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Babysprache Die Laute der Babys richtig deuten

Was möchte das Kind ausdrücken, wenn es schmatzt oder schreit? Ist es hungrig, müde oder möchte es auf den Arm genommen werden? Jedes Kind ist individuell und kommuniziert in Babysprache auf seine eigene Weise. Dennoch gibt es ein paar Tipps und Verhaltensweisen für Eltern, Großeltern oder Paten die die Kommunikation mit dem Baby erleichtern.

Auch wenn die Freude über die Geburt des eigenen Kindes groß ist, so bleibt doch bei vielen Eltern die Sorge, ob die Bedürfnisse des Babys richtig verstanden werden und die Kommunikation mit dem Baby gelingen wird. Besonders die ersten Wochen können für Mama, Papa und Kind zu einer Herausforderung werden, wenn alle sich erst aneinander gewöhnen müssen.

 

„Gerade, wenn es das erste Kind ist, erleben wir manchmal Unsicherheiten, ob die Laute des Babys richtig gedeutet werden.“

  Jasmin Brzozowski, stellvertretende Leitung der geburtshilflichen Station Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum

„Gerade, wenn es das erste Kind ist, erleben wir manchmal Unsicherheiten, ob die Laute des Babys richtig gedeutet werden. Ist es auch wirklich satt? Will es schlafen? Welche Bedürfnisse hat es?“, erläutert Jasmin Brzozowski, stellvertretende Leitung der geburtshilflichen Station im Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum. Dabei kommunizieren Babys mit ihrem Verhalten, Gestik, Mimik und Lauten und zwar von Geburt an.

Der erste Schrei

Viele Babys melden sich direkt nach der Entbindung lautstark mit einem Schrei an. Doch das muss nicht zwangsläufig der erste Laut im Leben eines Babys sein. Im Gegenteil, denn heutzutage wird dieser klassische erste Schrei nach der Geburt nicht mehr provoziert. Der altbekannte Klaps auf das Hinterteil gehört der Vergangenheit an.

„Es reicht völlig aus, wenn das Kind geräuschlos nach Luft schnappt oder nur etwas seufzt. Für die frischgebackenen Eltern muss es also kein Grund zur Sorge sein, wenn sie ihr Baby nicht laut schreien hören“, erklärt Margret Koch, Stationsleitung der Geburtshilfe im St. Anna Hospital Herne.

 

„Es reicht völlig aus, wenn das Kind geräuschlos nach Luft schnappt oder nur etwas seufzt."

  Margret Koch, Stationsleitung der Geburtshilfe St. Anna Hospital Herne

Wenn die Geburt gut verlaufen ist, wird das Baby mit Hautkontakt gebondet und erfährt so die körperliche Wärme und Nähe der Mutter. Das Baby kommuniziert von nun an direkt mit seiner Umwelt und teilt sich auf seine individuelle Weise mit. Gleichzeitig nimmt aber auch das Neugeborene seine Umgebung wahr und reagiert sensibel auf die Geräusche um sich herum, es beginnt ein gegenseitiges Kennenlernen.

Laute sind nicht alles

Dabei gilt erstmal die Annahme, dass ruhige Babys zufrieden sind. Sie weisen zunächst mit Gesten und Bewegungsmustern auf ihre Bedürfnisse hin und schreien erst, wenn sie sich nicht wahrgenommen fühlen oder ihre Bedürfnisse dringlich werden.

 

„Schreien bedeutet eigentlich immer, dass ihnen etwas fehlt."

  Christiane Schleicher, stellvertretende Stationsleitung der geburtshilflichen Station Marien Hospital Witten

Christiane Schleicher, stellvertretende Stationsleitung der geburtshilflichen Station des Marien Hospital Witten, erklärt hierzu: „Schreien bedeutet eigentlich immer, dass ihnen etwas fehlt. Sei es die Nähe zur Mutter oder die nächste Mahlzeit. Mit dem Schreien fordern Kinder lautstark ihre Grundbedürfnisse ein.“

Ein klassisches Beispiel ist das Hungergefühl des Kindes. Jasmin Brzozowski erläutert das typische Verhalten, das sich bei Kindern entdecken lässt: „Das Baby legt den Kopf suchend von links nach rechts, ballt die Fäuste und gibt schmatzende Geräusche mit der Zunge von sich.“ Solche Verhaltensmuster lassen sich bei Babys auch bei Unzufriedenheit, Müdigkeit oder Bauchweh erkennen. Auch eine Überreizung durch zu viele Menschen in direkter Umgebung lässt sich häufig an dem Verhalten des Babys erkennen – der Kopf wird weggedreht, der Rücken durchgestreckt und die Bewegungen wirken verkrampft.

Kinder und Eltern sind individuell

Die Mitarbeiterinnen auf den Geburtsstationen erleben während ihrer Arbeit tagtäglich, wie Kinder sich individuell in Babysprache ausdrücken und wie ratlos manche Eltern im ersten Moment sind. „Viele Eltern suchen dann bei uns Rat, weil ihr Kind schreit“, weiß Magret Koch. Dann erklärt sie den Eltern, dass sie mit ihrem Kind reden und Kontakt aufnehmen sollen. Schon der Klang der Stimme und liebevolle Worte haben hat eine besänftigende Wirkung. Aber auch die Aussage, dass man selber nicht weiß was gerade los ist, aber dass Mama oder Papa da sind und das Kind nicht alleine ist, ist völlig in Ordnung. Solche Kommunikationsschwierigkeiten treten in den ersten Lebensmonaten immer wieder auf, darum ist es gut, wenn eine Hebamme bei der Betreuung zuhause unterstützt und den Eltern bei Unsicherheiten zur Seite steht.

Christiane Schleicher empfiehlt: „Seien Sie von Anfang an für das Kind da, sowohl während des Klinikaufenthaltes, als auch nach der Entlassung zuhause. Denn aufmerksames Zuhören, Beobachten und Reden von Anfang an sind die Basis einer gelungenen Kommunikation mit einem Baby.“

Ihre Expertinnen:

Jasmin Brzozowski

stellvertretende Leitung der geburtshilflichen Station Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum
Fon: 02323 499-1801
frauenheilkunde@marienhospital-herne.de

Margret Koch

Stationsleitung der Geburtshilfe St. Anna Hospital Herne
Fon: 02325 986-2301
gynaekologie@annahospital.de

Christiane Schleicher

stellvertretende Stationsleitung der geburtshilflichen Station Marien Hospital Witten
Fon: 02302 173-1323
frauenklinik@marien-hospital-witten.de