Symbolbild Bauchaortenaneurysma

Bauchaortenaneurysma Die (oft) unentdeckte Gefahr

Das Fehlen von Schmerzen bedeutet keineswegs, dass man gesund ist. So gibt es beispielsweise Gefäßerkrankungen, die nicht (oder zunächst nicht) mit Schmerzen auf sich aufmerksam machen. Hierzu gehört das Bauchaortenaneurysma. Ist die Erkrankung weit fortgeschritten, besteht die Gefahr, dass die Bauchaorta (Bauchschlagader) reißt. Dies kann lebensbedrohliche Folgen haben.

Die Hauptschlagader des menschlichen Körpers wird Aorta genannt. Sie ist zuständig für die Blutversorgung des gesamten Körpers. Im Blut befinden sich Sauerstoffe und Nährstoffe, die zu den Organen geliefert werden. Zudem ist das Blut für den Abtransport von Stoffwechselprodukten verantwortlich.

Die Hauptschlagader kann von verschiedenen Erkrankungen betroffen sein. Dazu gehört u. a. auch das Bauchaortenaneurysma. Das Bauchaortenaneurysma beschreibt eine krankhafte Erweiterung der Hauptschlagader im Bereich der Bauchhöhle. Die normale Aorta umfasst ca. 2 cm, ab 3 cm liegt ein Aneurysma vor. Das Risiko bei einem Aortenaneurysma besteht darin, dass es plötzlich reißt und es zu inneren Blutungen kommt. Eine weitere Gefahr ist z. B. die Bildung von Blutgerinnseln im Aneurysma. Diese können zu Gefäßverschlüssen in den Beinen führen.

Was sind die Ursachen für ein Bauchaortenaneurysma?

Das Risiko für die Bildung eines Aneurysmas steigt mit dem Lebensalter. Am häufigsten kommt es bei Männern zwischen 50 und 80 Jahren vor. Die Hauptursache für ein Bauchaortenaneurysma ist die sogenannte Arteriosklerose. Hierbei handelt es sich um eine Verkalkung der Arterienwand. „Durch den Alterungsprozess lässt die Elastizität der Gefäßwand nach, es bilden sich Kalkablagerungen und Risse in der Wandstruktur, die zu Verhärtungen führen“, erklärt Priv. Doz. Dr. Stephan Langer, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie des Marien Hospital Witten. Weitere Risikofaktoren sind erhöhte Blutfette und Bluthochdruck. Durch den erhöhten Blutdruck kommt es dazu, dass die Stabilität der Gefäßwand immer mehr abnimmt, wodurch das Risiko, dass sich ein Aneurysma bildet, zunehmend steigt. Zudem sind aktive und frühere Raucher besonders gefährdet.

Was sind die Symptome?

In der Regel dehnt sich ein Bauchaortenaneurysma sehr langsam aus und verursacht zunächst keine Symptome. „Das ist das gefährliche am Bauchaortenaneurysma. Die Patienten bemerken im Frühstadium in der Regel nichts“, so Dr. Luc Claeys, Leitender Arzt der Klinik für Gefäßchirurgie des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhruniversität Bochum. Sobald es einen Durchmesser von ca. 5 bis 5,5 cm erreicht hat, steigt das Risiko auf einen Riss. Ziel der Behandlung ist es, das Platzen des Bauchaortenaneurysmas durch eine vorbeugende Operation zu verhindern. Denn der Einriss der Bauchaorta endet meistens tödlich. Um dies zu vermeiden, empfehlen die Spezialisten regelmäßig Früherkennungsuntersuchungen wahrzunehmen. Die Kosten für die Untersuchungen werden für Männer ab 65 Jahren seit 2019 von der Krankenkasse übernommen. „Mit einer einfachen Ultraschalluntersuchung können Aneurysmen früh erkannt und somit rechtzeitig behandelt werden, bevor diese reißen. Wir können ein frühzeitiges Screening aller Risikopatienten mittels Ultraschall nur empfehlen“, so die Gefäßspezialisten.

 

"Größere Aneurysmen sind besonders gefährlich und müssen so schnell wie möglich behandelt werden, da das Aneurysma platzen und zu lebensgefährlichen inneren Blutungen im Brust- und Bauchraum führen kann."

  Dr. med. Luc ClaeysLeitender Arzt der Klinik für Gefäßchirurgie des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum

Wie wird ein Bauchaortenaneurysma behandelt?

Werden bei der Untersuchung kleinere Ausbuchtungen diagnostiziert, werden diese zunächst engmaschig kontrolliert. In regelmäßigen Abständen wird beobachtet, ob und wie schnell sich das Aneurysma ausdehnt. Im Frühstadium kann durch eine medikamentöse Behandlung der Blutdruck reguliert werden, um so das Größenwachstum zu verlangsamen oder gar aufzuhalten. „Größere Aneurysmen sind besonders gefährlich und müssen so schnell wie möglich behandelt werden, da das Aneurysma platzen und zu lebensgefährlichen inneren Blutungen im Brust- und Bauchraum führen kann“, warnt Dr. Claeys. Die Wahl des Operationsverfahrens richtet sich nach der Form, Größe und Ausdehnung sowie nach dem Allgemeinzustand des Patienten.

Minimal-invasive OP

Bei dem kathetergestützten Verfahren wird über zwei kleine ca. 3 cm lange Schnitte in der Leiste eine Stentprothese in zusammengeklappter Form in das Aneurysma eingebracht. Dort entfaltet sich dann der Stent, so dass das Blut nur noch durch den Stent fließen kann. Dadurch wird die Gefäßwand weniger belastet, gleichzeitig sinkt das Risiko, dass das Aneurysma weiterwächst oder reißt. „Die millimetergenaue, exakte Positionierung des Stents ist bei diesem Eingriff enorm wichtig“, erklärt Dr. Langer. Dieser Eingriff ist in der Regel in Regionalanästhesie möglich. Im Gegensatz zur offenen Operation ist der Eingriff sehr schonend, da die Bauchhöhle nicht geöffnet wird. Insbesondere bei älteren Patienten oder bei Hochrisikopatienten stellt das minimal-invasive Verfahren eine gute Alternative zum offenen Verfahren dar.

 

"Die millimetergenaue, exakte Positionierung des Stents ist bei diesem Eingriff enorm wichtig."

  Priv.-Doz. Dr. Stephan LangerChefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie des Marien Hospital Witten

Offene Operation

Je nach Größe des Bauchaortenaneurysmas kann nicht immer die minimal-invasive Methode durchgeführt werden. Dann kommt das offene operative Verfahren zum Einsatz. Bei diesem Eingriff muss der Brustkorb eröffnet werden. Anschließend wird oberhalb und unterhalb des Bauchaortenaneurysmas die Hauptschlagader abgeklemmt, das Aneurysma geöffnet und durch eine Kunststoffprothese ersetzt. Das offene Operationsverfahren wird vor allem dann durchgeführt, wenn die Ausschaltung des Bauchaortenaneurysmas durch ein kathetergestütztes Verfahren nicht möglich ist.

Welches Verfahren im Einzelfall das geeignete ist, sollte ausführlich mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

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