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Skoliose Korsett oder doch OP?

Ungleich hohe Schultern, ein stark herausstehendes Schulterblatt oder ein Buckel an den Rippen bzw. eine Wulst an der Lende sind die klassischen optischen Merkmale einer Skoliose. Bei 80 % der Skoliosen ist die Ursache unbekannt. Es ist lediglich klar, dass weder eine falsche Ernährung noch eine Fehlbelastung zu dieser Krankheit führen. Eine Skoliose kann je nach Art unterschiedlich behandelt werden. Doch welche Arten der Skoliose gibt es und wie sehen die unterschiedlichen Behandlungsoptionen aus?

Bei einer Skoliose handelt es sich um eine dreidimensionale Verkrümmung der Wirbelsäule. Zusätzlich zu der Verkrümmung kommt eine Seitenverschiebung von mindestens 10 Grad hinzu. Außerdem verdrehen und verformen sich die einzelnen Wirbelkörper. Im Gegensatz zu einer reinen Haltungsschwäche, kann die Krümmung der Wirbelsäule bei einer Skoliose nicht mit eigener Kraft aufgerichtet werden.

Symptome einer Skoliose

Neben den optischen Auffälligkeiten der Skoliose, klagen die Betroffenen in manchen Fällen über Schmerzen. Die Ursache sind häufig Muskelverspannungen oder Schmerzen an den Knochenvorsprüngen. Bei Erwachsenen fallen die Beschwerden sehr unterschiedlich aus. Dabei treten sie häufig nicht im Bereich der Verkrümmung auf, sondern im Bereich der Lendenwirbelsäule. In diesem Bereich werden die Bandscheiben schräg belastet und das führt zu Verschleiß und Arthrose. Bei einer Arthrose handelt es sich um eine Schädigung des Gelenkknorpels. Der Körper kann diesen Schaden nicht von selbst reparieren. Zusätzlich verändert sich auch die Form der Gelenkknochen. Eine Arthrose tritt immer dann auf, wenn Gelenke dauerhaft stark beansprucht werden. Um den Verschleiß und die Arthrose zu vermeiden, wird die Wirbelsäule mit unterschiedlichen Behandlungsmethoden begradigt.

Je nach der Grad der Krümmung, kann die Skoliose nur ein optisches Problem sein. In schwereren Fällen kann es aber eben zu einer Überlastung der Bandscheibe und Wirbelgelenke kommen. In sehr schweren Fällen kann sich die Skoliose auch auf die Lunge und das Herz auswirken.

 

„Vier Mal häufiger als Jungen sind Mädchen betroffen, die sehr früh in die Pubertät kommen und dadurch einen Wachstumsschub haben. Ist das Wachstum beendet, bleibt der Schweregrad der Skoliose in der Regel erhalten. Auch eine genetische Veranlagung kann bei dieser Krankheit eine Rolle spielen. Aber sehr wahrscheinlich hängt die Skoliose mit dem Wachstum zusammen“

  Prof. Dr. Sebastian Rütten, Direktor, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie der St. Elisabeth Gruppe – Katholische Kliniken Rhein-Ruhr

Ursachen für eine Skoliose

In 80 % der Fälle ist keine Ursache auszumachen. Lediglich erste Erkenntnisse konnten bisher erforscht werden: Fehlbelastungen oder eine ungesunde Ernährung, führen zu keiner Skoliose. So wie Sport oder körperliche Arbeit eine Skoliose nicht beeinflussen. „Vier Mal häufiger als Jungen sind Mädchen betroffen, die sehr früh in die Pubertät kommen und dadurch einen Wachstumsschub haben. Ist das Wachstum beendet, bleibt der Schweregrad der Skoliose in der Regel erhalten. Auch eine genetische Veranlagung kann bei dieser Krankheit eine Rolle spielen. Aber sehr wahrscheinlich hängt die Skoliose mit dem Wachstum zusammen“, erläutert Prof. Dr. Sebastian Rütten, Direktor des Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie der St. Elisabeth Gruppe – Katholische Kliniken Rhein-Ruhr.  

