Wie reagiert der Körper bei hohen Temperaturen? Genau: der Körper beginnt zu schwitzen. Dies ist ein effektiver Mechanismus, um überschüssige Wärme abzugeben. Aber das ist nicht die einzige Möglichkeit, um den Körper abzukühlen.
Wie reagiert der Körper bei hohen Temperaturen? Genau: der Körper beginnt zu schwitzen. Dies ist ein effektiver Mechanismus, um überschüssige Wärme abzugeben. Aber das ist nicht die einzige Möglichkeit, um den Körper abzukühlen.
Um die Hitze besser abgeben zu können, erweitern sich die Blutgefäße – auch in den Beinen. Die Folge ist: der Blutfluss verlangsamt sich und das Blut zirkuliert viele langsamer in den Venen. Diese werden durchlässiger, die Flüssigkeit sammelt sich im Gewebe und in den Zellzwischenräumen, sackt nach unten und lässt die Beine anschwellen. „Man spricht auch von einem Lymphstau oder Lymphödem. Denn das, was die Beine anschwellen lässt, ist nicht das Wasser, sondern die Ansammlung von Lymphflüssigkeit, die nicht richtig abtransportiert werden kann. Heiße Temperaturen begünstigen das Anschwellen der Beine, Knöchel und Füße. Auch Spannungsgefühle können auftreten, was als unangenehm empfunden wird. Frauen sind hiervon häufiger betroffen, da ihr Bindegewebe in der Regel schwächer ist“, erklärt Dr. Luc Claeys, Leitender Arzt der Klinik für Gefäßchirurgie des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr - Universität Bochum. Aber: kein Grund zur Sorge. Es gibt einfache und effektive Mittel, um geschwollene Beine auf natürliche Art und Weise loszuwerden.
Wenn die Beine nach einem langen und warmen Tag, an dem man viel gestanden oder gesessen hat, geschwollen sind und sich schwer anfühlen – einfach die Beine hochlegen. So kann die Lymphflüssigkeit besser abfließen, die Venen werden entlastet und die Blutzirkulation wird angeregt. Dies gilt übrigens auch für diejenigen, die berufsbedingt lange und viel Sitzen: Nach Feierabend entspannt zurücklehnen und die Beine hochlegen.
Auch Wechselduschen, bei denen zwischen warmen und kalten Wasser gewechselt wird, regen die Durchblutung an. „Der wechselnde Wärme- und Kältereiz führt dazu, dass sich die Venen dehnen und wieder zusammenziehen. So gelangt die überflüssige Lymphflüssikeit wieder in den Blutkreislauf“, so Claeys. Und so geht’s:
1. Duschen Sie zu Beginn 2 – 3 Minuten mit warmem Wasser.
2. Anschließend stellen Sie eine deutlich niedrigere Temperatur ein und führen den Duschkopf von der rechten Ferse über die Wade und die Kniekehle aufwärts bis zum Rücken. Dies wiederholen Sie mit dem linken Bein.
3. Dann folgt das Abbrausen des rechten Arms mit kaltem Wasser. Beginnen Sie zunächst bei den Fingerspitzen, dann entlang der Armaußenseite bis zu den Schultern. Wiederholen den Vorgang mit dem linken Arm.
4. Nach diesem Vorgang duschen Sie wieder 2 – 3 Minuten mit warmen Wassern. Wiederholen Sie den gesamten Vorgang (Wechsel kalt/warm)
3 – 4 Mal.
In vielen Fällen ist Bewegungsmangel die Ursache für geschwollene Beine – die Hitze verstärkt dies noch zusätzlich. Bewegung ist das A und O für gesunde Beine und ein starkes Herz. Es unterstützt den Blutkreislauf und stärkt die Muskelpumpe. Die Muskelpumpe ist wichtig, um das Blut wieder zum Herzen zurückzuführen und sie funktioniert nur, wenn man sich bewegt. „Jedes Mal, wenn die Beinmuskeln angespannt und wieder lockergelassen werden, werden die darin verlaufenen Venen zusammengedrückt und durch den Druck wird das Blut nach oben zum Herzen gepumpt. Die Muskeln wirken quasi wie eine Pumpe. Wird die Muskelpumpe nicht regelmäßig aktiviert, kann die Gewebsflüssigkeit nicht abtransportiert werden und Wassereinlagerungen entstehen“, erläutert Priv.-Doz. Stephan Langer, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie des Marien Hospital Witten. Daher ist Bewegung besonders wichtig. Egal ob Joggen, Walken, Radfahren oder Schwimmen – jede körperliche Aktivität unterstützt den Blutfluss zum Herzen und trägt dazu bei, dass die Schwellungen wieder verschwinden. Vor allem Menschen, die einer sitzenden oder stehenden Tätigkeit nachgehen und viel Zeit im Büro verbringen, sollten darauf achten, mindestens stündlich einmal aufzustehen und ein paar Schritte zu gehen. Wer im Sitzen die Venen unterstützen möchte, kann unter dem Schreibtisch einige Übungen machen. So kann man zum Beispiel mit den Füßen wippen oder die Zehen kreisen lassen.
