Symbolbild Kardiale Synkope

Kardiale Synkope - Schwindel und Ohnmacht durch Herzrhythmusstörungen?

Fast die Hälfte aller Menschen erleidet in ihrem Leben einen Ohnmachtsanfall. Auch wenn solche Ereignisse im ersten Moment dramatisch wirken, liegen dem Ereignis in den meisten Fällen keine bedrohlichen Erkrankungen zugrunde. Gefährlich wird es dann, wenn eine Herzerkrankung Auslöser für den Bewusstseinsverlust ist.

Was ist eine Synkope?

In der Musik ist die Synkope ein wichtiges Kompositionselement. Es handelt sich dabei um einen Tonausfall, um den Takt zu brechen und so eine rhythmische Spannung zu erzeugen. Auch im medizinischen Sinne versteht man unter einer Synkope einen Ausfall, jedoch mit unangenehmen Folgen. In der Medizin versteht man unter einer Synkope einen plötzlichen, kurz anhaltenden Bewusstseinsausfall. Die Vorboten einer Synkope sind oft Übelkeit, Schweißausbruch, weiche Knie oder ein faules Gefühl im Magen. „In der Regel ist eine Synkope für die meisten Menschen harmlos. Sie ist die Folge einer unzureichenden Durchblutung des Gehirns und kann ganz unterschiedliche Ursachen haben“, erklärt Prof. Dr. Christian Ukena, Direktor der Medizinischen Klinik II – Kardiologie / Angiologie am Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum.

Mögliche Auslöser einer Synkope

Kreislaufprobleme

Kreislaufprobleme gehören zu den häufigeren Gründen. Durch eine Überreaktion des Nervensystems kommt es zu einem plötzlichen Blutdruck- und Pulsabfall und kann eine Ohnmacht auslösen. Oft kommt es zuvor zu Warnsymptomen wie Schwindel und Unwohlsein. Der Blutdruck reicht nicht mehr aus, um das Gehirn ausreichend zu versorgen. Auch langes Stehen oder das plötzliche Aufstehen aus einer liegenden Position kann dem Kreislauf zu schaffen machen. Häufig hört man in diesem Zusammenhang den Ausdruck  „Mir ist Schwarz-vor-Augen“.

Emotionssynkopen

Ihnen wird schwindelig, wenn Sie Blut sehen oder wenn Sie beim Zahnarzt auf dem Stuhl liegen? Negativer Stress kann ebenfalls eine Ohnmacht auslösen. Bei dieser Form spricht man auch von Emotionssynkopen. Aber auch positive emotionale Reize wie zum Beispiel die freudige Stimmung und Aufregung bei einem Konzert oder ein emotional starker Moment können einen Bewusstseinsverlust auslösen.

Defäkationssynkope

Hätten Sie es geahnt? Ohnmachtsanfälle können auch durch Schmerzen oder durch Pressen beim Stuhlgang (Defäkationssynkope) ausgelöst werden. Das starke Pressen bei sehr hartem Stuhl kann den Kreislauf derart beeinflussen, dass das Gehirn unterversorgt ist, was zu einem kurzen Bewusstseinsverlust führen kann.

 

Medikamentenzusammenstellung

Darüber hinaus kann eine zu streng eingestellte Bluthochdrucktherapie manchmal zu Kreislaufproblemen führen. Hierzu zählen beispielsweise Medikamente gegen Schilddrüsenunterfunktionen oder Antidepressiva. „Gegenseitig sich verstärkende Medikamentenwirkungen können ebenfalls ausschlaggebend sein. Eine Anpassung der Medikamente sollte aber ausschließlich nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen“, erläutert Priv.-Doz. Dr. Hans-Jörg Hippe, Chefarzt der Kardiologischen Klinik  des Marien Hospital Witten.

Der Ursache auf den Grund gehen

Während viele Ursachen für eine Synkope nicht bedrohlich sind, sind Ohnmachtsanfälle durch Herzerkrankungen, sogenannte kardiale Synkopen, nicht nur unangenehm, sondern sogar lebensgefährlich. In manchen Fällen kann die Synkope auch das erste Zeichen einer Herzkrankheit sein. Um die verschiedenen Ursachen abzuklären, sind bestimmte Untersuchungen notwendig. Dazu gehören Diagnoseverfahren wie EKG, Langzeit-EKG, Blutdruckmessung, ein Herzultraschall und spezielle Blutuntersuchungen. „In der Regel ist auch eine Herzkatheteruntersuchung und in Ausnahmefällen auch eine Kernspinuntersuchung des Herzens notwendig“, so Dr. Zgoura, Chefärztin der Klinik für Innere Medizin  des St. Anna Hospital Herne.

