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Unerwartet, aber lange angekündigt Lungenfellkrebs – Spätfolge einer Asbestose

Dröhnende Maschinen, Werkzeuglärm, Arbeiter laufen kreuz und quer – auf der Baustelle geht es mitunter zu wie in einem Bienenstock.  Doch hinter dem geschäftigen Treiben lauerte eine unsichtbare Gefahr – krebserregender Asbest-Staub. Einmal eingeatmet, entfaltet er seine volle Wirkung erst Jahre später. Diagnose: "Lungenfellkrebs".

Jahrzehntelang wurde Asbest als Wunderfaser für den Bau gefeiert und in vielen Branchen weit verbreitet eingesetzt. Die gesundheitlichen Risiken waren da schon länger bekannt – verboten wurde das krebserregende Material in Deutschland jedoch erst im Jahre 1993. Dass viele Menschen davor in direkten Kontakt mit dem krebserregenden Baustoff gekommen waren, holt sie viele Jahre später wieder ein. Für 50 Prozent der Patienten, die an Lungenfellkrebs, auch Mesotheliom genannt, erkranken, ist der Lungenfellkrebs eine Spätfolge des Kontakts mit Asbest.

 

"Werden die feinen Fasern des Minerals eingeatmet, kann es zu einem chronische Reizzustand kommen."

  Dr. Monika SegelbacherLeitende Oberärztin der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie, Pneumologie des Marien Hospital Witten

Was passiert mit der Lunge, wenn Asbeststaub eingeatmet wird?

Betroffene waren viele Jahre zuvor meist auf Baustellen oder bei Renovierungs- und Sanierungsarbeiten im eigenen Haus Asbeststaub ausgesetzt. „Werden die feinen Fasern des Minerals eingeatmet, kann es zu einem chronische Reizzustand kommen“, erklärt Dr. Monika Segelbacher, leitende Oberärztin der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie, Pneumologie des Marien Hospital Witten. „Jahrzehnte später kann eine Staublungenerkrankung wie Asbestose, im schlimmsten Fall sogar eine Krebserkrankung des Lungenfells beim Betroffenen entstehen.“

Ein farbiger Querschnitt zweier Lungenflügel ist zu sehen. Der linke Lungenflügel ist gesund. Auf dem rechten Lungenflügel hat sich ein Pleuramesothelium verbreitet, auch Lungenfellkrebs genannt.
 

"Durch die Verhärtung des Bindegewebes in der Lunge vergrößert sich der Abstand der Blutgefäße zueinander, was die Aufnahme von Sauerstoff erschwert – den Betroffenen fällt es immer schwerer zu atmen."

  Dr. Panagiota ZgouraChefärztin der Klinik für Innere Medizin des St. Anna Hospital Herne

Asbestose – wenn sich Asbeststaub in der Lunge ablagert

Bei einer Asbestlunge, auch Asbestose genannt, verhärtet und verdickt sich das Bindegewebe der Lunge aufgrund der Vernarbung – die Asbestose löst infolge eine Lungenfibrose aus. „Durch die Verhärtung des Bindegewebes in der Lunge vergrößert sich der Abstand der Blutgefäße zueinander, was die Aufnahme von Sauerstoff erschwert – den Betroffenen fällt es immer schwerer zu atmen“, erklärt Dr. Panagiota Zgoura, Chefärztin der Klinik für Innere Medizin des St. Anna Hospital Herne. Betroffene leiden daher unter Atemnot, Reizhusten oder einer Blaufärbung der Lippen und Finger aufgrund von Sauerstoffmangel.

Mesotheliom – Lungenfellkrebs als Folgeerkrankung

Als Folgeerkrankung einer Asbestose kann es auch dazu kommen, dass sich das vernarbte Lungenfell weiter verändert. Das kranke Gewebe wächst in gesunde Zellen ein und beginnt diese zu zerstören. Das veränderte Gewebe wird oftmals erst entdeckt, wenn sich der Lungenfellkrebs bereits um die Lunge herum ausgebreitet hat. Eine späte Diagnose ist auch darauf zurückzuführen, dass erste Symptome oft unspezifisch sind und sie in den meisten Fällen eine andere, harmlosere Ursache wie zum Beispiel eine Erkältung haben.

