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Harn als Hinweisgeber? Was uns der Urin verrät

Zwei Liter Flüssigkeit nimmt ein Mensch im Schnitt täglich auf – und was oben reingeht, muss unten irgendwann wieder raus. Die Zusammensetzung des Urins kann viel über den Gesundheitszustand verraten. Zeigen sich bei Farbe oder Geruch auffällige Veränderungen, ist das möglicherweise ein Hinweis auf eine Erkrankung. Doch nicht jede Auffälligkeit hat auch eine ernste Ursache.

Wie Urin entsteht

Urin wird in den Nieren produziert. Die Organe filtern das Blut und sammeln Abfallstoffe, die der Körper nicht verwerten kann. Diese Abbaustoffe vermischen sich mit Wasser und bilden so den Urin. Von den Nieren fließt der Harnstoff in die Blase. Gesunder Urin setzt sich zu fünf Prozent aus Abbauprodukten und 95 Prozent Wasser zusammen.

Veränderungen des Urins

Farbe

In vielen Fällen ist eine leichte Farbveränderung des Urins kein Grund zur Besorgnis. Im Normallfall ist er bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr hellgelb. Wurde wenig Flüssigkeit aufgenommen, ist eine dunkelgelbe Färbung nicht ungewöhnlich. Darüber hinaus können bestimmte Nahrungsmittel wie Rote Bete oder Heidelbeeren für eine vorübergehende lila-rötliche Farbveränderung sorgen. „Diese harmlosen Abweichungen verschwinden in der Regel nach wenigen Toilettengängen wieder. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente ist unter Umständen für eine Farbveränderung verantwortlich“, erklärt Prof. Dr. Joachim Noldus, Direktor der Klinik für Urologie des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum.

„Kann man keinen Grund für eine Auffälligkeit des Urins hinsichtlich der Farbe ausmachen und hält diese Veränderung länger an bzw. tritt häufiger auf, sollte der Hausarzt aufgesucht werden. Das gilt insbesondere dann, wenn es sich um eine rötliche Verfärbung des Urins handelt. Dies deutet oftmals auf eine Blutbeimischung hin“, so der Urologe.

Eintrübungen und Geruch

Doch nicht nur die Farbe des Urins gibt Aufschluss über den Gesundheitszustand. Auch Eintrübungen, unnatürliches Schäumen sowie ein auffälliger Geruch können Anzeichen dafür sein, dass etwas in unserem Körper nicht stimmt. Doch auch hier gilt, dass bestimmte Lebensmittel, vor allem Spargel, sich vorübergehend auf den Geruch des Urins auswirken können. Riecht er allerdings nach Ammoniak oder sehr süßlich, sind das möglicherweise Hinweise auf eine krankheitsbedingte Veränderung.

Mögliche Auslöser

Es gibt verschiedene Erkrankungen, die rötlichen Urin bzw. einen unnatürlichen Geruch oder verändertes Aussehen verursachen können. Dazu zählen vor allem Erkrankungen der Niere und der Harnwege, beispielsweise Nierentzündungen, Nierensteine, Blasen- oder Harnleitersteine. Weitere mögliche Auslöser sind Blutgerinnungsstörungen, Stoffwechselstörungen sowie die Einnahme gerinnungshemmender Medikamente.

Frauenspezifische Auslöser

Harnwegsinfektionen treten insbesondere bei Frauen häufiger auf, da die Harnröhre kürzer ist als bei Männern, was Infektionen begünstigt. Weitere mögliche Gründe sind Geschlechtskrankheiten, Blasenentzündungen oder Endometriose. Auch seltene Erkrankungen wie die chronisch-interstitielle Zystitis können Beschwerden verursachen.

Männerspezifische Auslöser

Bei Männern können Veränderungen der Prostata für Blutbeimengungen im Urin verantwortlich sein. Dazu zählen z. B. Entzündungen der Prostata. 

Bösartige Tumorerkrankungen

Auch bestimmte bösartige Erkrankungen wie Nierenzelltumore, Blasentumore, Harnröhrentumore, Harnleitertumore oder Prostatakarzinome verursachen mitunter Blut im Urin.

Bei manchen Krankheitsbildern sind Blutspuren im Urin das erste bemerkbare Symptom, z. B. bei Blasenkrebs. Daher ist es umso wichtiger, solche Auffälligkeiten ernst zu nehmen und zeitnah abklären zu lassen, sobald sie aufgetreten sind, damit unmittelbar eine Behandlung erfolgen kann.

Behandlung

Der Hausarzt ist zunächst der richtige Ansprechpartner und kann dann an den jeweiligen Spezialisten, z. B. Urologen, Gynäkologen oder Nephrologen überweisen.

In einem Arzt-Patienten-Gespräch wird zunächst geklärt, ob neben dem veränderten Urin weitere Symptome wie Unwohlsein oder Schmerzen aufgetreten sind. Es folgen eine körperliche Untersuchung sowie Laboruntersuchungen des Urins. Prof. Noldus erläutert: „Falls erforderlich, werden weitere diagnostische Behandlungen durchgeführt, z. B. eine Blasenspiegelung, ein Ultraschall oder eine Computertomografie. In manchen Fällen ist auch eine Gewebeentnahme, eine sogenannte Biopsie, erforderlich, um eine Diagnose zu sichern.“ Die anschließende Therapie richtet sich nach dem jeweiligen Krankheitsbild.

Tipps, um Niere und Harnwege gesund zu halten:

  • Übergewicht, Rauchen und Stress reduzieren
  • Bei Bluthochdruck und Diabetes: hohe Blutzuckerwerte vermeiden
  • Ausreichend Bewegung
  • Ausgewogene Ernährung
  • Ausreichen Trinken