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Die Beckenbodenmuskulatur Durch gezieltes Training die Wahrnehmung fördern

Der Beckenboden kann durch Übergewicht oder Belastungen, wie sie bei der Geburt oder nach einer Operation entstehen, stark beansprucht und geschwächt werden. Um das Risiko einer Inkontinenz oder Absenkung der Organe zu verringern, lässt sich der Beckenboden durch gezielte Übungen stärken.

 „Der Beckenboden ist die Muskelgruppe, die das Becken von unten verschließt. Sie befindet sich am Boden unseres Beckens, daher stammt die Bezeichnung“, weiß Dorothee Winkler, stellvertretende Leitung des Zentrum für Prävention, Therapie, Rehabilitation und sportmedizinische Diagnostik des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum. Zu den Aufgaben des Beckenbodens gehört es, alle inneren Organe von unten zu stabilisieren und zu schützen, ebenfalls die gesamte Lenden-, Becken- und Hüftregion zu stabilisieren, die Blase und den Darm zu öffnen und zu schließen sowie für eine gute Durchblutung zu sorgen.

 

Folgen eines schwachen Beckenbodens

Ein schwacher Beckenboden kann unter verschiedenen Umständen entstehen. Die Geburt eines Kindes, Übergewicht und Belastungen wie beispielsweise schweres Heben gehören zu den häufigsten Ursachen. Ständiges Sitzen kann ebenfalls ein begünstigender Faktor sein. Symptome sind Urinverlust, Rückenschmerzen oder ein Druckgefühl im Bereich des Damms. Die Folgen eines schwachen Beckenbodens können Inkontinenz, Blasenerkrankungen sowie Potenzstörungen sein.

Positiver Einfluss auf die Gesundheit

Eine kräftige, elastische und gut durchblutete Beckenbodenmuskulatur bringt daher viele gesundheitliche Vorteile mit sich. „Sie schützt vor einer Absenkung der inneren Organe und verringert die Wahrscheinlichkeit einer Inkontinenz. Außerdem sorgt sie für eine gute Durchblutung der Geschlechtsorgane und fördert damit die Zeugungsfähigkeit und die Empfängnis“, erläutert die Expertin.

 

„Das gezielte Training der Beckenbodenmuskulatur ist unabhängig von Alter und Geschlecht für jeden geeignet.“

  Dorothee Winker, stellvertretende Leitung des Zentrum für Prävention, Therapie, Rehabilitation und sportmedizinische Diagnostik im Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum

Für wen das Beckenbodentraining geeignet ist

„Grundsätzlich ist das Training für jeden geeignet“, berichtet Dorothee Winkler. „Eine besondere Empfehlung gebe ich an Schwangere: Zum einen in Bezug auf eine gute Elastizität und Durchblutung zur Geburtsvorbereitung. Zum anderen nach der Entbindung zur Kräftigung und Wiederaufnahme der Stütz- und Verschlussfunktionen.“ Ein Training für Frauen in und nach den Wechseljahren ist ebenfalls sinnvoll und zielführend. Und auch die Männer bleiben nicht außen vor: „Insbesondere nach einer Prostataoperation ist Beckenbodentraining bei Männern sehr wichtig.“

Wahrnehmung als Trainingsgrundlage

„Eine Anspannung im Beckenboden ist nur schwer zu spüren. Es ist nicht leicht, diese Muskulatur gezielt zu trainieren, deshalb steht zu Beginn des Trainings die Wahrnehmung im Vordergrund“, erklärt Dorothee Winkler. Kleine Beckenbewegungen als Vorbereitung für das Training fördern die Wahrnehmung und die Spannungsfähigkeit der Beckenbodenmuskulatur.

 

„Das Anspannen der Beckenbodenmuskulatur löst keine sichtbare Bewegung aus und ist deshalb schwieriger wahrzunehmen."

  Dorothee Winker, stellvertretende Leitung des Zentrum für Prävention, Therapie, Rehabilitation und sportmedizinische Diagnostik im Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum

Was beim Training beachtet werden sollte

Wer unerfahren ist, sollte nicht alleine von Zuhause aus trainieren. Denn ohne die nötigen Vorkenntnisse werden die Übungen oft falsch ausgeführt und erzielen somit keine Wirkung. Wer seinen Beckenboden effektiv trainieren möchte, dem empfiehlt unsere Expertin, sich unter professioneller Anleitung bei einer Gruppentherapie oder Einzelsitzung bei einem Physiotherapeuten betreuen zu lassen. Gruppentherapien finden im Moment aufgrund der aktuellen Corona-Situation nicht statt. Für ein Einzeltraining ist eine Heilmittelverordnung erforderlich, die von Hausärzten, Gynäkologen oder Urologen verschrieben wird.