr groß oder haben sich in der Schilddrüse mehrere Knoten entwickelt, ist eine Operation notwendig. Je nachdem, wie weiträumig die Veränderungen sind, wird nur ein Teil der Schilddrüse, manchmal sogar die komplette Drüse entfernt.

Schilddrüsenkrebs: Ein bösartiger Tumor wird durch eine operative Behandlung entfernt. Bei bestimmten Krebsarten folgt zusätzlich eine Radiojodtherapie. Seltener wird eine externe Bestrahlung eingesetzt, entweder allein oder in Kombination mit anderen Behandlungsformen.

Schilddrüsen-Operationen: Eine Operation von Schilddrüsenknoten wird gewebeschonend und minimal-invasiv durch einen kleinen Schnitt im Halsbereich durchgeführt. Bei dem Eingriff werden die Organe und Nerven in der Umgebung – wie die Nebenschilddrüse und Stimmbänder – durch spezielle Überwachungsmechanismen und den Einsatz modernster Techniken kontrolliert und so entsprechend geschont.

Ihre Experten

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Dr. Nurettin Albayrak

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