Treten mehrere der folgenden Symptome jedoch unnatürlich lange und immer wieder auf, können sie möglicherweise auf Lungenfellkrebs oder eine andere Krebserkrankung hindeuten:

  • Husten
  • Atemnot
  • Gewichtsabnahme
  • (Brust-)Schmerzen
  • Appetitlosigkeit
  • Allgemeine körperliche Schwäche
  • Abgeschlagenheit

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 „Heutzutage wird ein Mesotheliom vor allem bei Männern über 60 Jahren diagnostiziert, weniger oft bei Frauen“, so Prof. Dr. Timm Westhoff, Direktor der Medizinischen Klinik I des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum. Männer sind häufiger von Lungenfellkrebs betroffen, da sie öfter auf Baustellen und in der Industrie mit Asbest gearbeitet haben. „Bei 80 Prozent der Erkrankten sind Staublungen und deren Folgeerkrankungen auf einen beruflichen Asbestkontakt zurückzuführen.“, erklärt Prof. Dr. Timm Westhoff.

 

"Bei 80 Prozent der Erkrankten sind Staublungen und deren Folgeerkrankungen auf einen beruflichen Asbestkontakt zurückzuführen."

  Prof. Dr. Timm WesthoffDirektor der Medizinischen Klinik I des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum

Verschiedene Diagnosemöglichkeiten: der Eindringling wird auf den Schirm geholt

Erhärtet sich der Verdacht auf Lungenfellkrebs, setzen Spezialisten verschiedene bildgebende Verfahren ein, um den Zustand der Lunge zu überprüfen. Computertomographie oder Röntgenaufnahmen können erste Hinweise für Flüssigkeitsansammlungen oder Gewebeveränderungen liefern. Zusätzlich kann eine Magnetresonanztomographie eingesetzt werden, die detaillierte Bilder der Lunge und des umliegenden Gewebes erstellt. Um ein mögliches Mesotheliom von Lungenkrebs abzugrenzen, kann eine Lungenspiegelung notwendig werden. Hierbei wird ein Endoskop über den Mund eingeführt, um die Atemwege zu kontrollieren und Gewebeproben zu entnehmen. Diese Proben können dann im Labor auf Krebszellen untersucht werden, was eine genauere Diagnose ermöglicht.

Chirurgischer Eingriff, Strahlentherapie oder Chemotherapie – die richtige Behandlung für Lungenfellkrebs finden

Wie eine Lungenfellkrebserkrankung behandelt wird, hängt von mehreren Faktoren ab. Dazu zählen unter anderem der Fortschritt der Erkrankung sowie der Gesundheitszustand des Patienten. Ziel der Therapie ist es, das Wachstum der Krebszellen zu stoppen, die Lebensqualität des Patienten zu verbessern und Symptome zu lindern. Für die Behandlung von Lungenfellkrebs kommen je nach Krankheitsverlauf ein chirurgischer Eingriff, eine Strahlentherapie oder eine Chemotherapie infrage. Auch eine Kombination aus verschiedenen Behandlungsmethoden sind möglich.

Neue Therapie aktiviert Abwehrkräfte gegen Krebs

Ein neuartiger Ansatz in der Behandlung von Lungenfellkrebs ist die Immuntherapie. Diese Form der Therapie nutzt das körpereigene Immunsystem, um Krebszellen zu bekämpfen. Ziel ist es, die natürlichen Abwehrkräfte des Körpers zu stärken, damit sie effektiver gegen die Krebszellen vorgehen können.

Ihre Experten

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Prof. Dr. Timm Westhoff

Direktor

Medizinische Klinik I des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum

Fon: 02323 499-1671
innere-medizin@marienhospital-herne.de

Ihre Experten

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Dr. Panagiota Zgoura

Chefärztin

Klinik für Innere Medizin des St. Anna Hospital Herne

Fon: 02325 986-2101
medklinik1@annahospital.de

Ihre Experten

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Dr. Monika Segelbacher

Leitende Oberärztin

Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie, Pneumologie des Marien Hospital Witten

Fon: 02302 173-1371
innere-medizin@marien-hospital-witten.de