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Braunes oder weißes Körperfett Was ist gesünder?

Körperfett hält den Körper nicht nur warm, sondern schützt auch die Organe. Zu viel davon kann jedoch gefährlich werden, denn starkes Übergewicht gilt als Risikofaktor für eine Vielzahl von Krankheiten wie Typ 2-Diabetes oder Herzkreislauferkrankungen. Allerdings ist Fett nicht gleich Fett. Braunes Körperfett gilt als gesundheitsfördernd, während das weiße Körperfett als schädlich betrachtet wird. Aber stimmt das wirklich?

 

„Weißes Fett produziert Hormone, wie etwa Östrogen oder Testosteron.“

  Prof. Dr. Metin Senkal, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Plastische Chirurgie des Marien Hospital Witten und Leiter des Adipositaszentrum

Was ist der Unterschied zwischen braunem und weißem Fett?

Weißes Fett ist das Fettgewebe, das im Körper eines Erwachsenen am häufigsten vorkommt. Der Name kommt daher, dass die Zellen aufgrund ihrer hohen Anzahl an Fetttröpfchen unter dem Mikroskop gelblich oder eben weiß erscheinen. Es speichert Energie, dient der Wärmedämmung und polstert die Organe sowie Gelenke. „Außerdem produziert das weiße Fett Hormone, wie etwa Östrogen oder Testosteron“, erklärt Prof. Dr. Metin Senkal, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Plastische Chirurgie des Marien Hospital Witten und Leiter des Adipositaszentrum. Es ist also sehr wichtig für den Körper. Anders als weißes Fett speichert braunes Fett keine Energie, sondern verbrennt sie in zelleigenen Energie-Kraftwerken – den sogenannten Mitrochondrien –, die es unter dem Mikroskop braun erscheinen lassen. So können die Fettzellen Wärme erzeugen und die Körpertemperatur stabil halten.

Wo kommt welches Fett vor?

Säuglinge haben eine vergleichsweise große Menge an braunem Fettgewebe. Es macht bis zu fünf Prozent ihres Körpergewichts aus. Die Muskelmasse von Babys ist zu gering, um durch Muskelzittern Wärme zu erzeugen. Da sie zudem eine sehr große Körperoberfläche im Vergleich zum Körpervolumen haben, verlieren sie sehr viel Wärme. Das braune Fett verhindert, dass sie auskühlen. Im Laufe der ersten Lebensjahre bildet sich das braune Fett jedoch stetig zurück. Bei Erwachsenen findet man noch wenige Gramm braunes Fett an den Schultern, im Nacken und entlang der Wirbelsäule. Weißes Fett dagegen findet sich im gesamten Körper, besonders im Bereich des Bauchs, der Oberschenkel oder am Gesäß. Die Verteilung ist individuell unterschiedlich.

 

„Adipositas ist mehr als nur ein kosmetisches Problem. Vielmehr ist sie eine anerkannte Krankheit, die zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führt.“

  Prof. Dr. Metin Senkal, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Plastische Chirurgie des Marien Hospital Witten und Leiter des Adipositaszentrum

Welchen gesundheitlichen Nutzen hat braunes Fett?

Zu viel überschüssiges Körperfett kann schädlich sein. Vor allem im Kampf gegen krankhaftes starkes Übergewicht, auch Adipositas genannt,  soll die Aktivierung von braunem Fett helfen. Das zeigen mehrere Studien. In Deutschland ist laut Robert-Koch-Institut (RKI) rund ein Viertel der Deutschen stark übergewichtig. „Adipositas ist mehr als nur ein kosmetisches Problem. Vielmehr ist sie eine anerkannte Krankheit, die zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führt“, weiß Prof. Senkal. Adipositas ist zum Beispiel ein  Risikofaktor für Erkrankungen wie Diabetes Typ 2 und Herz-Kreislauferkrankungen.

Aktuelle Studien zeigen, dass die Aktivierung von braunen Fettzellen einen positiven Effekt auf Insulin- und Cholesterinwerte hat, die bei diesen eine Rolle spielen. Außerdem können die braunen Fettzellen weißes Fett in braunes umwandeln, wie eine Studie der University of Maastricht zeigte. Durch dauerhafte Aktivierung verbrennen sie pro Tag etwa 200 bis 400 Kilokalorien. Rund 6000 Kilokalorien entsprechen einem Kilogramm Körperfett. Um die Aktivierung von braunem Fett zur Bekämpfung der genannten Krankheiten einzusetzen, ist jedoch noch weitere Forschung nötig.

Wie unterschiedlich Adipositas sich bei Frauen und Männern äußert, gibt es hier zu lesen.

Wie lässt sich braunes Fett aktivieren?

Bisherige Studien lassen Rückschlüsse darauf zu, dass braunes Fett durch Kälte aktiviert werden kann. Es darf jedoch nicht zu kalt sein, da sonst die Muskeln zu zittern beginnen anstatt die braunen Fettzellen zu stimulieren. Die ideale Temperatur liegt laut der durchgeführten Studien zwischen 14 und 17 Grad. Allerdings ist die Temperaturempfindlichkeit individuell sehr unterschiedlich. Selbstversuche sind daher eher schwierig.

 

„Weißes Fett hat als Schutzpolster von Organen und Gelenken sowie als Wärmedämmung wichtige Eigenschaften und sollte daher auf keinen Fall grundsätzlich verteufelt werden.“

  Prof. Dr. Metin Senkal, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Plastische Chirurgie des Marien Hospital Witten und Leiter des Adipositaszentrum

Ist weißes Fett schlecht?

Braunes Fett hat aktueller Forschung zufolge gesundheitsfördernde Eigenschaften, während weißes Fett in zu hohem Maße viele Krankheiten begünstigt. Aber heißt das, dass weißes Fett per se schlecht ist? „Weißes Fett hat als Schutzpolster von Organen und Gelenken sowie als Wärmedämmung wichtige Eigenschaften und sollte daher auf keinen Fall grundsätzlich verteufelt werden“, warnt Prof. Senkal. „Allerdings ist es wichtig, auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung zu achten, um so das Risiko für Adipositas zu minimieren.“

Ihr Experte

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Prof. Dr. Metin Senkal

Chefarzt

Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Plastische Chirurgie
Marien Hospital Witten
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