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Achalasie und Nussknackerösophagus Funktionsstörungen der Speiseröhre erkennen und behandeln

Bei der Achalasie und insbesondere dem Nussknackerösophagus handelt es sich um seltene Erkrankungen des Verdauungstraktes, bei denen die Beweglichkeit der Speiseröhre (Ösophagus) gestört ist. Betroffene leiden vor allem unter Beschwerden beim Schlucken. Die Nahrungsaufnahme wird zur Qual. Die Folgen sind mitunter schwerwiegende Komplikationen, weshalb eine Früherkennung und Behandlung dieser sogenannten Motilitätsstörungen umso wichtiger ist.

Bei einem gesunden Menschen läuft der Schluckvorgang automatisch ab: Wellenartige Bewegungen der Speiseröhre befördern den Nahrungsbrei an das untere Ende des Speiseröhrenabschnitts, wo dann genau zum richtigen Zeitpunkt der Schließmuskel erschlafft und die Nahrung in den oberen Magenabschnitt gelangt.

Achalasie: Das ist die Ursache der Speiseröhren-Erkrankung

„Bei der Achalasie ist dieser Vorgang gestört. Die Wellenbewegungen der Speiseröhre sind abgeschwächt und laufen nicht mehr synchron mit dem Schließmuskel, der zudem noch stark angespannt ist. Deswegen kommt es zu einer Verengung zwischen Speiseröhre und Magen. Das Essen bleibt stecken und Betroffene müssen oft mit Wasser nachspülen“, erklärt Dr. Viktor Rempel, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie des St. Anna Hospital Herne.

 

„Schreitet die Erkrankung weiter fort, verstärken sich die Beschwerden und Betroffene können dann selbst Flüssigkeiten nicht mehr richtig schlucken. Nicht selten kommt es zu einem Gewichtsverlust und einer Verminderung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dieser Zustand kann sehr belastend sein."

  Dr. Viktor Rempel, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie des St. Anna Hospital Herne

Symptome und Komplikationen der Achalasie

Typische Symptome einer Achalasie sind Schluckbeschwerden und Schmerzen hinter dem Brustbein, die nicht mit den Anzeichen eines Herzinfarktes verwechselt werden sollten. Manche Betroffene stoßen auch unverdaute Essensreste auf und haben Mundgeruch.

„Schreitet die Erkrankung weiter fort, verstärken sich die Beschwerden und Betroffene können dann selbst Flüssigkeiten nicht mehr richtig schlucken. Nicht selten kommt es zu einem Gewichtsverlust und einer Verminderung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dieser Zustand kann sehr belastend sein“, so Dr. Rempel. „Wichtig ist daher, die Erkrankung frühzeitig zu erkennen, damit es erst gar nicht zu solchen Komplikationen kommt.“

Mit einer ausführlichen Anamnese zur Achalasie-Diagnose

Um eine Achalasie zu diagnostizieren, gibt es ergänzend zu einer ausführlichen Anamnese weitere Verfahren. So wird nach einem detaillierten Arztgespräch eine sogenannte Ösophagus-Manometrie durchgeführt. „Dabei wird ein dünner Schlauch durch die Nase in die Speiseröhre eingeführt. An diesem Schlauch sind mehrere Messpunkte bzw. Sensoren angebracht, die die Bewegung der Speiseröhre aufzeichnen. So kann sich der Arzt die genauen Bewegungen der Speiseröhre während des Schluckvorgangs anschauen und Abweichungen feststellen“, erklärt Dr. Johannes Schweinfurth, Leitender Arzt der Abteilung für Gastroenterologie der Medizinischen Klinik I des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum.

Neben der Ösophagus-Manometrie kann eine Breischluckuntersuchung wertvolle Hinweise darüber liefern, ob eine Achalasie vorliegt. Dabei schlucken Patienten eine mit Kontrastmittel versetzte Flüssigkeit während sie geröntgt werden. Störungen des wellenförmigen Anspannens der Muskeln der Speiseröhre können so sichtbar gemacht werden.

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Behandlung der Achalasie: Ist die Erkrankung heilbar?

Bei der Achalasie handelt es sich um ein chronisches Krankheitsbild, dessen Beschwerden unbehandelt über Monate bis Jahre hinweg andauern und stetig schlimmer werden können. Eine spontane Heilung ist ausgeschlossen. Mithilfe verschiedener Behandlungsmöglichkeiten ist es allerdings möglich, die Beschwerden zu lindern.

„Eine Methode, um die Symptome einer Achalasie zu behandeln, ist die Injektion von Botox in den Schließmuskel am unteren Ende der Speiseröhre. Dadurch erschlafft die Muskulatur und Essen kann wieder in den Magen transportiert werden“, weiß Dr. Rempel. „Eine andere Möglichkeit ist die Perorale Endoskopische Myotomie, kurz POEM genannt. Damit ist es möglich, den verengten Ringmuskel am Übergang von der Speiseröhre zum Magen mithilfe eines Endoskops, das unter Narkose über den Mund eingeführt wird, erschlaffen zu lassen. Eine große Operation ist dafür nicht notwendig und der Eingriff verschafft den Patienten eine langfristige Linderung der Beschwerden.“

 

„Eine Methode, um die Symptome einer Achalasie zu behandeln, ist die Injektion von Botox in den Schließmuskel am unteren Ende der Speiseröhre. Dadurch erschlafft die Muskulatur und Essen kann wieder in den Magen transportiert werden."

  Dr. Viktor Rempel, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie des St. Anna Hospital Herne

Verwechslungsgefahr: Nussknackerösophagus ist der Achalasie sehr ähnlich

Eine weitere Bewegungsstörung (Motilitätsstörung) der Speiseröhre ist der Nussknackerösophagus. Wie bei der Achalasie ist dabei die untere Speiseröhrenmuskulatur betroffen, wobei der Schließmuskel am Übergang zum Magen nicht involviert ist. Stattdessen äußert sich der Nussknackerösophagus durch spastische Speiseröhrenkrämpfe während des Schluckvorganges. Das Einklemmen von Speisebrei erinnert an einen Nussknacker, bei dem die Nuss zwischen den Kiefern stecken bleibt.

Schluckbeschwerden und Schmerzen hinter dem Brustbein sind charakterisierende Anzeichen des Nussknackerösophagus. Je nach Stärke und Stadium der Erkrankung ist auch ein Gewichtsverlust möglich. Hinzu kommt die psychische Belastung.

„Die Symptome des Nussknackerösophagus decken sich zu großen Teilen mit denen der Achalasie. Diagnoseverfahren wie die Ösophagus-Manometrie oder der Röntgen-Breischluck kommen deshalb auch hier zum Einsatz und können Aufschluss darüber geben, um welche Bewegungsstörung der Speiseröhre es sich letztendlich handelt“, resümiert Dr. Rempel.

Ihre Experten

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Dr. Viktor Rempel

Chefarzt

Klinik für Gastroenterologie des St. Anna Hospital Herne
Fon 02325 986-2151
gastroenterologie@annahospital.de

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Dr. med. Johannes Schweinfurth

Leitender Arzt

Abteilung für Gastroenterologie der Medizinischen Klinik I des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum
Fon 02323 499-5174
gastroenterologie@marienhospital-herne.de