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Gelb auf die Welt Der richtige Umgang mit Neugeborenengelbsucht

Die Geburt des eigenen Kindes ist ein großer Anlass zur Freude, ein Moment, der das Leben der Eltern für immer verändert. Doch manchmal verläuft dieser erste gemeinsame Lebensabschnitt nicht ganz so reibungslos, wie vorher gewünscht. Vom Mutterleib hinaus in die Welt – dieser Übergang ist für das Neugeborene eine große Umstellung und braucht meist etwas Zeit. Da der kleine Körper oftmals noch nicht perfekt auf sein neues Umfeld vorbereitet ist, kommt es in den ersten Lebenstagen nicht selten zu einer Neugeborenengelbsucht. Was Eltern rund um dieses Thema wissen sollten.

 

"Es kann passieren, dass die Leber des Kindes ihre Aufgaben, wie zum Beispiel den Abbau von Giftstoffen, noch nicht vollständig übernehmen kann. Wenn das passiert, kann es zu einer Neugeborenengelbsucht kommen.“

  Dr. Bahman GharaviChefarzt der Kinder- und Jugendklinik des Marien Hospital Witten

In den ersten Tagen nach der Geburt sind Neugeborene besonders empfindlich und anfällig für verschiedene Gesundheitsprobleme. Der Körper des Neugeborenen versucht sich an das Leben außerhalb des Mutterleibs anzupassen. Viele Organe und Körperfunktionen sind daher noch nicht vollständig entwickelt. „Oft braucht der Stoffwechsel noch etwas Zeit, um richtig in Gang zu kommen“, erklärt Dr. Bahman Gharavi, Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik des Marien Hospital Witten. „So kann es passieren, dass die Leber des Kindes ihre Aufgaben, wie zum Beispiel den Abbau von Giftstoffen, noch nicht vollständig übernehmen kann. Wenn das passiert, kann es zu einer Neugeborenengelbsucht kommen.“

Wie sich eine Neugeborenengelbsucht bemerkbar macht

Generell wird zwischen zwei verschiedenen Formen von Neugeborenengelbsucht unterschieden. Die physiologische Neugeborenengelbsucht ist die häufigste Form. Sie wird als normale Anpassungsreaktion des Körpers angesehen. Die Symptome sind in der Regel leicht erkennbar: Die Gelbfärbung der Haut und der Augen tritt meistens in den ersten Lebenswochen auf und beginnt oft in den ersten drei bis fünf Lebenstagen. Die Gelbfärbung macht sich zuerst im Gesicht bemerkbar und breitet sich dann auf den ganzen Körper aus. Nach zwei Wochen klingt sie meist von alleine ab.

Wenn die Gelbsucht innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Geburt auftritt oder sehr hohe Bilirubinwerte erreicht, sprechen Ärzte von einer pathologischen Neugeborenengelbsucht. Dieser Krankheitsverlauf kann auf ein zugrundeliegendes gesundheitliches Problem hindeuten, das eine medizinische Behandlung erfordert.

Verräterische gelbe Farbe: die besondere Rolle von Bilirubin

Rote Blutkörperchen transportieren Sauerstoff durch die Blutbahnen des Menschen. Hat das Blutkörperchen das Ende seiner Lebensdauer erreicht, verwandelt es sich in Bilirubin und wird von der Leber abgebaut. Fällt das giftige Abbauprodukt Bilirubin in größeren Mengen an, kann die Leber eines Neugeborenen schnell überfordert sein, da sie gerade noch dabei ist, sich auf ihre neue Umwelt einzustellen. Das gelbe Pigment sammelt sich infolge im Blut und im Gewebe an. Diese Ansammlung führt zu der charakteristischen Gelbfärbung der Haut und der Skleren – dem Weiß der Augen. Es kommt zu einer Neugeborenengelbsucht.

In schweren Fällen kann die Neugeborenengelbsucht auch die Schleimhäute infizieren und zu ernsten gesundheitlichen Problemen führen. Babys mit Gelbsucht haben oft Schwierigkeiten, zu stillen oder ihr Fläschchen zu trinken, was eine weitere Verschlechterung ihres Zustands zur Folge haben kann.
 

Eine Grafik zeigt zwei Babys. Sie unterscheiden sich in ihrer Farbe. Ein Baby sieht normal aus, das andere hat überdurchschnittlich gelbe Haut und Augen – ein Zeichen für Neugeborenengelbsucht.