 

"Plötzlich eintretende Ohnmachtsanfälle sollten dringend abgeklärt werden, um häufiger auftretende harmlose Kreislaufprobleme von gefährlichen Herzrhythmusstörungen zu unterscheiden. Insbesondere Patienten mit unklarer Luftnot, Brustschmerzen oder bekannter Herzschwäche müssen nach einem Bewusstseinsverlust dringend untersucht werden“. 

  Dr. Panagiota Zgoura, Chefärztin der Klinik für Innere Medizin des St. Anna Hospital Herne
 

„Betroffene sind sich oft unsicher, ob die Unregelmäßigkeiten harmlos oder gefährlich sind. Häufig sind Herzrhythmusstörungen die Folge von Erkrankungen des Herzmuskels, der Herzkranzgefäße, der Herzklappenoder anderen Erkrankungen wie Diabetes oder Schilddrüsenüberfunktion. Das kann das Herz aus dem Takt bringen“.

  Prof. Dr. Christian Ukena, Direktor der Medizinischen Klinik II – Kardiologie / Angiologie, Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum

Herzrhythmusstörungen als Auslöser

Ist das Herz für die Ohnmacht verantwortlich, verbergen sich oft plötzlich auftretende Herzrhythmusstörungen  dahinter. Hierbei gerät das Herz plötzlich aus dem Takt. Entweder schlägt es zu schnell, zu langsam, zu unregelmäßig oder macht sogar kurze Pausen. Die Folge ist, dass das Herz keinen ausreichenden Blutdruck mehr aufbauen kann. Der Körper und das Gehirn werden nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff und Blut versorgt. Dies kann Schwindel, Müdigkeit, Brustschmerzen, Atemnot oder auch Ohnmacht auslösen.

Wenn das Herz flimmert

Das Kammerflimmern, die sogenannte Kammertachykardie ist eine besondere Form von Herzrhythmusstörungen, die lebensbedrohlich ist, da sie innerhalb von wenigen Sekunden zur Bewusstlosigkeit führt. Der Herzrhythmus ist so schnell, dass der Herzmuskel sozusagen zittert oder flimmert. Die Herzfrequenz liegt hier bei über 350 Schlägen pro Minute, während bei einem gesunden Erwachsenem die Herzfrequenz im Ruhezustand bei 60 bis 80 Schlägen pro Minute liegt. Somit schlägt das Herz, das an Kammerflimmern leidet, fünf Mal mehr pro Minute als bei einem gesunden Menschen. „Durch die extreme Herzfrequenz kommt die Pumpfunktion des Herzes zum Erliegen und damit auch der Kreislauf. Unbehandelt kann der Kreislaufstillstand in kurzer Zeit zum Herztod führen“, so die Herzspezialisten.

Wiederbelebungsmaßnahmen können Leben retten

„In solchen Situationen muss ein Notarzt Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten. Je früher dabei eine Reanimation durchgeführt wird, umso größer sind die Überlebenschancen. Die sofortige Wiederbelebung durch Laien oder Angehörige in Form einer Herzmassage, eventuell auch ohne Atemspende kann hierbei Menschenleben retten“, betonen die Mediziner. Eine Herzdruckmassage mit übereinandergelegten Händen und ausgestreckten Armen in der Mitte des Brustbeins des Patienten mit einer Frequenz von etwa 100 Kompressionen pro Minute ist bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes optimal.

Behandlungsformen

Die Behandlung von kardinalen Synkopen hängt von der Ursache und der zugrunde liegenden Herzerkrankung ab. Bei Herzrhythmusstörungen wird die auslösende Herzerkrankung therapiert.

Herzschrittmacher

Herzrhythmusstörungen mit langsamem Herzschlag oder Pausen können gezielt mit einer Vielzahl verschiedener Herzschrittmacherbehandelt werden. Diese werden unter dem Schlüsselbein eingebaut und leiten elektrische Signale zum Herzen hin und zum Impulsgeber zurück. Damit sorgen Herzschrittmacher für einen normalen Herzschlag und Symptome wie Müdigkeit, Schwindel und Ohnmacht können so gelindert oder gänzlich aufgehoben werden.

