Kleinkind nießt, Symbolbild Immunsystem bei Neugeborenen

Starker Schutz gegen Krankheitserreger Das Immunsystem bei Neugeborenen

Das Immunsystem des Neugeborenen

Die Fruchtblase platzt und schon beginnt sie: die Auseinandersetzung des Körpers mit der Umwelt. Um vor „äußeren Feinden“ wie Bakterien, Viren oder Parasiten geschützt zu sein, greift der menschliche Körper auf eine ausgeklügelte Waffe zurück: das Immunsystem. Das Immunsystem des Neugeborenen unterscheidet sich dabei noch stark von dem eines Erwachsenen.  

 

Die wichtige Aufgabe des Immunsystems

Das Immunsystem schützt nicht nur vor äußeren Einflüssen, sondern auch vor „inneren Unruhestiftern“ wie Krebszellen. Dabei ist es ein hochkomplexes, fein abgestimmtes System von Schutzmauern, wie der Haut und Schleimhaut, Immunzellen, wie weißen Blutzellen sowie Antikörpern und Botenstoffen. Das Zusammenspiel dieser einzelnen Gruppen ist bei der Geburt noch unreif und entwickelt sich im Laufe der Kindheit. Dabei muss das Immunsystem kontinuierlich lernen und beispielsweise normale Darm- und Hautkeime sowie gesunde körpereigene Zellen als ungefährlich erkennen und tolerieren. Ist dieser Lernprozess gestört, kann dies zum Beispiel zu Autoimmunerkrankungen führen. Auf der anderen Seite müssen „Angreifer“, die die Schutzmauern aus Haut und Schleimhaut überwinden konnten und ins Körperinnere gelangt sind, erkannt und abgetötet werden.

 

"Jeder Erreger muss kennengelernt werden, so dass das Immunsystem die passenden Antikörper selbst produzieren kann."- Dr. Bahman Gharavi, Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik im Marien Hospital Witten

 

Wie bildet das Neugeborene Antikörper?

Vor der Geburt versorgt die Mutter das Kind mit Antikörpern. Diese werden über die Plazenta abgegeben, so dass das Kind nach der Geburt erst einmal einen gewissen Schutz, den so genannten Nestschutz, hat. Weitere Antikörper werden nach der Geburt mit der Muttermilch übertragen und schützen das Kind zusätzlich.

Nach 2-3 Monaten sind die übertragenen Antikörper der Mutter weitestgehend verbraucht und das Kind wird häufiger krank. Jeder Erreger muss kennengelernt werden, so dass das Immunsystem die passenden Antikörper selbst produzieren kann und sich somit ein immunologisches Gedächtnis anlegt. Die allermeisten Erkrankungen sind für einen gesunden Körper kein Problem und bedürfen keiner Therapie. Nach jedem Infekt ist das immunologische Gedächtnis stärker.

Das Immunsystem braucht Kontakt zur Umwelt

Der Kontakt mit unserer Umwelt ist für ein funktionierendes Immunsystem wichtig. Schlechte Hygiene, Mangel an sauberem Trinkwasser und schlechte Ernährung führen zu mehr Infektionen.

 

"Bis zu 12 Infekte pro Jahr sind bei gesunden Kleinkindern normal." - Dr. Bahman Gharavi, Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik im Marien Hospital Witten

 

Auf der anderen Seite verbessert eine „übertriebene Hygiene“ unsere Gesundheit nicht, sondern kann im Gegenteil zu gesundheitlichen Problemen führen. Bis zu 12 Infekte pro Jahr sind bei gesunden Kleinkindern normal. Einfluss auf die Häufigkeit und die Schwere von Infekten haben Umwelteinflüsse, wie passives Rauchen und Luftverschmutzung, Erkrankungen und Ereignisse, die Infekte begünstigen, wie Asthma, Neurodermitis und Frühgeburtlichkeit sowie der Kontakt zu Kleinkindern in der Familie oder in der Kita.

Wie hilft man dem Immunsystem, wenn es angegriffen wird?

Dass Infektionen heutzutage bei Kindern und Erwachsenen meist schnell vorübergehen, ist auch eine Errungenschaft moderner Medikamente. Sie kommen dann zum Einsatz, wenn das Immunsystem es nicht selbst schafft, den Erreger abzuwehren. Man vergisst schnell, dass Antibiotika erst seit knapp 100 Jahren bekannt sind, und Penicillin erst 1942 für die Behandlung von bakteriellen Infektionen zur Verfügung stand. Antibiotika sind die stärkste Waffe der Medizin im Kampf gegen Infektionskrankheiten.

Andere Krankheiten haben durch Impfung ihren Schrecken verloren. Als gefährlichste Erkrankung sind hier die Masern zu nennen. Die Viruserkrankung ist nicht behandelbar. Masern verursachen eine vorübergehende Immunschwäche, die zu weiteren Komplikationen wie Lungenentzündungen führen kann. Auch wenn die meisten Masernerkrankungen bei uns heute ohne größere Komplikationen ablaufen, so gibt es auch in Deutschland trotz der wenigen gemeldeten Infektionen immer wieder Todesfälle und schwere Schäden durch Maserninfektionen.

Ihr Experte

doc

Dr. Bahman Gharavi
Chefarzt
Kinder- und Jugendklinik
Marien Hospital Witten

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