Behutsame Diagnose – den Bilirubinspiegel messen

Die Diagnose von Neugeborenengelbsucht erfolgt in der Regel durch einen Kinderarzt. Der Arzt beginnt mit einer gründlichen körperlichen Untersuchung des Neugeborenen. Dabei wird besonders auf die Hautfarbe und die Augen des Kindes geachtet.

Um den genauen Bilirubinspiegel im Blut zu bestimmen, kann eine Blutuntersuchung durchgeführt werden. Hierbei wird eine kleine Menge Blut aus der Ferse des Neugeborenen entnommen. Diese Tests helfen, den Schweregrad der Neugeborenengelbsucht zu bewerten und festzustellen, ob eine Behandlung erforderlich ist. Auch eine Bilirubinmessung ohne Blutentnahme ist möglich. Mittels eines speziellen Geräts, das sanft und schmerzfrei auf der Haut des Babys aufgebracht wird, kann der Kinderarzt eine Schätzung des Bilirubinspiegels abgeben.

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Häufigkeit und Risikofaktoren von Neugeborenengelbsucht

Neugeborenengelbsucht ist weit verbreitet und betrifft schätzungsweise 60% der reifen Neugeborenen und bis zu 80% der Frühgeborenen. Bestimmte Faktoren erhöhen das Risiko, zu erkranken:

  • Bei einer Frühgeburt ist die Leberfunktion eines Neugeborenen zusätzlich eingeschränkt. Für extreme Frühgeborene sowie Risiko- und Mehrlingsschwangerschaften sollten Eltern ein Perinatalzentrum aufsuchen. Die Besonderheit des Perinatalzentrums liegt in der intensiven Zusammenarbeit von Geburtshilfe und Kinderklinik. Zur Betreuung der ganz kleinen Patienten stehen dort die modernsten technischen Möglichkeiten zur Verfügung.
  • Mangel an Flüssigkeit und Nahrung durch zu seltenes Stillen ist ein Risikofaktor
  • Unterschiedliche Blutgruppen von Mutter und Kind können den Abbau roter Blutkörperchen beim Neugeborenen verstärken – es bildet sich infolge mehr Bilirubin
  • Eine bestimmte ethnische Abstammung kann ein Risikofaktor sein (z. B. Menschen afrikanischer oder asiatischer Abstammung)
  • Auch das Geschlecht kann ein Risikofaktor sein. Studien haben ein erhöhtes Risiko für männliche Neugeborene festgestellt, an einer Neugeborenengelbsucht zu erkranken.
  • Genetik spielt ebenfalls eine Rolle: Bei einer Familie mit mehreren Kindern, die bei ihrer Geburt bereits von einer Neugeborenengelbsucht betroffen waren, besteht ein erhöhtes Risiko, dass auch zukünftige Kinder erkranken.

Risikofaktoren auf einen Blick

  • Frühgeburt
  • Zu seltenes Stillen
  • Unterschiedliche Blutgruppen
  • Ethnische Abstammung
  • Geschlecht
  • Genetik
 

„Wenn es kurz nach der Geburt zu einer Neugeborenengelbsucht kommt, besteht normalerweise kein Grund zur Sorge“

  Dr. Bahman GharaviChefarzt der Kinder- und Jugendklinik des Marien Hospital Witten

Die Diagnose Neugeborenengelbsucht steht fest – was jetzt zu tun ist

„Wenn es kurz nach der Geburt zu einer Neugeborenengelbsucht kommt, besteht normalerweise kein Grund zur Sorge“, so Dr. Bahman Gharavi. „In der Regel geht die Gelbfärbung der Haut und Augen nach etwa 10 bis 14 Tagen zurück.“ Werden die Bilirubinwerte jedoch nicht regelmäßig überprüft und werden bei zu hohen Werten keine entsprechenden Maßnahmen vorgenommen, kann es zu einer sogenannten Bilirubin-Enzephalopathie kommen, die schwere Hirnschäden zur Folge hat. Steigt die Bilirubin-Konzentration über einen bestimmten Grenzwert, muss das Neugeborene mit einer Lichttherapie behandelt werden. Dieses spezielle blaue Licht wandelt den gelben Farbstoff in eine wasserlösliche Substanz um. Dieser Stoff wird daraufhin über den Urin aus dem Körper ausgeschieden.

Bei weiteren Fragen rund um Neugeborenengelbsucht oder anderen Anpassungsstörungen stehen die Experten der Kinder- und Jugendklinik des Zentrum für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der St. Elisabeth Gruppe bereit.

Ihr Experte

doc

Dr. Bahman Gharavi

Chefarzt

Kinder- und Jugendklinik des Marien Hospital Witten

Fon 02302 173 - 1353
kinderklinik@elisabethgruppe.de