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Migräne Der Feind im Alltag

Kopfschmerz ist eine Volkskrankheit, von der viele Menschen betroffen sind. Zu den häufigsten Formen gehört die sogenannte Migräne. Doch welche Arten von Migräne werden überhaupt unterschieden und wie kann sie behandelt werden?

„Bei Migräne handelt es sich um eine neurologische Erkrankung, unter der rund zehn Prozent der deutschen Bevölkerung leidet. Frauen sind im Durchschnitt dreimal häufiger von Migräne betroffen als Männer. Sie tritt in Form von anfallartigen, oft einseitigen Kopfschmerzen, Licht- und Geräuschempfindlichkeit sowie Übelkeit und Erbrechen auf“, berichtet Dr. Axel Münker, Leitender Arzt der Abteilung für Schmerz- und Palliativmedizin des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum.

 

 

„Migräne tritt bei Frauen etwa dreimal so häufig auf wie bei Männern.“

  Dr. Axel Münker, Leitender Arzt der Abteilung für Schmerz- und Palliativmedizin im Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum

Der Schmerz wird von Patienten oft als pulsierend oder bohrend beschrieben. Eine starke Migräne kann Betroffene in ihrem Alltag massiv einschränken, weil ein Migräneanfall bis zu mehrere Tage anhalten kann.

Die Trigger – sogenannte Schlüsselreize für einen Migräneanfall – können von Patient zu Patient variieren: „Zu den häufigsten Auslösern gehören hormonelle Veränderungen, Schlafmangel, Verspannungen und Stress. Doch auch die Ernährung kann eine entscheidende Rolle spielen“, erklärt Dr. Münker. Etwa zwei Drittel aller Migränepatienten sehen zudem einen Zusammenhang zwischen dem Konsum bestimmter Lebens- und Genussmittel und dem Auslösen eines Migräneanfalls. Es handelt sich hierbei in erster Linie um Alkohol, Schokolade, Käse und Kaffee.

Die vielen Gesichter der Migräne

Migräne wird in der Medizin in bis zu zehn verschiedene Formen unterteilt. Zu den verbreitetsten Formen zählen beispielsweise Migräne ohne Aura, Migräne mit Aura, menstruelle Migräne, vestibuläre Migräne und chronische Migräne. Welche Form der Migräne im Einzelfall vorliegt, kann der behandelnde Arzt feststellen.

 

„Es können bis zu zehn unterschiedliche Formen der Migräne diagnostiziert werden.“

  Dr. Axel Münker, Leitender Arzt der Abteilung für Schmerz- und Palliativmedizin im Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum

Die Migräne ohne Aura ist die häufigste Form der Migräne. Sie zeichnet sich durch einseitigen, pochendenden oder pulsierenden Kopfschmerz, mittelstarke Schmerzintensität und eine Verstärkung der Symptome durch körperliche Aktivitäten aus. Eine Attacke kann bis zu 72 Stunden anhalten. Bei der Migräne mit Aura treten vor der Kopfschmerzattacke neurologische Symptome wie Sehstörungen, Schwindel oder Sprachschwierigkeiten auf. „Diese Symptome werden in der Medizin als Aura bezeichnet“, ergänzt der Mediziner.

Die menstruelle Migräne tritt – wie der Name bereits andeutet – nur in Zusammenhang mit der Monatsblutung auf. Die Symptome unterscheiden sich jedoch nicht von einer Migräne ohne Aura. Der Zeitraum beträgt etwa zwei Tage vor bis zwei Tage nach der Menstruation.

Bei einer vestibulären Migräne steht nicht der Kopfschmerz, sondern der Gleichgewichtssinn im Fokus. Zwar klagen die Betroffenen ebenfalls über Kopfschmerzen, jedoch handelt es sich bei den Hauptsymptomen um Schwindel und Störungen des Gleichgewichtssystems.