Bei den restlichen 20 % der Betroffenen gibt es eine Ursache. Darunter fallen Muskel- oder Nervenerkrankungen und Veränderungen der Knochen. Diese entsprechenden Arten von Skoliose treten schon im frühen Kindesalter auf.

Idiopathische Skoliose

Die Skoliosen werden in drei Arten unterteilt. Zunächst gibt es die sogenannte idiopathische Skoliose. Bei dieser Art der Skoliose ist die Ursache eine Wachstumsstörung der Wirbelsäule. Diese tritt häufig während den Wachstumsschüben in der Pubertät auf.

Die Behandlungsoptionen reichen von regelmäßiger Beobachtung und Physiotherapie bis hin zu Korsett oder Operation. Welche Behandlung die Richtige ist, hängt vom Grad der Verkrümmung und dem erwarteten Wachstum ab. Die Behandlungsmöglichkeiten sind aber auch von der Art der Skoliose abhängig.

Bei einer idiopathischen Skoliose ist die Schwere der Verkrümmung entscheidend. Liegt eine eher leichte Verkrümmung vor werden in regelmäßigen Abständen Untersuchungen durchgeführt und mit Physiotherapie gearbeitet. Eine mittelstarke Verkrümmung wird in der Regel mit Hilfe eines Korsetts behandelt. Dabei gibt es unterschiedliche Arten von Korsetts, die individuell an das Krankheitsbild und den Patienten angepasst werden. Bei einer starken Verkrümmung kann eine Operation notwendig werden. Ob und wie genau operiert wird, muss im Einzelfall entschieden werden.

Kongenitale Skoliose

Eine weitere Art der Skoliose ist die kongenitale Skoliose. Hier liegt die Ursache der Krankheit in angeborenen Fehlbildungen der Knochen. Diese Art der Skoliose fällt häufig schon im Kleinkindalter auf.

Bei der kongenitalen Skoliose helfen weder Korsetts noch Krankengymnastik. „In der Regel wird sehr früh operiert und die Fehlbildung behoben, häufig im Alter von zwei bis fünf Jahren. Die Operation wird so früh durchgeführt, damit sich die angrenzenden Wirbelkörper nicht verformen. Dabei wird zum Beispiel ein Halswirbel entfernt oder der fehlgebildete Bereich versteift“, erklärt Prof. Dr. Sebastian Rütten.

 

„In der Regel wird sehr früh operiert und die Fehlbildung behoben, häufig im Alter von zwei bis fünf Jahren. Die Operation wird so früh durchgeführt, damit sich die angrenzenden Wirbelkörper nicht verformen. Dabei wird zum Beispiel ein Halswirbel entfernt oder der fehlgebildete Bereich versteift.“

  Prof. Dr. Sebastian Rütten, Direktor, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie der St. Elisabeth Gruppe – Katholische Kliniken Rhein-Ruhr

Neuromuskulären Skoliose

Außerdem gibt es noch die neuromuskuläre Skoliose. Bei dieser Art liegt der Ursprung der Skoliose in einer Erkrankung des Muskels oder des Nervensystems. Das sind zum Beispiel Krankheiten wie Querschnittslähmung, Spastik oder Muskelschwäche.

Die neuromuskuläre Skoliose stellt eine Ausnahme dar. Die Patienten, die an dieser Art der Skoliose leiden, haben eine schwere Erkrankung des Nervensystems oder der Muskulatur. Dadurch entsteht eine Verkrümmung der Wirbelsäule, die Skoliose ist in diesem Fall also die Begleiterkrankung. Da sie meistens nicht das Hauptproblem ist, wird die Skoliose im Zusammenhang mit der Grunderkrankung behandelt. In vielen Fällen geht es darum, die Lungenfunktion zu verbessern oder die Sitzfähigkeit in einem Rollstuhl zu gewährleisten. Korsette können dabei helfen für ein aufrechtes Sitzen im Rollstuhl zu sorgen. Auswirkungen auf die Skoliose haben die Korsetts in diesem Fall aber nicht. Da bei diesen Grundkrankheiten bekannt ist, dass sie zu einer Skoliose führen können, wird schon früh korrigierend eingegriffen. Mit einer Operation sollte nicht zu lange gewartet werden.