Der Weißkitteleffekt ist ein Phänomen aus der Bluthochdruckforschung

Der Weißkitteleffekt Wie weiße Kittel den Blutdruck beeinflussen

Der Weißkitteleffekt – was sich anhört wie eine Werbung für Waschmittel, ist in Wirklichkeit ein medizinisches Phänomen aus dem Bereich der Bluthochdruckforschung. Bluthochdruck ist weit verbreitet und zählt zu den Hauptursachen für Schlaganfälle oder Herzinfarkte. Doch was haben weiße Kittel mit Bluthochdruck zu tun haben und unter welchen Umständen  ist dieser Effekt zu beobachten?

Wie zeigt sich der Weißkitteleffekt? Eine alltägliche Situation in einer Arztpraxis: Der behandelnde Arzt misst mithilfe einer Manschette den Blutdruck am Oberarm des Patienten. Eine gängige Methode, die zur Diagnose von Bluthochdruck unverzichtbar ist. Der Blutdruck wird anhand zweier Werte in der Einheit Millimeter Quecksilbersäure (mmHg) gemessen. Zunächst bildet die Messung den systolischen Wert ab. Dieser beschreibt den Druck auf die Gefäße, wenn das Blut vom Herzen in den Körper gepumpt wird. Der diastolische Wert zeigt den Druck, wenn das Blut nach der Zirkulation zurück zum Herzen fließt. Sind die Werte höher als 140/90 mmHg spricht man von Bluthochdruck.

Generell ist es wichtig, den Blutdruck regelmäßig bei Hausärzten messen zu lassen. „Gerade wer selten zum Arzt geht, kann vor den Blutdruckmessungen aufgeregt sein, was wiederum den Blutdruck in dieser Situation ansteigen lässt“, erklärt Dr. Seibert. Genau das beschreibt den Weißkitteleffekt. Demnach können unbeaufsichtigte Messungen niedrigere Werte ergeben als die Messergebnisse die von Ärzten oder medizinischem Fachpersonal durchgeführt werden.

 

 

„Gerade wer selten zum Arzt geht, kann vor den Blutdruckmessungen aufgeregt sein, was wiederum den Blutdruck in dieser Situation ansteigen lässt"

  Dr. Felix Seibert, Oberarzt, Medizinische Klinik I, Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum

Weißkitteleffekt erkennen: Warum ist das so wichtig?

Es ist für den behandelnden Arzt sehr wichtig, den tatsächlichen Bluthochdruck von kurzfristig durch Anspannung bedingten hohen Blutdruckwerten zu unterscheiden, um die weitere Behandlung planen zu können. Ob ein Weißkitteleffekt vorliegt, lässt sich mithilfe von separaten Blutdruckmessungen nachweisen. Eine Messung erfolgt beispielsweise in der Praxis durch den behandelnden Arzt und eine weitere führt der Patient zu Hause ohne die Anwesenheit eines Mediziners durch. Zudem kann auch eine Langzeit-Blutdruckmessung helfen, den Weißkitteleffekt auszuschließen. „Dabei trägt der Patient eine Manschette um den Oberarm, die einen Tag lang in regelmäßigen Abständen den Blutdruck misst und die einzelnen Werte in einem kleinen Gerät speichert“, so Dr. Seibert. Diese Messungen wertet der behandelnde Arzt aus und kann anhand der vielen Blutdruckwerte den durchschnittlichen Blutdruck einschätzen. Mehr Informationen über Diagnosemöglichkeiten von Bluthochdruck gibt es hier.

Vertrauen spielt eine Rolle

Manche Patienten kennen ihren behandelnden Arzt bereits mehrere Jahre. Wie sieht es in diesen Fällen mit der Nervosität während einer Blutdruckmessung aus – kommt es auch hier zum Weißkitteleffekt? In einer kürzlich durchgeführten Studie stellte Dr. Felix Seibert Unterschiede zwischen den Messergebnissen in der Praxis und dem häuslichen Umfeld fest, jedoch fielen diese nicht so deutlich aus wie angenommen. „Ein Grund dafür sehen wir in einem bestehenden Vertrauensverhältnis zwischen dem Hausarzt und dessen langjährigen Patienten“, fasst Dr. Seibert zusammen. „Dieses Vertrauen senkt die Aufregung und lässt den Blutdruck nicht so stark ansteigen.“ Trotzdem sollte das mögliche Auftreten des Weißkitteleffektes stets von dem behandelnden Arzt bedacht werden, indem er die mögliche Nervosität oder körperliche Aktivität vor der Messung für eine korrekte Blutdruckmessung einschätzt und entsprechend berücksichtigt.  

Warum es wichtig ist, regelmäßig zum Arzt zu gehen, gibt es hier zum Nachlesen.

Ihr Experte

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Dr. Felix Seibert

Oberarzt

Medizinische Klinik I - Allgemeine Innere, Nephrologie, Gastroenterologie, Pneumologie

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