Wasser gegen Wassereinlagerungen? Das klingt im ersten Moment paradox, funktioniert aber. Denn ist der Körper nicht ausreichend mit Wasser versorgt, versucht er den Wassermangel auszugleichen und neue Flüssigkeitsreserven zu speichern. Das bedeutet, wer zu wenig trinkt, fördert die Wassereinlagerungen und unangenehme Schwellungen. Bei warmen Temperaturen sollte man im Idealfall mindestens 2 Liter Wasser aufnehmen, um die Venentätigkeit anzukurbeln.
Nicht immer ist die Ansammlung von Lymphflüssigkeit durch die Hitze der Grund für dicke Beine und Knöchel. Treten die Schwellungen öfter auf und kommen Schmerzen hinzu, kann dies auf ein Venenleiden hinweisen. Zu den verbreitetsten Venenleiden, die dicke Beine verursachen, gehören Krampfadern. Bei Krampfadern handelt es sich um eine krankhafte Erweiterung der oberflächlichen Venen. Sie können violett oder bläulich durch die Haut schimmern und finden sich am häufigsten an den Waden oder an den Innenseiten der Beine. Hauptaufgabe der Venen ist der Transport des Blutes zum Herzen. Gewährleistet wird dies durch die Venenklappen. Sie dienen als Ventil und lassen in gesundem Zustand das Blut nur in eine Richtung passieren. Ist eine Venenklappe nicht mehr funktionsfähig, wird der Blutfluss gestört, es kommt zum Blutrückstau und es entsteht an dieser Stelle eine Krampfader. „Überwiegend stehende und sitzende Tätigkeiten, Übergewicht, Bewegungsmangel und Rauchen erhöhen das Entstehungsrisiko von Krampfadern“, so die Mediziner. Daher empfehlen die Gefäßchirurgen eine gesunde Lebensführung, ausgewogene Ernährung, langfristige Gewichtsreduktion, das Meiden von Nikotin- und Alkoholkonsum und regelmäßigen Ausdauersport. Ist eine Therapie nötig, kann der Gefäßchirurg die Beinvenen untersuchen und geeignete Behandlungsmaßnahmen einleiten. Je nach Art der Erkrankung, kommen konservative oder operative Maßnahmen zum Einsatz. Grundlage aller konservativen Behandlungen ist die Kompressionsbehandlung. „Mithilfe von Kompressionsstrümpfen wird sanfter Druck auf die Venen ausgeübt und die Durchblutung angeregt, so dass sich erst gar kein Stau in den Venen bilden kann. Diese sind auch als vorbeugende Maßnahmen sehr zu empfehlen“, erörtert Langer. Zu den bewährten operativen Behandlungsmethoden gehören sowohl die Laser- und Radiowellentherapie und die Verödung als auch das Venen-Stripping , um die betroffene Vene zu schließen oder, wenn nötig, zu entfernen.
In vielen Fällen liegt es einfach an der Hitze, die dem Körper zu schaffen macht. Geschwollene Beine sind lästig und verhindern häufig, dass wir uns im Sommer so richtig wohlfühlen. Sammelt sich die Flüssigkeit jedoch nur in einem Bein und kommt es nur zu einer einseitigen Schwellung, sollte man zügig einen Arzt aufsuchen. „Denn dies ist oft ein Zeichen für eine Thrombose, die lebensgefährlich sein kann“, betont Claeys. Bei einer Thrombose kommt es zu einem Gerinnsel in dem Blutgefäß. Löst sich das Gerinnsel und gelangt es über den Blutstrom in die Lunge, kann dies im schlimmsten Fall zu einer Lungenembolie führen. „Bei einer Thrombose ist es wichtig, sofort mit einer Behandlung zu beginnen. In der Regel werden Medikamente eingesetzt, die die Blutgerinnung hemmen. Ziel der Therapie mit solchen Gerinnungshemmern ist es, ein weiteres Wachsen der Thrombose und damit eine Lungenembolie zu verhindern“, so Claeys.
Solange nur die Hitze für geschwollene Beine verantwortlich ist: Hier einige Tipps, was Sie selbst dagegen tun können:
Vermeiden Sie langes Stehen und Sitzen
Bewegen Sie sich so viel es geht – im Idealfall täglich eine halbe Stunde
Machen Sie im Sitzen zwischendurch kleine Übungen. Das klappt auch im Büro unter dem Schreibtisch. Wippen Sie mit dem Fuß hin und her oder lassen Sie den Fuß kreisen
Trinken Sie viel – besonders bei hohen Temperaturen sollten Sie mindestens 2 Liter am Tag Flüssigkeit aufnehmen, um die Venenarbeit zu unterstützen
Legen Sie nach der Arbeit für ein paar Minuten die Beine hoch – das hat einen positiven Effekt auf die Blutzirkulation
Führen Sie regelmäßig Wechselduschen durch – dies bringt die Gefäße wieder in Schwung
Vermeiden Sie Übergewicht und ernähren Sie sich gesund – das entlastet langfristig die Gelenke und die Beine
Dr. med. Luc Claeys
Leitender Arzt
Klinik für Gefäßchirurgie
Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der
Ruhr-Universität Bochum
Fon 0 23 23 - 499 - 14 89
gefaesschirurgie@marienhospital-herne.de
Priv.-Doz. Dr. med. Stephan Langer
Chefarzt
Klinik für Gefäßchirurgie
Marien Hospital Witten
Fon 0 23 02 - 173 - 12 23
gefaesschirurgie@marien-hospital-witten.de