Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung des älter werdenden Mannes in Deutschland

Prostatakrebs Kleines Organ, große Gefahr

Prostatakrebs ist in Deutschland die häufigste Krebserkrankung des älter werdenden Mannes. Der Krebs kann zwar in jedem Stadium behandelt werden, für eine endgültige Heilung z. B. mittels robotischer OP-Verfahren ist aber die frühzeitige Erkennung extrem wichtig. Die Vorsteherdrüse, auch Prostata genannt, entwickelt sich beim Mann während der Pubertät an einer zentralen Stelle im kleinen Becken – dort wo die Potenznerven verlaufen und der Verschlussmechanismus der Blase lokalisiert ist. Männer sollten dieses Organ ab dem 45. Lebensjahr fachärztlich kontrollieren lassen.

Die etwa walnussgroße, nur bei Männern entwickelte Drüse umschließt die Harnröhre unmittelbar unter der Blase und produziert  die Hauptmenge der Samenflüssigkeit. In Deutschland wird jedes Jahr bei über 65.000 Männern die Diagnose Prostatakrebs gestellt. Das macht ihn zur häufigsten Krebserkrankung des älter werdenden Mannes. Die gute Nachricht: Prostatakrebs kann heutzutage dank modernster Therapieverfahren und technischen Entwicklungen häufig erfolgreich behandelt werden. Wichtig ist jedoch, dass er rechtzeitig entdeckt wird.

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt – Krebsfrüherkennung

Wie erkennt man Prostatakrebs? Ab einem Alter von 45 Jahren bieten die gesetzlichen Krankenkassen Männern eine kostenlose Prostatakrebsfrüherkennung bei einem Fach- oder Hausarzt an. Eine sorgfältige fachmännische Untersuchung ist notwendig, weil der Prostatakrebs im Frühstadium keine Beschwerden verursacht. Die körperliche Untersuchung z. B. mittels Tastuntersuchung vom Enddarm aus ist sehr ungenau. Deshalb werden heutzutage moderne Bildgebungsverfahren wie der transrektale Ultraschall oder die MRT Untersuchung immer wichtiger. Ein weiterer Baustein ist die Blutuntersuchung des Prostata-spezifischen-Antigens (PSA), einem in der Prostata gebildeten Eiweiß, das in sehr niedriger Konzentration im Blut vorkommt. Die Höhe des PSA-Wertes in Verbindung mit dem Alter und der Drüsengröße kann helfen, die Verdachtsdiagnose eines Krebses der Prostata zu stellen. Dieser Test wird jedoch nicht von den Krankenkassen bezahlt, weil auch gutartige Veränderungen zu einer Erhöhung führen können.

Modernste Diagnoseverfahren

Waren die Ergebnisse der Vorsorgeuntersuchung auffällig, erfolgt die weitere Abklärung. Prof. Dr. Joachim Noldus ist Direktor der Urologischen Klinik des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum. Er erklärt, welche weiteren Untersuchungen durchgeführt werden: „Die eindeutige Diagnose Prostatakrebs erfolgt üblicherweise über die nähere Untersuchung des Gewebes der Prostata, zum Beispiel durch die Entnahme einer Probe. Um den Zielbereich einer Probenentnahme genau bestimmen zu können, kommen zudem bildgebende Verfahren zum Einsatz.“ Eine neuartige und äußerst vielversprechende Methode ist hierbei die Fusion von MRT und Ultraschall. „Hierbei wird zunächst eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt und auffällige Bereiche digital auf den Bildern markiert. Dann wird der Patient mittels Ultraschall untersucht. Dabei werden die zuvor angefertigten MRT-Bilder mit einem speziellen Gerät live über den Ultraschall gelegt. So können Gewebeproben gezielt aus den Stellen entnommen werden, die verdächtig aussehen“, ergänzt Prof. Dr. Joachim Noldus. Weitere spezielle Diagnoseverfahren gibt es hier im Überblick.

 

Der Roboter ist besonders geeignet für die Entfernung der Prostata, da hier an schwer zugänglichen Stellen besonders präzise gearbeitet werden muss

  Priv.-Doz. Dr. Rein-Jüri PalisaarLeitender Arzt der Abteilung für roboterassistierte Urologie

Keine Zukunftsmusik – Roboter im OP
Steht fest, dass es sich um Prostatakrebs handelt, folgt im nächsten Schritt die Behandlungsplanung. „Um die beste Therapie für einen Patienten festzulegen, müssen alle verfügbaren Faktoren in Betracht gezogen werden. Neben den Ergebnissen der verschiedenen Untersuchungen spielen zum Beispiel auch das Alter des Patienten, seine Lebensumstände und eventuelle Nebenerkrankungen eine Rolle“, so Prof. Noldus. Da Tumore der Prostata nur sehr langsam wachsen, kann es in manchen Fällen durchaus sinnvoll sein, vorerst nichts zu unternehmen, sondern lediglich regelmäßige Kontrollen durchzuführen. Häufig ist es jedoch die sicherste Methode, die Prostata und somit auch den Tumor vollständig zu entfernen. Hierbei greifen die Mediziner immer häufiger auf die Unterstützung eines vierarmigen Roboterkollegen zurück. Dieser garantiert millimetergenaues Arbeiten, sorgt für weniger Schmerzen, Wundinfektionen und Blutverlust. Was nach Science-Fiction klingt, ist im Operationsaal bereits Realität. „Der Operationsroboter ist besonders geeignet für die Entfernung der Prostata, da hier an schwer zugänglichen Stellen, umgeben von empfindlichem Gewebe und Nerven, besonders präzise gearbeitet werden muss“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Rein-Jüri Palisaar, Leitender Arzt der Abteilung für roboterassistierte Urologie.

Protatakrebs kann unter anderem mit dem OP-Roboter behandelt werden

Bei einer Prostatakrebs-OP mit dem Roboter steht der Operateur nicht direkt am OP-Tisch, sondern bewegt die vier Arme des Roboters, die mit Instrumenten bestückt sind, einige Meter davon entfernt über eine Konsole. Durch eine Art Brille sieht er den zu operierenden Bereich dreidimensional und vielfach vergrößert wie unter einem Mikroskop. Für die Roboter-OP sind nur vier bis sechs kleine Hautschnitte notwendig, daher handelt es sich um ein sehr schonendes Verfahren mit geringem Blutverlust. Zudem besteht durch diese kleineren Zugänge ein geringeres Wundinfektionsrisiko und auch die Narbenbildung ist gering, da der Verschluss durch extradünne Fäden aus selbstlöslichem Material erfolgt. Die Naht wird unterhalb der Hautoberfläche gesetzt und ist unsichtbar. Einzig die feine Linie des Wundverschlusses bleibt außen sichtbar und auch eine Fadenentfernung ist später nicht erforderlich. „Schlussendlich ist der Patient schneller wieder auf den Beinen und hat eine geringere Liegedauer nach dem Eingriff“, fasst Dr. Palisaar zusammen. Ergänzende Informationen zur Roboter-OP gibt es hier . Doch nicht bei jedem Patienten ist eine Operation die beste Methode. Daher gibt es hier eine Zusammenstellung weiterer moderner Therapieverfahren.

Auch Darmkrebs zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Hier gibt es weitere Infos zu diesem Thema.

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Prof. Dr. Joachim Noldus

Direktor
Klinik für Urologie
Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum
Fon 02325 499 - 2301
urologie@marienhospital-herne.de

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Priv.-Doz. Dr. Rein-Jüri Palisaar

Leitender Arzt
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