 

„Der Schrittmacher sorgt dafür, dass das Herz des Betroffenen so schnell schlägt, dass er im Alltag nicht eingeschränkt wird. Moderne Herzschrittmacher sind heute so entwickelt, dass sie die jeweilige körperliche Aktivität erkennen und den Herzschlag des Betroffenen anpassen“.

  Priv.-Doz. Dr. Hans-Jörg Hippe, Chefarzt der Kardiologischen Klinik, Marien Hospital Witten

Defibrillator

Bei lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern hilft nur ein sogenannter Defibrillator. Hierbei handelt es sich um ein miniaturisiertes Herzschockgerät, das ebenfalls unter dem Schlüsselbein eingepflanzt wird. Seine Aufgabe ist jedoch genau das Gegenteil: er bringt ein zu schnell schlagendes Herz kurzfristig zum Stillstand, um dann sofort zum normalen Rhythmus zurückzufinden und in diesem weiter zu schlagen.Eine Weiterentwicklung des herkömmlichen Defibrillators ist der sogenannte Dreikammerdefibrillator (CRT-Defibrillator). Der CRT-Defibrillator wird zur Behandlung eines akut einsetzenden Herzrasens (Kammertachykardie oder Kammerflimmern) und Luftnotsymptomatik im Rahmen einer schweren Herzschwäche eingesetzt. „Zusätzlich funktioniert er wie ein Herzschrittmacher und kann auch Herzrhythmusstörungen mit einem zu langsamen Puls behandeln“, erklärt PD Dr. Hippe. Betroffene mit einer schweren Herzschwäche haben unabhängig von der Grunderkrankung ein deutlich erhöhtes Risiko für akut einsetzende lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen. Eine besondere Gefährdung besteht bei Patienten mit einer bestehenden Herzschwäche, die bereits eine unerklärliche Bewusstlosigkeit erlitten haben.

Die neuste Defibrillatortechnologie ist mit einer fortschrittlichen und umfassenden Diagnostiktechnologie versehen. „Die Vorteile dieses Gerätes liegen vor allem darin, dass nun eine umfassende Analyse des Herzschlags über viele Sensoren des Defibrillators („multisite“ Prinzip) erfolgt. Dadurch ist eine noch differenziertere, auf den Patienten besser zugeschnittene Behandlung möglich“, so Prof. Dr. Ukena. Auch während die Erkrankten schlafen, erfasst der viele wichtige Funktionsparameter des Herzens, besonders der Herzfunktion. Gerade die Analyse der Lageposition eines Patienten im Schlaf erlaubt eine Aussage über den Schweregrad einer Herzschwäche. Insofern kann der Defibrillator aus der Liegeposition des Patienten Rückschlüsse auf die Herzleistung ziehen und gibt den behandelnden Ärzten Hinweise für weitere Behandlungsoptionen.

Elektrophysiologische Behandlungsmethoden

Nicht selten kommt es auch bei jüngeren Menschen zu Herzrasen, auf das manchmal ein Bewusstseinsverlust folgt. Häufiger wird es jedoch von Schwindelgefühl begleitet. Neben verschiedenen EKG-Verfahren kann eine elektrophysiologische Untersuchung  die Ursachen dieser Erkrankungen aufdecken. Hierbei werden millimeterdünne Elektrodenkatheter über die Leistenvene zum Herzen vorgebracht. Anschließend können elektrische Ströme aus dem Inneren des Herzens abgeleitet werden, um eine exakte Vorstellung von dem Verlauf der elektrischen Impulse zu erhalten. Ziel ist es hierbei, bestimmte Herzrhythmusstörungen auszulösen, um sie genau analysieren zu können. Mit diesem speziellen, schonenden Katheterverfahren kann durch eine gezielte Verödung der elektrischen Störsignale im Herzen die Erkrankung in den meisten Fällen erfolgreich behandelt werden. Durch die Abgabe eines Hochfrequenzstroms werden über die Katheterspitze die Herzmuskelzellen auf 50°-70° C erwärmt. „Die so „verödeten" Zellen können den natürlichen elektrischen Impuls des Herzens nun nicht mehr störend beeinflussen und die Herzrhythmusstörungen treten nicht mehr auf“, erläutert PD Dr. Hippe.

Die Diagnose- und Behandlungsverfahren werden von den kardiologischen Experten der St. Elisabeth Gruppe  im St. Anna Hospital Herne, Marien Hospital Herne  und im Marien Hospital Witten angeboten.

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Prof. Dr. Christian Ukena

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Dr. Panagiota Zgoura

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Priv.-Doz. Dr. Hans-Jörg Hippe

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