Von einer chronischen Migräne ist die Rede, wenn die betroffene Person an mehr als 15 Tagen im Monat über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten Migräneanfälle erlitten hat. Die chronische Migräne ist oft eine kompliziertere Form der Migräne ohne Aura.

 

„Anhand der Häufigkeit, der Intensität des Schmerzes und der Symptome kann die Migräne vom behandelnden Arzt diagnostiziert werden.“

  Dr. Axel Münker, Leitender Arzt der Abteilung für Schmerz- und Palliativmedizin im Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum

Diagnose durch Anamnese

Aufgrund von falschen Selbstdiagnosen werden die Begriffe Kopfschmerz und Migräne oft synonym verwendet. Wie Migräne von anderen Kopfschmerzarten unterschieden werden kann und wie sie diagnostiziert wird, erklärt Dr. Münker: „Die Diagnose einer Migräne wird auf Basis der Beschwerden vom behandelnden Arzt gestellt. Diese Dokumentation der Krankheitsgeschichte wird als Anamnese bezeichnet.“ Hierbei kann das Führen eines Kopfschmerztagebuchs hilfreich sein, um den Verlauf der Erkrankung zu erfassen. Somit kann der behandelnde Arzt feststellen, ob es sich um Migräne oder eine andere Kopfschmerzart handelt.

Wie Symptome behandelt und ihnen vorgebeugt werden kann

„Die Migräne ist eine Erkrankung, die derzeit durch medizinische Maßnahmen nicht heilbar ist. Die Schmerzintensität der Migräneanfälle und die Anfallshäufigkeit können jedoch durch geeignete Maßnahmen reduziert werden“, erläutert der Experte für Schmerzmedizin. Zu diesen Maßnahmen gehören beispielsweise die Vermeidung von Triggerfaktoren, Stressreduktion und regelmäßiger Ausdauersport. Außerdem können verschiedene Therapieformen wie beispielsweise die Behandlung mit Antikörpern, die Botox-Therapie bei chronischer Migräne sowie die multimodale Schmerztherapie in Form von Physio- oder Trainingstherapie verordnet werden.

Bei der Behandlung mit Antikörpern werden die Botenstoffe, die für die Migräne verantwortlich sind, durch CGRP-Antikörper (Calcitonin Gene-Related-Peptide) blockiert. CGRP ist ein sogenannter Neurotransmitter, ein Botenstoff, der bei einem Migräneanfall vermehrt freigesetzt wird. Die Antikörper werden mittels einer Spritze durch den behandelnden Arzt verabreicht und können somit die Intensität der Schmerzen und auch die Anzahl der Anfälle reduzieren.

Die Botox-Therapie kann ebenfalls zu einer Schmerzlinderung führen. Botox besteht aus einem Nervengift, dieses hemmt durch eine Unterspritzung den Botenstoff Acetylcholin an den Nervenenden. Die Reizübertragung zwischen Nerv und Muskel wird dadurch unterbrochen und die Schmerzen somit reduziert. Der Wirkstoff muss jedoch vorbeugend, und nicht erst im Akutfall gespritzt werden.

Bei der multimodalen Schmerztherapie greifen mehrere Behandlungsbausteine ineinander. Zu diesen können beispielsweise die Physiotherapie oder die Trainingstherapie zählen. Diese Therapieformen beinhalten unter anderem Wärmeanwendungen zur Entspannung, die Anwendung von Lymphdrainagen zur Unterstützung des Nervensystems oder krankengymnastische Übungen zur Entkrampfung. Welcher Behandlungsbaustein am besten geeignet ist, muss individuell anhand der Krankheitsgeschichte jedes einzelnen Patienten festgelegt werden. Erst dann wird ein individueller Behandlungsplan erstellt.

Ihr Experte

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Dr. Axel Münker
Leitender Arzt
Abteilung für Schmerz- und Palliativmedizin
Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin, Schmerz- und Palliativmedizin
Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum
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