Frau niest in ein Taschentuch.

Hausstaubmilben, Pollen, Nahrungsmittel & Co Wenn das Immunsystem Alarm schlägt

Triefende Nasen, juckende Augen und immer wieder Niesanfälle – bereits vor dem kalendarischen Frühlingsbeginn setzt die Pollensaison ein. Für Allergiker beginnt dann die Zeit, in der ihr Immunsystem seine Verteidigungsarmee losschickt. Doch warum reagieren Allergiker eigentlich anders auf ihre Umwelt? Was passiert dabei in ihrem Immunsystem? Und wie kann man Allergien behandeln?

Werden fremde Substanzen über den Magen-Darm-Trakt, die Haut oder die Schleimhäute aufgenommen, prüft das Immunsystem, ob es sich um schädliche Stoffe handelt. Damit erfüllt es die lebenswichtige Aufgabe, unseren Organismus vor Viren, Bakterien und anderen Erregern zu schützen. Dabei kann es aber passieren, dass es nicht immer zwischen schädlichen und unschädlichen Substanzen unterscheiden kann und dann gegen unbedenkliche Stoffe ankämpft, die sich beispielsweise in Pollen, Nüssen oder auf Tierhaaren befinden. Die Reaktion auf solche Allergene kann ganz unterschiedlich ausfallen und von tränenden Augen über juckende Quaddeln auf der Haut bis hin zu Atemnot reichen. Ist die Reaktion des Immunsystems besonders heftig, kann es auch zu einem allergischen Schock kommen, der im schlimmsten Fall zu einem Kreislauf- oder Atemstillstand führen kann.

Welche Allergien gibt es?

„Im Laufe des Lebens zeigt sich bei fast jedem dritten Deutschen eine Allergie. Diese kann sich gegen Arzneimittel, Duftstoffe, Metalle oder Nahrungsmittel richten. Am häufigsten tritt aber die Pollenallergie auf, die sich hauptsächlich in Form von Heuschnupfen äußert“, erläutert Petra Stuckmann, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Allergologie und reisemedizinische Gesundheitsberatung im MVZ Herne – Ärzte Hölkeskampring. Dabei reagieren Betroffene auf Blütenstaub von Gräsern, Kräutern oder Bäumen mit saisonalem allergischen Schnupfen. „Symptome wie häufige Niesattacken, eine verstopfte Nase oder tränende und juckende Augen zeigen sich dann besonders häufig in der Hauptsaison des Pollenflugs von Februar bis August. Haselpollen können allerdings auch im Januar, Kräuterpollen im September und Oktober aktiv sein und bei Allergikern zu Beschwerden führen. Im Jahr 2018 kam es zu heftigen Beschwerden und vielen allergischen Neuerkrankungen durch massiven Flug von Birkenpollen im April, 2019 sahen wir Ähnliches durch einen starken Hasel- und Erlenpollenflug von Mitte Februar bis Anfang März.“

Am zweithäufigsten tritt die Hausstaubmilbenallergie auf. Betroffene reagieren dabei allergisch auf den Kot von Milben. Diese winzigen Spinnentiere befinden sich im Hausstaub und sind daher in jeglichen Wohnungen und Häusern zu finden. „Am wohlsten fühlen sich Milben in unseren Betten, da sie hier nicht nur von der Wärme und Feuchtigkeit profitieren, die der Mensch abgibt, sondern auch ausreichend Nahrung durch abgesonderte Hautschuppen finden. Die Beschwerden sind daher morgens nach dem Aufstehen oft am schlimmsten“, so Stuckmann. Die Symptome sind identisch zu denen, die sich bei Heuschnupfen zeigen. „Ist die Allergie sehr ausgeprägt, kann es auch zu Atemproblemen und trockenem Husten kommen.“     

An dritter Stelle der häufigsten Allergien steht die Tierhaarallergie, die vor allem durch den Speichel und durch tierische Hautschuppen hervorgerufen wird, die sich auf den Haaren befinden. „Bei Tierhaarallergikern zeigen sich dann besonders häufig Atemwegsbeschwerden in Form von Atemnot, starkem Husten oder Fließschnupfen“, berichtet die Fachärztin für Allergologie.

