Symbolbild WPW-Syndrom

Herzensangelegenheit Fußball Wenn das Spiel aufs Herz schlägt

Dass Fußball das Herz-Kreislauf-System beansprucht, ist eindeutig – Sprints, Kopfbälle und intensive Zweikämpfe können von erfahrenen und trainierten Spielern Höchstleistungen verlangen. Aber auch für die Fans auf den Tribünen und auf der Couch kann ein spannendes Spiel zur Herausforderung werden.

Emotionale Belastung steigt mit dem Anpfiff

Statistiken zeigen, dass bei Fußballgroßereignissen nicht nur mehr Alkohol getrunken wird und mehr Verkehrsunfälle entstehen, es treten auch vermehrt Herzinfarkte auf – das ergab eine Studie der Ludwig-Maxmilians-Universität München im Jahr 2008. Der emotionale Stress, dem sich die Fans aussetzen, verursacht oft einen Anstieg von Puls und Blutdruck – besonders, wenn es um wichtige Punkte im Kampf um den Titel oder gegen den Abstieg geht. Gerade eine Niederlage kann sich negativ auf die Stimmung auswirken und so den emotionalen Stress vergrößern.

Intensives Pressing setzt auch Herzpatienten unter Druck

Grundsätzlich gilt, dass nicht alle Zuschauer gefährdet sind. „Für gesunde Fußballfans bedeuten der steigende Blutdruck und der höhere Puls während der Spiele keine Gefahr“, erklärt Prof. Dr. Christian Ukena, Direktor der Medizinischen Klinik II – Kardiologie / Angiologie des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum. Bei Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems kann es aber schnell zu Herz-Rhythmus-Störungen und anderen Herzprobleme kommen, wenn das Spiel in die entscheidenden Phasen geht.

 

"Wer Symptome eines Herzinfarktes bei sich oder anderen bemerkt, sollte umgehend den Notarzt verständigen."

  Prof. Dr. Christian UkenaDirektor, Medizinische Klinik II – Kardiologie / Angiologie, Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum

„Im schlimmsten Fall droht ein Herzinfarkt“, warnt Prof. Ukena. Dieser kündigt sich normalerweise über plötzlich auftretende, starke Schmerzen im Brustbereich an, die bis in den Hals, den Rücken oder den linken Arm ausstrahlen können. Wer diese Symptome bei sich oder einem anderen Zuschauer bemerkt, sollte umgehend den Notarzt kontaktieren – egal, ob im Stadion oder in der Kneipe.

Koronare Herzkrankheit stellt Laufwege in den Gefäßen zu

Gefährdet sind vor allem Fans mit einer Herzschwäche oder einer koronaren Herzkrankheit. Bei dieser Erkrankung kommt es zu Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen, die das Herz mit Blut versorgen. Diese können Engstellen oder schlimmstenfalls Verschlüsse der Gefäße verursachen – dann ist keine ausreichende Versorgung des Herzens mit Blut und Sauerstoff mehr möglich. „Risikofaktoren für diese Erkrankung sind ein hoher Blutdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes sowie Rauchen und Bewegungsmangel“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Hans-Jörg Hippe, Chefarzt der Kardiologischen Klinik des Marien Hospital Witten.

 

"Wer den Stress nicht aushalten kann, sollte sich vom Spielgeschehen entfernen und versuchen, so gut wie möglich abzuschalten."

  Priv.-Doz. Dr. Hans-Jörg HippeChefarzt, Kardiologische Klinik, Marien Hospital Witten

Die richtige Verteidigung gegen Angriffe auf den Kreislauf

Patienten können gemeinsam mit ihrem Arzt prüfen, ob während der Spiele ihrer Lieblingsmannschaft ein zusätzlicher Betablocker, also ein blutdrucksenkendes Mittel, eingenommen werden sollte. Art und Weise der Dosierung sollten aber unbedingt mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden, denn sie sind abhängig vom jeweiligen Medikament.

„Ansonsten gilt: Weg vom Fernseher und versuchen, die Situation so gut es geht auszublenden“, rät Dr. Hippe. Denn jede weitere Emotion kann dafür sorgen, dass der Stresspegel und damit das Risiko für einen Herzinfarkt steigt. Eine ruhige und gleichmäßige Atmung kann dazu beitragen, Stress abzubauen und so Blutdruck und Herzfrequenz senken. „Gerade die Halbzeitpause kann man sehr gut dazu nutzen, um an die frische Luft zu gehen und sich ein wenig zu erholen“, so der erfahrende Kardiologe.

„Wie Flasche leer“ – Auf Alkohol besser verzichten

Auch Alkohol kann in größeren Mengen dazu beitragen, dass der Blutdruck steigt. Der Herzmuskel muss das Blut dann gegen einen höheren Widerstand durch die Adern pumpen, wodurch das Herz einer höheren Belastung ausgesetzt ist. Fans mit Herzproblemen sollten daher am besten auf das Stadionbier beziehungsweise das Pils vor dem Fernseher verzichten. „Fans sollten im Idealfall ihren Idolen nacheifern, sich ausreichend bewegen und gesund ernähren“, erklärt Prof. Ukena. So kann das Herz auch für das nächste Elfmeterschießen gestärkt werden. Und immer dran denken: Am Ende ist Fußball zwar die schönste Nebensache der Welt, aber doch nur eine Nebensache.

Ihre Experten

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Priv.-Doz. Dr. Hans-Jörg Hippe

Chefarzt
Kardiologische Klinik
Marien Hospital Witten
Fon 02302 173-1303
kardiologie@marien-hospital-witten.de

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Prof. Dr. Christian Ukena

Direktor
Medizinische Klinik II - Kardiologie / Angiologie
Marien Hospital Herne
Fon 02323 499-1604
kardiologie@marienhospital-herne.de