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Nabelschnurblutspende Mit Stammzellen Leben retten

Nach der Geburt eines Kindes wird die Nabelschnur in der Regel entsorgt. Doch was viele nicht wissen: Es befindet sich eine hohe Anzahl an Stammzellen im Nabelschnurblut. Diese Stammzellen können für Menschen, die an Blutkrebs – auch Leukämie genannt – leiden, lebensrettend sein. Um Erkrankten zu helfen, kann direkt nach der Geburt Nabelschnurblut gespendet werden. Doch wie genau läuft eine Nabelschnurblutspende ab?

Menschen, die an Leukämie erkrankt sind, kann eine sogenannte Knochenmarkspende bzw. Stammzellspende helfen. Die Voraussetzung dafür ist, dass die Blutgruppeneigenschaften des Spenders mit denen des Erkrankten übereinstimmen müssen. Einen passenden Stammzellspender zu finden, ist deshalb sehr aufwändig. Oft warten die Erkrankten jahrelang. Hier kommt das Nabelschnurblut ins Spiel: Nabelschnurblut enthält sogenannte Blutstammzellen, ähnlich derer, die auch im Knochenmark vorkommen. Diese Stammzellen besitzen die Fähigkeit, sich in die verschiedenen Blutzelltypen zu entwickeln: in rote und weiße Blutzellen und in Blutplättchen. Die im Restblut der Nabelschnur enthaltenen Stammzellen können dazu verwendet werden, Kindern und Erwachsenen mit Leukämien und anderen Erkrankungen, wie etwa Immundefekten, zu helfen.

 

„Ausführliche Informationen zur Nabelschnurblut erhalten werdende Eltern in der Geburtsplanungssprechstunde oder Hebammensprechstunde der Geburtshilfe, wo der Wunsch nach einer Nabelschnurblutspende vorab angegeben werden kann.“

  Prof. Dr. Clemens Tempfer, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum

Entscheidung für eine Nabelschnurblutspende

Eine Nabelschnurblutspende wird nicht standardmäßig entnommen, sondern nur auf Wunsch der werdenden Mutter. Zudem gibt es nicht in allen Geburtshilfen in Deutschland geschultes Personal zur Nabelschnurentnahme und Transportaufbereitung. „Ausführliche Informationen zur Nabelschnurblut erhalten werdende Eltern in der Geburtsplanungssprechstunde oder Hebammensprechstunde der Geburtshilfe, wo der Wunsch nach einer Nabelschnurblutspende vorab angegeben werden kann“, so Prof. Dr. Clemens Tempfer, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum.

Ob und wie eine Nabelschnurblutspende möglich ist, muss mit der Geburtshilfe in der die Mutter entbindet, im Vorfeld geklärt werden. Zudem kooperieren nicht alle Geburtshilfen mit einer öffentlichen Stammzellbank. Einige bieten auch nur die Entnahme für den privaten Gebrauch an. Auch dies kann im Vorfeld in der Geburtsplanungssprechstunde abgeklärt werden.

Öffentliche und private Spende

„In einer öffentlichen Stammzellenbank wird das Blut aufbereitet und eingelagert. Zu den Formalitäten der Blutspende gehören lediglich ein Fragebogen sowie die schriftliche Einverständniserklärung der Mutter“, erklärt Prof. Dr. Sven Schiermeier, Direktor des Zentrum für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der St. Elisabeth Gruppe mit den Standorten Marien Hospital Witten und St. Anna Hospital Herne und Chefarzt der Frauenklinik und Geburtshilfe des Marien Hospital Witten. Die Daten werden in der Stammzellenbank anonymisiert. Gibt es einen Empfänger mit passenden Blutgruppeneigenschaften, fordert ein Transplantationszentrum die Spende an. Daraufhin erfolgt ein Transport zum Transplantationszentrum, wo die Stammzellen dann dem Empfänger verabreicht werden.

 

„In einer öffentlichen Stammzellenbank wird das Blut aufbereitet und eingelagert. Zu den Formalitäten der Blutspende gehören lediglich ein Fragebogen sowie die schriftliche Einverständniserklärung der Mutter.“

  Prof. Dr. Sven Schiermeier, Direktor des Zentrum für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der St. Elisabeth Gruppe mit den Standorten Marien Hospital Witten und St. Anna Hospital Herne und Chefarzt der Frauenklinik und Geburtshilfe des Marien Hospital Witten

Neben der Spende bei einer öffentlichen Stammzellbank gibt es die Möglichkeit, mit privaten Anbietern vor der Geburt Verträge zur Einlagerung des Nabelschnurbluts abzuschließen. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass die werdenden Eltern die exklusiven Rechte an den im Nabelschnurblut enthaltenden Stammzellen zur Verwertung für das eigene Kind behalten. So stehen die Stammzellen zur Verfügung, wenn das Kind diese im Laufe des Lebens benötigt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es jemals dazu kommt, ist allerdings sehr gering.

 

„Das geschulte Personal der Geburtshilfe entnimmt schnellstmöglich nach dem Abnabeln des Kindes das Nabelschnurblut. Dabei handelt es sich um das Blut, welches sich noch in der Nabelschnur und in der Plazenta befindet und ansonsten verworfen würde, das Blut des Babys wird hierfür nicht benötigt.“

  Valentin Menke, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des St. Anna Hospital Herne

So wird das Nabelschnurblut entnommen

Nach der Geburt können der Vater oder die Mutter selbst die Nabelschnur durchtrennen, wenn sie es wünschen. „Das geschulte Personal der Geburtshilfe entnimmt schnellstmöglich nach dem Abnabeln des Kindes das Nabelschnurblut. Dabei handelt es sich um das Blut, welches sich noch in der Nabelschnur und in der Plazenta befindet und ansonsten verworfen würde, das Blut des Babys wird hierfür nicht benötigt“, erklärt Valentin Menke, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des St. Anna Hospital Herne. Eine Nabelschnurblutspende ist sowohl nach einer natürlichen Geburt als auch nach einem Kaiserschnitt möglich. Für die Spende wird die Nabelschnurvene punktiert und das Plazentarestblut fließt daraufhin in einen speziellen Sammelbeutel. Das Blut des Babys wird hierfür nicht benötigt. Geburtshilfen, die mit öffentlichen Stammzellenbanken kooperieren, halten das Entnahmeset und den Sammelbeutel vor Ort bereit. Bei einer privaten Spende stellt die jeweilige Firma den werdenden Eltern hierfür ein spezielles Entnahmeset zur Verfügung, das sie zur Geburt mit in die Klinik bringen müssen.

 

Ihre Experten

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Prof. Dr. Clemens Tempfer

Direktor

Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Marien Hospital Herne
Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum
Fon 0 23 23 - 499 - 18 01
frauenheilkunde@marienhospital-herne.de

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Prof. Dr. Sven Schiermeier

Direktor

Zentrum für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
der St. Elisabeth Gruppe
Standort: Witten | Wanne-Eickel
Fon 0 23 02 - 173 - 13 23
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Valentin Menke

Chefarzt

Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
St. Anna Hospital Herne
Standort: Wanne-Eickel
Fon 0 23 25 – 986 – 23 01
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