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FODMAPs, Histamine, Zöliakie Wenn die Verdauung gereizt reagiert

Etwa 30 Tonnen Nahrung und 50.000 Liter Flüssigkeit durchqueren im Lauf des Lebens unseren Darm. Mit bis zu acht Metern Länge ist er das größte innere Organ des Menschen. Solange die Verdauung problemlos funktioniert, nehmen wir seine Arbeit kaum wahr. Reagiert der Darm jedoch gereizt oder verträgt bestimmte Nahrungsmittel nicht, hat das spürbare Folgen.

Der Reizdarm

Der sogenannte Reizdarm stellt eine funktionelle Störung des Darms dar. Symptomatisch für diese Erkrankung sind Bauchmerzen, Blähungen sowie Durchfall oder Verstopfung. Diese werden häufig durch Stress auch noch verstärkt. Abhängig von der Art der Symptome unterscheidet man daher vier Krankheitstypen: den Durchfalltyp, den Verstopfungstyp, den Schmerztyp und den Blähtyp. Zusätzlich leiden Betroffene unter einem Völlegefühl und der Sorge, der Darm sei nicht richtig entleert.

 

„Die genauen Ursachen für die Entwicklung eines Reizdarms sind noch unklar.“

  Karla LöbertErnährungsberaterin

Die genauen Ursachen für die Entwicklung eines Reizdarms sind noch unklar. Experten vermuten aber, dass verschiedene Faktoren wie Unverträglichkeiten, Infektionen und Stress eine Rolle spielen.

Ernährungstipps bei Reizdarm

Ein Reizdarm reagiert viel sensibler auf bestimmte Lebensmittel, als ein gesundes Organ. Schwer verdauliche Speisen, wie z. B. fettes und geräuchertes Fleisch, können ihn daher überfordern. Aufgrund der unterschiedlichen Symptome gibt es aber keine allgemeingültigen Ernährungsregeln bei Reizdarm. Denn Durchfall erfordert andere Maßnahmen als Verstopfung. Generell sollten Reizdarmpatienten aber langsam essen und darauf achten, nicht zu viel Luft herunter zu schlucken. Viele kleine Portionen sind für den Darm leichter zu verdauen als eine große. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr kann den Darm bei seiner Tätigkeit unterstützen. Um den Darm nicht zu stark zu stressen, sollten Reizdarmpatienten darüber hinaus darauf achten, regelmäßig und zu festen Zeiten zu essen.

FODMAPs – Zucker, der den Darm reizt

Viele Reizdarmpatienten berichten von einer Besserung ihrer Beschwerden, wenn sie weniger sogenannte FODMAPs (Fermentierende Oligosaccharide, Dissacharide, Monosaccharide und Polypole) zu sich nehmen. Dabei handelt es sich um bestimmte Zuckerarten, die bei einer gesunden Verdauung im Dünndarm abgebaut werden. Geschieht dies nicht, werden die FODMAPs im Dickdarm von Bakterien verstoffwechselt, was typische Reizdarmbeschwerden hervorrufen kann. Zu den FODMAPs gehören beispielsweise Milchzucker (Laktose) und Fruchtzucker (Fruktose). In Absprache mit Ärzten können Reizdarmpatienten für einen kurzen Zeitraum komplett auf FODMAPs verzichten, um dann bei einer Besserung der Symptome stufenweise die Unverträglichkeiten der einzelnen Zucker zu testen. Ein Verzicht auf FODMAPs sollte nur nach Rücksprache mit einem Arzt und einem Ernährungsberater durchgeführt werden, da die eingeschränkte Lebensmittelauswahl schnell zu Mangelerscheinungen führen kann.

Histamine können den Darm quälen

Auch eine Unverträglichkeit von Histaminen kann reizdarmähnliche Beschwerden hervorrufen. Histamine sind körpereigene Botenstoffe, die vor allem bei Allergien eine Rolle spielen, aber auch in verschiedenen Nahrungsmitteln vorkommen. Sie sind vor allem in Thunfisch, Makrele, geräucherter Wurst, Tomaten, Bier und Rotwein enthalten. Da es keinen anerkannten Test auf Histaminunverträglichkeit gibt, empfehlen Ärzte normalerweise anhand der bisherigen Krankengeschichte einen kurzzeitigen Verzicht auf Histamine. Lindern sich die Beschwerden in dieser Zeit spürbar, kann eine histaminarme Ernährung auch in Zukunft hilfreich sein.

Wenn Weizen zu Entzündungen führt – Zöliakie

Auch die Glutenunverträglichkeit bzw. Zöliakie kann starken Durchfall, Blähungen oder Bauchschmerzen hervorrufen. Dabei handelt es sich um eine Überreaktion des Immunsystems auf das Klebereiweiß Gluten sowie ein körpereigenes Enzym, welches das Gluten spaltet. Nehmen Patienten glutenhaltige Lebensmittel zu sich, entzündet sich durch die Überreaktion des Körpers die Schleimhaut des Dünndarms. Dies kann mit der Zeit zu einer chronischen Entzündung und zu Mangelerscheinungen führen, da der Körper nicht mehr in der Lage ist, die Nährstoffe über den Darm ins Blut aufzunehmen. Bei der Entstehung von Zöliakie spielen vor allem genetische Faktoren, aber auch das Immunsystem, die Ernährung sowie Umweltfaktoren eine Rolle. Die genauen Zusammenhänge sind aber noch nicht geklärt.

Bei Zöliakie ist eine konsequente Meidung glutenhaltiger Lebensmittel entscheidend,  um eine dauerhafte Linderung der Symptome zu erlangen. Daher müssen glutenhaltige Getreidesorten, wie Weizen, Roggen, Dinkel und Gerste, sowie Produkte, die aus diesen hergestellt werden, gemieden werden. Glutenfreies Getreide, beispielsweise Reis, Mais, Hirse oder Quinoa, stellt jedoch kein Problem dar. Auch Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse sowie Milchprodukte sind von Natur aus glutenfrei.

 

"Reis, Mais, Hirse und Quinoa sind glutenfreie Alternativen zu herkömmlichem Getreide."

  Gabriele SchierenbeckErnährungsberaterin

Da Gluten in den letzten Jahren vermehrt in den Fokus gerückt ist, bieten mittlerweile auch viele Restaurants und Supermärkte speziell gekennzeichnete, glutenfreie Speisen an.

Durchfall, Verstopfung und Blähungen müssen aber nicht zwangsweise auf einen Reizdarm oder eine Lebensmittelunverträglichkeit hindeuten. Sie können ebenfalls Symptome anderer Krankheiten sein. In der Klinik für Gastroenterologie am St. Anna Hospital Herne finden Sie die richtigen Ansprechpartner rund um alle Erkrankungen des Darms.

Ernährungsexpertinnen

doc

Karla Loebert

Ernährungsberatung
St. Elisabeth Gruppe
 

doc

Gabriele Schierenbeck

Ernährungsberatung
St. Elisabeth Gruppe