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Diabetisches Fußsyndrom Wenn der Schuh nicht mehr drückt

Es fängt mit einer kleinen Verletzung oder Wunde an den Füßen an. In den meisten Fällen verheilt diese nur langsam oder sogar gar nicht. Im schlimmsten Fall entsteht eine immer größere Wunde an den Füßen, die zu schweren Entzündungen führen können. In Deutschland leidet etwa jeder vierte Diabetiker an diesem sogenannten „Diabetischen Fußsyndrom“. Doch Diabetiker können einiges tun, um ihre Füße zu schützen.

Wer kennt es beim Spazierengehen im Wald nicht – das Gefühl von „Mein Schuh drückt, da ist doch was drin!“ Normalerweise schüttelt man ein kleines Steinchen schnell aus dem Schuh und läuft weiter. Diabetiker spüren einen solchen Störfaktor im Schuh nicht und laufen sich die Füße sprichwörtlich wund. Das Beispiel des bekannten Steins im Schuh ist nur eines von vielen, das zu einer Verletzung führen kann. Häufig entstehen diese am vorderen Teil des Fußes im Bereich des Ballens, der Zehen aber auch an der Ferse. Ist erst einmal eine Wunde am Fuß, kann diese schnell größer werden und sich entzünden. Das ist der sogenannte Diabetische Fuß.

 

„Das Schmerz-, Druck- und Temperaturempfinden an den Füßen ist so verringert, dass eine Verletzung nicht auffällt.“

  Priv.-Doz. Dr. Stephan Langer,Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie, Marien Hospital Witten

Kein Schmerz, kein Druck

„Menschen, die schon länger an Diabetes erkrankt sind leiden häufig unter einer Schädigung der Nerven“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Stephan Langer, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie, Marien Hospital Witten. „Das Schmerz-, Druck- und Temperaturempfinden an den Füßen ist so verringert, dass eine Verletzung nicht auffällt.“

Ein weiterer Risikofaktor für Patienten: Durch die Nervenschädigung wird kaum Schweiß produziert, die Füße sind trocken und rissig. Wenn Diabetiker nicht genau auf ihre Füße achten und sie regelmäßig kontrollieren, dann fallen Verletzungen nicht auf, denn die Betroffenen spüren diese nicht, der Fuß wird nicht geschont und die Dringlichkeit einer Behandlung nicht erkannt.

Schnellen Schrittes zur Genesung

Sollte ein Patient mit betroffenen Füßen zu Priv.-Doz. Dr. Stephan Langer kommen, dann versucht der Chefarzt mit seinem Team die Füße bestmöglich zu versorgen, denn eine Amputation des Fußes soll vermieden werden „Hierzu stellen wir zunächst den Blutzucker des Patienten ein“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Stephan Langer. „Außerdem säubern und versorgen wir bereits existierende Wunden. Sollte die Durchblutung des Fußes eingeschränkt sein, zum Beispiel durch eine Verengung der Blutgefäße, dann wird diese entweder minimal-invasiv durch einen Stent aufgedehnt oder im Rahmen einer Bypass-Operation umgangen. So soll eine Amputation der betroffenen Gliedmaßen verhindert werden.“

 

„Eine regelmäßige Kontrolle durch den Hausarzt, Fußpflege und das richtige Schuhwerk können dabei helfen, dass ein diabetischer Fuß gar nicht erst entsteht.“

  Priv.- Doz. Dr. Stephan LangerChefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie, Marien Hospital Witten

Auf gesunden Füßen durch das Leben gehen

Um eine Behandlung zu vermeiden und einem diabetischen Fußsyndrom vorzubeugen, sollten Diabetiker gut auf ihre Füße achten. „Eine regelmäßige Kontrolle durch den Hausarzt, Fußpflege und das richtige Schuhwerk können dabei helfen, dass ein diabetischer Fuß gar nicht erst entsteht“, erklärt Dr. Stephan Langer.

Der Experte empfiehlt darum Diabetikern alle sechs Monate die Vorsorge beim Hausarzt. Auch der regelmäßige Besuch einer medizinischen Fußpflege ist sinnvoll. Hinzu kommt die eigene tägliche Pflege, bei der auch nach Veränderungen Ausschau gehalten werden sollte: Füße waschen und rissige Haut mit einer Fettcreme eincremen. Aufgrund der Verletzungsgefahr rät der Experte von Scheren, Fußzangen oder spitzen Feilen zur Nagelverkürzung ab. Eine Kombination aus diesen Empfehlungen bildet die Grundlage für gesunde Füße, die auch Diabetiker sicher durch das Leben tragen.

Worauf Diabetiker bei einer täglichen Kontrolle der Füße achten sollten

  • Hautverfärbungen
  • kleine Verletzungen, Wunden
  • Hornhaut, Schwielen
  • Hühneraugen
  • trockene, rissige Haut
  • Blasen
  • Fußpilz
  • eingewachsene, verdickte, weiße oder gelb verfärbte Fußnägel

Ihre Experten

doc

Priv.-Doz. Dr. med. Stephan Langer

Chefarzt, Klinik für Gefäßchirurgie
Marien Hospital Witten
Fon 0 23 02 - 173 - 12 23
gefaesschirurgie@marien-hospital-witten.de