Wie diagnostiziert man eine Allergie?

Um herauszufinden, ob eine Allergie vorliegt und auf welche Stoffe der Betroffene allergisch reagiert, wird zunächst ein ausführliches Anamnesegespräch geführt. Daraus ergibt sich häufig ein erster Verdacht, was die Allergie auslöst.

Fällt der Verdacht auf eine Kontaktallergie, die sich durch zeitverzögertes Auftreten von allergischen Hautekzemen beispielsweise nach dem Tragen von nickelhaltigen Ohrringen zeigt, wird häufig der sogenannte Epikutantest durchgeführt. Dabei werden für rund 48 Stunden spezielle Pflaster auf den Rücken geklebt, die Tellerchen mit verschiedenen Testsubstanzen enthalten. „Liegt eine Allergie vor, zeigt sich das durch eine Reaktion des Immunsystems in Form von Rötung mit Schwellung oder sogar kleinen Bläschen auf der Haut, meist begleitet von Juckreiz.“

Ein Pricktest wird hingegen angeordnet, wenn eine Soforttyp-Allergie vermutet wird. „Im Gegensatz zu Kontaktallergien, bei denen die Beschwerden auch erst nach 72 Stunden auftreten können, zeigen sich bei Soforttyp-Allergien schon nach etwa 15 bis 30 Minuten allergische Reaktionen, wie Schwellungen nach einem Wespenstich oder tränende, juckende Augen beim Pollenflug.“ Beim Pricktest werden verschiedene Flüssigkeiten mit den sogenannten Allergenen auf die Innenseiten der Unterarme aufgetropft, danach wird die Hautoberfläche mit winzigen Nadeln „angeprickt“. Bilden sich dort nach 15 Minuten Quaddeln, liegt mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eine Allergie gegen diese Allergene vor.

Neben diesen gängigen Hauttests können auch Bluttests genutzt werden, um die Antikörper zu bestimmen, die sich gegen bestimmte Fremdstoffe wehren und damit die Allergiesymptome hervorrufen.

Welche Therapien stehen zur Verfügung?

Die Behandlung einer Allergie setzt sich meistens aus drei Komponenten zusammen: „Zunächst einmal sollte der Allergieauslöser gemieden oder zumindest weitestgehend reduziert werden. Ist dies aber wie bei Heuschnupfen kaum möglich, können spezielle Allergie-Medikamente helfen.“ Dazu zählen bestimmte Nasensprays und -tropfen sowie verschiedene Antihistaminika, die als Tabletten, Tropfen und Injektionen verabreicht werden können. Allergie-Medikamente behandeln aber nicht die Krankheitsursache, sondern lindern lediglich die Symptome.

Neben der Vermeidung des Allergenkontakts und der Anwendung von Tabletten kann eine spezifische Immuntherapie dabei helfen, die allergische Reaktion abzuschwächen. „Mit dem Ziel, das Immunsystem an die allergieauslösenden Stoffe zu gewöhnen, bildet die Hyposensibilisierung so die dritte Säule der Allergiebehandlung. Sie eignet sich zur Behandlung der Soforttyp-Allergien durch Insekten, Pollen, Milben und Schimmelpilze. “ Anders als Arzneimittel lindert diese Therapie nicht nur die Symptome, sondern bekämpft auch die Ursache. „Zu Beginn der Hyposensibilisierung wird wöchentlich ein Extrakt unter die Haut am Oberarm gespritzt, das das Allergen enthält. Von Woche zu Woche wird dann die Allergenkonzentration gesteigert, bis die vorgesehene Maximaldosis erreicht ist. Danach wird die Lösung einmal pro Monat verabreicht und so die Gewöhnung des Immunsystems gefestigt. „Alternativ nehmen die Patienten selbständig jeden Tag das Allergen in Form von Tabletten oder Tropfen ein.“

 

Ihre Expertin

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Petra Stuckmann

Fachärztin
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