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Interstitielle Zystitis Sehr selten und extrem einschränkend

Bis zu 50 Mal am Tag auf die Toilette zu müssen – für Menschen, die an Interstitieller Zystitis leiden, gehört das zum Alltag. Auch in der Nacht lässt der Harndrang nicht nach und ist der Grund für einen starken Schlafmangel und weitere Beschwerden. Die auch als Chronisches Blasenschmerzsyndrom bezeichnete Erkrankung ist sehr selten, bisher wenig erforscht und in der Bevölkerung unbekannt. Von 100.000 Menschen sind etwa 18 bis 60 betroffen. Häufig hat die Krankheit eine soziale Isolation zur Folge. Auch wenn die Erkrankung heute nicht heilbar ist, so gibt es doch Behandlungsmöglichkeiten, um die Lebensqualität zu verbessern.

Ausschlussdiagnose

Meist handelt es sich bei der schwer festzustellenden Erkrankung um eine Ausschlussdiagnose, nachdem ähnliche Krankheitsbilder, wie eine bakterielle Blasenentzündung oder Endometriose nicht in Frage kommen. Die Interstitielle Zystitis (auch IC oder Interstitielle Cystitis) ist eine chronische Harnblasenerkrankung, die überwiegend Frauen betrifft. Häufig tritt sie erstmalig zwischen dem 40. und 45. Lebensjahr auf.

Zum Krankheitsbild zählen neben dem nicht zu unterdrückenden Harndrang ausgeprägte Schmerzen im Bereich der Harnblase und der Beckenregion sowie ein deutlich verringertes Harnblasenvolumen. Nahrungsmittel, z. B. Kaffee oder Produkte aus Zitrusfrüchten, können die Beschwerden verstärken. Weitere Symptome und Begleiterkrankungen sind möglich.

 

Auslöser

Nach wie vor ist nicht klar, was die Interstitielle Zystitis hervorruft. Zu den möglichen Ursachen zählen eine Veränderung der Blasenschleimhaut, im Urin enthaltene zellschädigende Substanzen sowie versteckte Infektionen.

Anspruchsvolle Therapie

„Die Therapie des chronischen Blasenschmerzsyndroms ist anspruchsvoll, eine gute Linderung der Beschwerden ist aber in vielen Fällen möglich“, berichtet Spezialist Prof. Dr. Arndt van Ophoven, Leitender Arzt der Abteilung für Neuro-Urologie des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum. Die Symptome können durch Medikamente unterdrückt werden, ebenso wie durch den Verzicht auf bestimme Lebensmittel und Alkohol.

Operative und nicht-operative Behandlungsmöglichkeiten

Eine weitere Therapiemöglichkeit ist die Einnahme von Schmerzmitteln, auch in Kombination mit Schmerz- oder drangunterdrückenden Antidepressiva. Darüber hinaus gibt es auch die Möglichkeit, verschiedene Arzneimittel direkt in die Blase einzubringen. Dadurch wird die schützende Schleimhaut der Blasenwand unterstützt. „Sollte eine medikamentöse Behandlung nicht zum gewünschten Erfolg führen, setzen wir operative Maßnahmen ein. Zu den Möglichkeiten zählen eine Dehnung der Harnblase in Narkose, Botulinumtoxin-Behandlungen (Botox) oder der Einsatz eines Blasenschrittmachers. Wir richten die Therapie an den individuellen Beschwerden der Patienten aus“, berichtet der Herner Experte. Eine standardisierte, allgemein anerkannte Therapiestrategie existiert zurzeit nicht. „Wir möchten die Betroffenen bestärken, sich der Erkrankung nicht zu ergeben, sondern sich Hilfe bei Experten zu suchen. Diese starke Einschränkung des sozialen Lebens muss nicht hingenommen werden“, ermutigt Prof. van Ophoven.

Ihr Experte

doc

Prof. Dr. Arndt van Ophoven
Leitender Arzt
Abteilung für Neuro-Urologie
Marien Hospital Herne
Fon 02323 - 499 - 23 91
neuro-urologie@marienhospital-herne.de
www.marienhospital-herne.de