thumbnail

Diagnose: Phobie Wenn die Mücke ein Elefant ist

Es gibt sie in vielen verschiedenen Ausprägungen. Mal schränken sie das Leben des Betroffenen mehr ein – und mal weniger. Doch wenn sie zur dauerhaften Belastung werden, ist dringend Hilfe nötig: Die Rede ist von Phobien. Sie sind eine Form der Angststörung und drücken sich durch die Furcht vor bestimmten Situationen oder Objekten aus, wie etwa vor beschämenden Situationen oder aber vor Mäusen. Doch woher kommt eine Phobie? Und wie wird man sie wieder los?

„Jetzt hab‘ dich doch nicht so“ oder „Du machst aus einer Mücke einen Elefanten“ – Sätze, die Menschen mit Angststörungen wahrscheinlich gut kennen. Denn was für Außenstehende harmlos wirken mag, kann bei Betroffenen starke Angstzustände bis hin zu Panikattacken auslösen, die weitere psychische und körperliche Folgen mit sich ziehen.

 

„Krankhaft wird Angst, wenn sie den Alltag des Betroffenen so einschränkt, dass ein normales Leben nicht möglich ist.“

  Dr. Peter Nyhuis, Chefarzt und Ärztlicher Direktor des St. Marien Hospital Eickel.

Kann Angst krankmachen?

Jeder kennt es: Das mulmige Gefühl in unbekannten Situationen, die Angst vor einer Prüfung, vor Verlusten oder Flügen. Ängste sind Teil des Lebens und sorgen dafür, dass in Gefahrensituationen Adrenalin ausgeschüttet wird, das den Körper leistungsfähiger macht. „Krankhaft wird Angst jedoch, wenn sie den Alltag des Betroffenen so einschränkt, dass ein normales Leben nicht möglich ist“, sagt Dr. Peter Nyhuis, Chefarzt und Ärztlicher Direktor des St. Marien Hospital Eickel. Dreht sich gedanklich alles um die Angst vor einer bestimmten Situation oder einem Gegenstand, können sich daraus weitere psychische Erkrankungen wie Depressionen entwickeln. „Auch Panikattacken mit Symptomen wie Atemnot und Zittern bis hin zur Hyperventilation können durch Ängste ausgelöst werden, die gravierende Folgen für den Körper haben können. Hierzu zählt beispielsweise ein erhöhtes Herzinfarktrisiko“, so Dr. Peter Nyhuis.

Was genau ist eine Phobie?

Als Phobie wird die wiederkehrende Angst vor bestimmten Situationen oder Objekten bezeichnet. Hierbei lässt sich zwischen der sogenannten Agoraphobie, der Furcht vor Menschenmengen oder öffentlichen Orten, der sozialen Phobie, der Angst vor sozialen Kontakten oder beschämenden Situationen, sowie spezifischen Phobien, wie etwa der Angst vor bestimmten Tieren, Spritzen, Wasser oder ähnlichem, unterscheiden. Manche Phobien greifen stärker in den Alltag der Betroffenen ein als andere. Dr. Peter Nyhuis erklärt: „Menschen mit Phobien meiden die Konfrontation mit der Situation oder dem Objekt. Bei einer starken sozialen Phobie führt dies zum Beispiel zu einer gesellschaftlichen Isolation, indem die Betroffenen ihr Zuhause kaum noch verlassen. Menschen mit Flugangst haben im Vergleich dazu bessere Möglichkeiten, einen normalen Alltag zu führen.“

 

„Menschen mit Phobien meiden die Konfrontation mit der Situation oder dem Objekt. Bei einer starken sozialen Phobie führt dies zu einer gesellschaftlichen Isolation, indem die Betroffenen ihr Zuhause kaum noch verlassen. Menschen mit Flugangst haben im Vergleich dazu bessere Möglichkeiten, einen normalen Alltag zu führen."

  Dr. Peter Nyhuis, Chefarzt und Ärztlicher Direktor des St. Marien Hospital Eickel.
 

„In einem ausführlichen Gespräch mit dem Betroffenen über vergangene Erlebnisse und Lebensumstände können individuelle Ursachen der Angststörung herausgefunden werden, die für die Behandlung grundlegend sind."

  Dr. Peter Nyhuis, Chefarzt und Ärztlicher Direktor des St. Marien Hospital Eickel.

Wie entsteht eine Phobie?

Phobien können meist auf konkrete Ursachen zurückgeführt werden. Möglich sind hier etwa körperliche Erkrankungen, z. B. des Nervensystems, oder psychische Belastungen wie dauerhafter Stress. Auch traumatische Erlebnisse der Vergangenheit oder bestimmte Medikamente können Phobien hervorrufen. „In einem ausführlichen Gespräch mit dem Betroffenen über vergangene Erlebnisse und Lebensumstände können individuelle Ursachen der Angststörung herausgefunden werden, die für die Behandlung später grundlegend sind“, sagt Dr. Peter Nyhuis.

Egal welche Form der Phobie: Wenn sie das Leben des Betroffenen einschränkt und einen Menschen psychisch oder körperlich krankmacht, sollte professionelle Hilfe aufgesucht werden.

Ist eine körperliche Erkrankung Auslöser der Phobie, sollte zunächst die Ursprungserkrankung behandelt werden. Bei psychischen Auslösern wie einem Trauma kann die Angststörung durch eine Psychotherapie behandelt werden. Möglich ist hier etwa das Schreiben eines Tagebuchs zur Dokumentation der Angstsituationen sowie Entspannungs- und Bewegungstherapien innerhalb einer ambulanten oder tagesklinischen Betreuung. „Dadurch lernen die Betroffenen ruhiger in Angstsituationen zu reagieren“, erläutert Dr. Peter Nyhuis. Bei besonders schweren Angststörungen ist auch eine stationäre Therapie oder die Behandlung mit Medikamenten, z. B. mit Antidepressiva, möglich.

Ihr Experte

doc

Dr. Peter Nyhuis

Chefarzt und Ärztlicher Direktor

St. Marien Hospital Eickel
Fon 0 23 25 - 374 - 140
peter.nyhuis@elisabethgruppe.de