Die Schaufensterkrankheit (pAVK) zwingt Betroffene dazu, beim Gehen immer wieder Pausen einzulegen

Schaufensterkrankheit Wenn die Beine dicht machen

Die Schaufensterkrankheit beschreibt keine Kaufsucht oder den Drang immer die neueste Mode zu tragen. Auch wenn der Name darauf hinweist, ist es doch anders: Die periphere arterielle Verschlusskrankheit ist dafür verantwortlich, dass Betroffene beim Gehen ungewollt immer wieder kleinere Pausen einlegen müssen. Denn Schmerzen in den Waden halten sie auf. Um von der Erkrankung abzulenken, schauen die meisten dann in ein Schaufenster. Doch was genau steckt hinter der Erkrankung der Beinarterien, die selbst die kürzesten Strecken zu einer Qual werden lässt?

Wenn die Gefäße verkalken

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (kurz pAVK) ist nicht selten. Allein in Deutschland leiden etwa 4,5 Millionen Menschen daran. Das sind mehr als 5 Prozent der deutschen Bevölkerung. Rauchen, Übergewicht, ungesunde Ernährung – all diese Faktoren können die Erkrankung der Beinvenen stark beeinflussen. Zudem begünstigen auch Diabetes mellitus oder erhöhte Blutfettwerte die Erkrankung. Ein ungesunder Lebensstil birgt also ein großes Risiko.

 

„Bei der Erkrankung verengen sich die Beinarterien durch Kalkablagerungen so stark, dass immer weniger Blut durch die Gefäße fließen kann. Daraus folgt ein Mangel an Sauerstoff in den Muskeln, der sich in Schmerzen äußert.“

  Dr. Luc ClaeysLeitender Arzt der Klinik für Gefäßchirurgie im Marien Hospital Herne

Verschiedene Stadien

Je nach Schweregrad wird die Schaufensterkrankheit (pAVK) in vier Stadien eingeteilt. Zunächst ist die Engstelle noch so gering, dass die Betroffenen kaum Schmerzen spüren. Diese werden erst im zweiten Stadium wirklich bemerkbar und meist erfolgt eine Diagnose auch erst dann. Vor allem nach mehr oder weniger langen Gehstrecken schmerzt die Wade. Im Laufe der nächsten beiden Phasen treten die Schmerzen auch während der Ruhephase, vor allem in der Nacht, auf und die Durchblutungsstörung führt möglicherweise sogar zum Absterben von Gewebe. Das Gefäß ist dann vollständig verschlossen. Sogar kleinere Schnitte und Wunden können nun zu einem Problem werden. „Im vierten Stadium heilen kleine Wunden nicht mehr richtig ab, sondern werden immer größer“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Stephan Langer, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie am Marien Hospital Witten. „Auch das Herzinfarkt- oder Schlaganfallrisiko erhöht sich.“

Diagnose mittels moderner Technik

Nur eine frühzeitige Diagnose und eine Änderung der Lebensweise können Spätfolgen verhindern. Ein entscheidender Anhaltspunkt für die Diagnose der Schaufensterkrankheit ist der sogenannte Knöchel-Arm-Index: Dabei wird der Puls am Knöchel und am Arm gemessen. Grundlage ist die klassische Blutdruckmessung mittels Manschette, allerdings greift der Arzt bei der Messung nicht zum Stethoskop, sondern zu einem Ultraschallgerät. „Diese Methode macht den Puls sicht- und hörbar“, sagt Dr. Luc Claeys. Anhand der Ergebnisse kann der Mediziner seine Diagnose bestätigen. „Zeigt sich dabei, dass der Puls am Bein im Verhältnis zum Puls am Arm geringer ist, gehen wir von einem Verschluss der Gefäße aus.“ Anschließend erfolgen noch weitere Untersuchungen, wie zum Beispiel eine Ultraschalluntersuchung oder ein MRT.

image
 

„In frühen Stadien ist Gehen meist die beste Medizin. Außerdem sollten auch Risikofaktoren, wie zum Beispiel Rauchen, eingedämmt werden.“

  Priv.-Doz. Dr. Stephan LangerChefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie am Marien Hospital Witten

Diagnose Schaufensterkrankheit: Lieber zu Fuß anstatt mit dem Auto

Alternativ zum Gehen bieten sich auch Radfahren oder Schwimmen an, um einer Gefäßverkalkung vorzubeugen. Hier gibt es mehr Informationen zu Sport im Alter. Reicht regelmäßige Bewegung nicht aus, verordnet der behandelnde Arzt oft eine medikamentöse Therapie. Ist die Schaufensterkrankheit jedoch bereits in einem späten Stadium, ist eine Operation unumgänglich. Dabei greifen die Mediziner meist auf eine Gefäßerweiterung mittels Stent oder einem Ballon zurück. Ebenfalls wird auch oft ein Bypass gelegt.

Ihre Experten

doc

Dr. med. Luc Claeys

Leitender Arzt
Klinik für Gefäßchirurgie
Marien Hospital Herne - Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum
Fon 0 23 23 - 499 - 14 89
gefaesschirurgie@marienhospital-herne.de

doc

Priv.-Doz. Dr. med. Stephan Langer

Klinik für Gefäßchirurgie
Marien Hospital Witten
Fon 0 23 02 - 173 - 12 23
gefaesschirurgie@marien-hospital-witten.de