Kinesiotaping bei einer schwangeren Frau

Kinesiotapes Farbenfrohe Unterstützung in der Schwanger-schaft

Wer kennt sie nicht, die bunten Pflasterstreifen auf den Muskeln von Leistungs- und Hobbysportlern? Die sogenannten Kinesiotapes gibt es überall zu kaufen, sogar mit Anleitung. Doch wie wirken sie eigentlich genau? Und sind sie wirklich nur für Sportler gedacht?

Sowohl während des Sports als auch durch gewöhnliche Bewegungen im Alltag wer­den Muskeln, Sehnen und Bänder gedehnt und belas­tet. Und genau dort wirkt ein Kinesiotape. Die elastischen Baumwolltapes sollen die beanspruchte Muskulatur, auf die sie geklebt werden, entlasten und unterstützen. Die unter dem Kinesiotape befindliche Haut wird auf­grund der Elastizität des Tapes bei jeder Bewegung angehoben und massiert. So wird diese stärker durchblu­tet, der Stoffwechsel ange­regt und Schmerzen werden gelindert.

Kinesiotape versus Schmerzmittel

„Ebenso wie bei Leistungs­sportlern erbringt der Kör­per einer schwangeren Frau Höchstleistungen: Organe verschieben sich, Muskeln, Haut und Bänder werden gedehnt. Dieser Prozess geht häufig mit Schmer­zen einher“, erklärt Anita Stolle, Physiotherapeutin des Zentrum für Prävention, Therapie, Rehabilitation und sportmedizinische Diagnostik der St. Elisabeth Gruppe am Standort Marien Hospital Witten. Doch Schmerz­medikamente können für schwangere Frauen schädli­che Substanzen enthalten. Diese können nicht nur bei der Mutter Nebenwirkungen hervorrufen, sondern auch für das ungeborene Kind gefährlich sein. „Der Einsatz von Kinesiotapes ist dage­gen für Mutter und Kind un­gefährlich. Zusätzlich entlas­ten sie strapazierte Muskeln und Bänder.“

Das macht die Klebestreifen nicht nur zu einem sicheren Hilfsmittel, sondern bietet auch gute Therapiemöglich­keiten während der Schwan­gerschaft. „Mit Unterstützung der Kinesiotapes ist eine werdende Mutter zudem in der Lage, weiterhin problem­los ihren Alltag zu gestalten. Denn sowohl das Schlafen als auch Körperhygiene, wie das Duschen oder das Baden, sind mit dem ange­brachten Tape völlig unpro­blematisch“, so Anita Stolle.

 

„Mit Unterstützung der Kinesiotapes ist eine werdende Mutter in der Lage, weiterhin problem­los ihren Alltag zu gestalten.“

  Anita StollePhysiotherapeutin des Zentrum für Prävention, Therapie, Rehabilitation und sportmedizinische Diagnostik der St. Elisabeth Gruppe am Standort Marien Hospital Witten

Hilfe bei Schwangerschaftsbeschwerden

Schwangere Frauen leiden häufig unter Wassereinlage­rungen in Arm- oder Beinge­lenken. Dabei verdicken sich die Bänder und Nerven wer­den eingeengt, wodurch es zum Einschlafen von Händen und Füßen, Missempfindun­gen und Schmerzen kommen kann. Bei Beschwerden die­ser Art können Kinesiotapes im Rahmen von Lymphdrai­nagen eingesetzt werden, um den Wasserabtransport zu fördern. Am unteren Bauch angebracht, unter­stützen die Pflasterstreifen ebenfalls die Bauchmusku­latur schwangerer Frauen.

Doch auch bei Schmerzen im Schulter- und Nackenbe­reich sowie im Bereich der Lendenwirbelsäule und des Ileosakralgelenks an der un­teren Wirbelsäule kann der Einsatz von Kinesiotapes sinnvoll sein. Darüber hin­aus schaffen sie bei Prob­lemen mit dem Ischiasnerv, die sich durch ein schmerz­haftes Ziehen vom Rücken bis in die Beine bemerkbar machen, Abhilfe. Auch bei Schmerzen, die durch eine Lockerung der Schambein­verbindung, der sogenann­ten Symphyse, verursacht werden, können die Tapes Schmerzen lindern.

 

„Kinesiotapes können dabei unterstützen, die Bauchmus­keln wieder in die richtige Richtung zu bewegen.“

  Anita StollePhysiotherapeutin des Zentrum für Prävention, Therapie, Rehabilitation und sportmedizinische Diagnostik der St. Elisabeth Gruppe am Standort Marien Hospital Witten

Unterstützung über die Schwangerschaft hinaus

Aber auch in der Zeit nach der Schwangerschaft kann das Kinesiotape vielfältig eingesetzt werden, z. B. zur Förderung der Rückbildung der durch die Schwanger­schaft besonders bean­spruchten Muskulatur. „Voral­lem bei einer Rektusdiastase können die Klebestreifen helfen: Durch die Belastun­gen der Schwangerschaft werden die geraden Bauch­muskeln überdehnt und wei­chen auseinander“, erklärt Anita Stolle. Ist die Bauchmuskulatur schwach, können die Muskelstränge sogar mehr als eine Hand­breit auseinanderweichen. „Kinesiotapes können dabei unterstützen, die Bauchmus­keln wieder in die richtige Richtung zu bewegen.“

Dar­über hinaus lassen sich die bunten Streifen auch bei Milchstau anwenden, da sie die Brust entlasten.

Was bei der Nutzung von Kinesiotapes beachtet werden sollte

„Obwohl man die Tapes überall kaufen kann, sollte man nicht selbst damit ex­perimentieren“, betont die erfahrene Physiotherapeutin. „Bei falscher Anwendung kann es ge­gebenenfalls zu Blut- bzw. Lymphabflussstörungen kommen. Das kann die Be­schwerden deutlich ver­schlimmern anstatt sie wie gewollt zu verbessern. Es gibt speziell ausgebilde­te Physiotherapeuten und Hebammen, die schwange­re Frauen zu diesem Thema beraten und behandeln kön­nen.“

 

„Bei falscher Anwendung können die Beschwerden verschlimmert werden.“

  Anita StollePhysiotherapeutin des Zentrum für Prävention, Therapie, Rehabilitation und sportmedizinische Diagnostik der St. Elisabeth Gruppe am Standort Marien Hospital Witten

Da Kinesiotaping den alternativen Heilmethoden zugeordnet wird, überneh­men gesetzliche Kranken­kassen in der Regel nicht die Kosten. Sie können aber gegebenenfalls erstattet werden.

Fazit

Das Kinesiotape ist eine gute Hilfestellung und Therapie bei muskulären Problemen auch oder besonders in der Schwangerschaft.

Ihr Expertin

doc

Anita Stolle

Physiotherapeutin
Zentrum für Prävention, Therapie, Rehabilitation und sportmedizinische Diagnostik
Standort Marien Hospital Witten
St. Elisabeth Gruppe – Katholische Kliniken Rhein-Ruhr
Fon 0 23 02 - 173 - 15 01
zptrs@marien-hospital-witten.de