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Ermüdungsbruch Wenn der Knochen überlastet ist

Was ist ein Ermüdungsbruch?

Der sogenannte Ermüdungsbruch, auch Stressfaktur genannt, entsteht durch wiederkehrende Belastung der Knochen, häufig verbunden mit länger anhaltendem Druck auf die gleichen Stellen. Dies führt zu einer Schädigung der Knochensubstanz. Die Folge ist, dass die körpereigenen Reparaturmechanismen die Schädigung nicht mehr ausgleichen können. Es kommt zu einem Ungleichgewicht zwischen Auf- und Abbau der Knochenzellen. Der Bruch macht sich durch Schmerzen in der betroffenen Region bemerkbar. Im Gegensatz zu einem klassischen Knochenbruch, der beispielsweise durch einen Sturz verursacht wird, entwickelt sich der Ermüdungsbruch langsam.

Wer ist betroffen?

Ein erhöhtes Risiko für eine Stressfraktur haben insbesondere Spitzensportler, wie z. B. Langstreckenläufer oder Profi-Fußballer. Auch diejenigen, die sich beispielsweise auf einen Marathon vorbereiten, können sich durch das extrem intensive Training diese Verletzung zuziehen. Aber auch Sportler, die mit einer neuen Sportart beginnen, überfordern oft ihren Körper durch ein intensives Training, ohne vorher den Körper angemessen auf die neue Belastung vorzubereiten. „Für die Knochen bedeutet es Stress, wenn man einige Zeit körperlich nicht aktiv ist und dann direkt mit einem intensiven Training startet“, erklärt Dr. Oliver Meyer, Chefarzt des Zentrum für Becken-, Hüft-, Knie- und Fußchirurgie des Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie der St. Elisabeth Gruppe – Katholische Kliniken Rhein-Ruhr.

Treten bei Spitzensportlern, die täglich mehrere Stunden trainieren, plötzlich ziehende Schmerzen im Mittelfuß auf, kann das ein Hinweis für einen Ermüdungsbruch sein. Eigentlich ist der Körper dem gesteigerten Training gewachsen und die Knochen passen sich optimal an die Belastungen an. Aber auch hier gibt es Grenzen.

 

„Starke Belastungen können den Auf- und Abbau des Knochens beeinträchtigen. Auf den Röntgenbildern erkennt man zu Beginn erste kleine Risse im Innern des Knochens. Diese weiten sich mit der Zeit aus, die Knochensubstanz wird geschädigt und es kommt zu einem Bruch des Knoches."

  Dr. Oliver Meyer, Chefarzt des Zentrum für Becken-, Hüft-, Knie- und Fußchirurgie des Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie der St. Elisabeth Gruppe – Katholische Kliniken Rhein-Ruhr

Welche Knochen sind betroffen?

Stressfrakturen können in jedem Knochen auftreten. Typische Verletzungen bei Menschen die viel laufen sind beispielsweise der Mittelfuß sowie der Unterschenkel. Aber auch bei Tänzern treten Ermüdungsbrüche häufig auf. Hier sind in den meisten Fällen die unteren Gliedmaßen, besonders das Fersenbein, das Schienbein, der Schenkelhals sowie der Oberschenkelknochen betroffen.

Welche Formen und Risikofaktoren gibt es?

Das Ungleichgewicht zwischen Knochenaufbau und -abbau begünstigt die Entstehung des Ermüdungsbruchs. Dabei können zwei Formen von Brüchen unterschieden werden. 

  • Ermüdungsbruch gesunder Knochen
  • Ermüdungsbruch erkrankter Knochen

Die Ursachen für einen Ermüdungsbruch gesunder Knochen sind vielfältig. Exzessives Training, Fehlbelastungen, ein falscher Laufstil, aber auch entwicklungsbedingte Fehlstellungen können für den Bruch verantwortlich sein.

Der Ermüdungsbruch erkrankter Knochen wird auch Insuffizienzfraktur genannt. Sind die Knochen durch eine Krankheit vorbelastet, sind diese instabiler und es kommt leichter zu einem Bruch. Erkrankungen wie Knochenentzündungen, Osteoporose (Abnahme der Knochendichte), Vitamin-D-Stoffwechselstörung, Arthritis sowie Knochentumore und Metastasen begünstigen die Entstehung sogenannter Insuffizienzfrakturen.

Wie wird der Ermüdungsbruch behandelt?

Um den Heilungsprozess zu unterstützen kann es sinnvoll sein, an der betroffenen Stelle einen Gips oder eine Schiene anzulegen. Zusätzlich kann der Wiederaufbau des Knochens durch Wärmebehandlungen angeregt werden, da durch die Wärme der Stoffwechsel der Knochen stimuliert wird. Auf die Einnahme von Schmerzmitteln sollte, wenn möglich, verzichtet werden. Schmerzen sind ein Warnsignal des Körpers. Werden diese durch Schmerzmittel unterdrückt, kann es sein, dass man den Knochen zu sehr belastet, ohne es zu merken. Eine frühzeitige Belastung kann den Heilungsprozess verzögern.

 

„Wird ein Bruch dieser Art festgestellt, muss der betroffene Knochen mindestens vier bis sechs Monate geschont und ruhiggestellt werden bis die Schmerzen abgeklungen sind."

  Dr. Oliver Meyer, Chefarzt des Zentrum für Becken-, Hüft-, Knie- und Fußchirurgie des Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie der St. Elisabeth Gruppe – Katholische Kliniken Rhein-Ruhr

Anders als bei klassischen Brüchen machen sich die Schmerzen erst nach und nach während der Belastung bemerkbar. Daher werden Ermüdungsbrüche häufig zunächst nicht als Bruch wahrgenommen und in der Regel erst sehr spät diagnostiziert. Bildgebende Verfahren wie Röntgen, Kernspintomographie oder eine Magnetresonaztomographie gehören zu gängigen diagnostischen Mitteln, die bei der Diagnosestellung zum Einsatz kommen. Die Behandlung von Ermüdungsbrüchen erfolgt meist konservativ, eine Operation ist in der Regel nicht notwendig.

Nach vier bis sechs Monaten ist der Bruch ausgeheilt. Dann ist eine Belastung wieder erlaubt. „Auch wenn es den Sportlern schwer fällt: Das Trainingspensum sollte ganz langsam erhöht werden, um weitere Schäden zu vermeiden. Der Wiedereinstieg kann beispielsweise mit leichtem Walken beginnen. Die Trainingsintensität kann dann von Woche zu Woche erhöht werden“, so der Chefarzt.

Wann sollte man zum Arzt?

Symptome von Ermüdungsbrüchen werden in der Regel oft falsch interpretiert. Sollten Sie plötzliche ziehende Schmerzen in einer stark belasteten Körperregion bemerken, ist die erste Anlaufstelle Ihr Hausarzt. Dieser kann Sie dann an die orthopädischen Spezialisten des Zentrum der Orthopädie und Unfallchirurgieweiterleiten.