Bei einem Kinderfuß wird ein Reflex ausgelöst

Greifen, Drehen, Schreiten Frühkindliche Reflexe als Zeichen für eine gesunde Entwicklung

Mutter und Kind sind nach einer langen Zeit im Kreißsaal zurück auf der Station, haben sich kennengelernt und schon steht Babys erster Besuch an: Oma ist da, nimmt das Neugeborene auf den Arm und berührt seine kleine Handinnenfläche. Sofort umgreift das Baby den Finger seiner Oma, die ganz verzückt ist. Dieses niedliche Verhaltensmuster ist tatsächlich einer von vielen angeborenen Reflexen. Doch was sind eigentlich Reflexe und warum sind sie wichtig?

Babys haben eine Vielzahl angeborener Reflexe, die in der Regel nach einigen Monaten wieder verschwinden. Diese Reflexe sind automatische Bewegungen, die das Überleben des Babys sichern sollen. Deshalb rufen Reize wie zum Beispiel das Streichen mit dem Finger über die Fußsohle bei Säuglingen andere Reflexe hervor als im späteren Alter.

Zu den wichtigsten angeborenen Reflexen gehören:

Greifreflex bei einem Baby

Greifreflex

Ein Neugeborenes reagiert beim Streichen der Handinnenfläche zunächst mit dem Greifreflex, umfasst also z. B. einen gereichten Finger der Eltern. Dieser automatische Reflex wird im Laufe der Entwicklung durch gezieltes Greifen mit der Hand ersetzt – zunächst mit der gesamten Hand und später mit einem Pinzettengriff.

Bauer-Reaktion

Legt man ein Kind in Bauchlage auf eine Unterlage, drückt sich ein Neugeborenes bei Druck auf die Fußsohle ab. Im weiteren Verlauf der Entwicklung beginnt das Kind zu robben und zu kriechen.

Schreitreflex

Ein weiteres interessantes Bewegungsmuster des Neugeborenen lässt sich beobachten, wenn es aufrecht gehalten wird: Beim Berühren einer Unterlage mit der Fußunterseite macht das Baby schreitende Bewegungen. Nach und nach entwickeln sich daraus Stehen und Gehen.

Moro-Reflex

Einer der berühmtesten frühkindlichen Reflexe ist der Moro-Reflex: Hält man das Kind fest und bewegt es nach unten, gehen die Arme des Kindes zur Seite, die Finger werden gestreckt und fächerförmig gespreizt, Mund und die Augen öffnen sich. Der Moro-Reflex dient dazu, das Kind zu schützen und sein Überleben zu sichern, indem es sich bei Gefahrensituationen an der Mutter festklammert. Gleichzeitig sichert der Reflex das Einatmen, wenn das Kind zu ersticken droht.

Suchreflex

Streichelt man die Wange eines Babys, dreht es seinen Kopf in die Richtung der Hand und öffnet den Mund. Für das Baby bedeutet die Berührung: Die Nahrungsquelle ist ganz in der Nähe.

Saug- und Schluckreflex

Der Saug- und Schluckreflex sorgt dafür, dass das Neugeborene trinken kann. Sobald etwas seine Lippen berührt, beginnt das Baby kräftig zu saugen. Das Schlucken stellt sicher, dass die Milch über die Speiseröhre des Kindes in den Magen gelangt. Der Saugreflex wird nach und nach durch Nuckelbewegungen abgelöst, die das Baby selbst steuern kann. Der Schluckreflex bleibt ein Leben lang erhalten.

Atemschutz-Reflex

Sobald Wasser Mund und Nase des Babys benetzt, verschließen sich seine Atemwege automatisch, sodass kein Wasser in die Lunge gelangen kann.

 

„Die frühkindlichen Entwicklungsschritte helfen dem Kinderarzt einzuschätzen, ob sich das Kind normal entwickelt oder ob es Abweichungen gibt, die behandelt werden müssen.“

  Dr. Bahman GharaviChefarzt der Kinder- und Jugendklinik des Marien Hospital Witten

Reflexe als Zeichen für den Entwicklungsstand

Der Kinderarzt prüft im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen, ob Reflexe bei Säuglingen rechtzeitig auftreten und wieder verschwinden. „Die frühkindlichen Entwicklungsschritte helfen dem Kinderarzt einzuschätzen, ob sich das Kind normal entwickelt oder ob es Abweichungen gibt, die behandelt werden müssen“, erklärt Dr. Bahman Gharavi, Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik des Marien Hospital Witten.

Bei der Untersuchung löst der Kinderarzt Reflexe aus, um den Stand der Entwicklung eines Kindes zu beurteilen. Überdauern die Reflexe den üblichen Zeitraum, kann dies ein Hinweis auf eine auffällige Entwicklung des Kindes sein. Erfahrene Untersucher können frühzeitig eine auffällige Entwicklung feststellen, die für Außenstehende noch nicht erkennbar ist.

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Warum regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wichtig sind

So kann der Kinderarzt frühzeitig eine ggf. notwendige Physiotherapie einleiten, damit sich das Kind möglichst normal entwickelt. Findet keine Behandlung statt, kann sich das im späteren Leben auf vielfältige Weise äußern. In der Regel ist weniger das Fehlen eines Reflexes im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung auffällig als das Fortbestehen über der Norm. „Eltern sollten daher die empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen unbedingt wahrnehmen“, empfiehlt Dr. Gharavi. In Deutschland werden diese allen Kindern in vorgeschriebenen Intervallen angeboten.

Ihr Experte

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Dr. Bahman Gharavi

Chefarzt
Kinder- und Jugendklinik
Marien Hospital Witten
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