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Bitterstoffe Alleskönner oder nur ein fieser Geschmack im Mund?

Geschmäcker sind verschieden: Die einen mögen es gerne süß, die anderen gerne salzig. Nur bitter, das mögen die wenigsten. Dabei werden den sogenannten Bitterstoffen viele gute Eigenschaften nachgesagt, unter anderem ein positiver Einfluss auf die Verdauung. Aber werden sie diesem Ruf auch wirklich gerecht?

Bitterstoffe sind chemische Verbindungen, die – wie der Name es schon vermuten lässt – bitter schmecken. Zu ihnen gehören unter anderem Cynarin, Naringin und Lactucin. Sie kommen beispielsweise in Artischocken, Rucola oder auch in Grapefruits vor. „Dass viele Menschen einen bitteren Geschmack nicht mögen, hat einen Grund: Selbstschutz. Denn was bitter schmeckt, kann potenziell giftig sein. Bitter schmeckende Zucchini sollten z. B. nicht verzehrt werden, da sie eine Lebensmittelvergiftung auslösen können“, sagt Dörthe Mühlenhardt, Ernährungsberaterin der St. Elisabeth Gruppe. Viele Lebensmittel, die Bitterstoffe enthalten, sind jedoch gut verträglich und noch mehr: Sie sollen eine gesundheitsfördernde Wirkung haben, vor allem für die Verdauung.

 

„Was bitter schmeckt, kann potenziell giftig sein. Bitter schmeckende Zucchini sollten z. B. nicht verzehrt werden, da sie eine Lebensmittelvergiftung auslösen können.“

  Dörthe MühlenhardtErnährungsberatung – St. Elisabeth Gruppe
 

„Durch ihren bitteren Geschmack regen Bitterstoffe Geschmacksnerven auf der Zunge an und bewirken so, dass der Speichelfluss gefördert und mehr Magensäure gebildet wird.“

  Janina BuschmannErnährungsberatung – St. Elisabeth Gruppe

Einfluss auf Magen und Darm: Die Verdauung in Schwung bringen

Da es viele verschiedene Bitterstoffe gibt, ist auch ihre Wirkung teilweise sehr unterschiedlich und reicht von einer Appetitsteigerung bis zur Linderung von Verdauungsbeschwerden. „Durch ihren bitteren Geschmack regen Bitterstoffe Geschmacksnerven auf der Zunge an und bewirken so, dass der Speichelfluss gefördert und mehr Magensäure gebildet wird. Das kann den Appetit anregen“, erklärt Janina Buschmann, Ernährungsberaterin der St. Elisabeth Gruppe.

Im Magen-Darm-Trakt angekommen, können sie auch eine gesunde Verdauung unterstützen. „Die Ausschüttung von Verdauungshormonen sowie Magen- und Gallensäften werden durch Bitterstoffe gesteigert. Dadurch wird der Verdauungsprozess in Schwung gebracht.“ Und auch Beschwerden wie Blähungen oder Völlegefühl können durch Bitterstoffe gelindert werden.

Heißhunger auf Süßes bremsen: Bitterstoffe können helfen

Wer kennt ihn nicht, den Heißhunger auf etwas Süßes? Kuchen, Gummibärchen und Co. schlagen bei übermäßigem Verzehr aber nicht nur auf die Hüften, sondern auch auf die Gesundheit. Um das Verlangen nach Süßigkeiten in den Griff zu bekommen, wird ebenfalls der Verzehr von Bitterstoffen empfohlen. Kurzfristig regen Bitterstoffe zwar den Appetit an, langfristig gesehen können sie aber auch die Geschmacksnerven verändern und so Heißhungerattacken bremsen, vor allem auf Zuckerhaltiges. „Wer den Zuckerkonsum reduziert und mehr bitterstoffhaltige Lebensmittel in die Ernährung einbaut, unterstützt, dass das Verlangen nach Süßem sinkt. Zusätzlich wird der bittere Geschmack zunehmend als angenehmer empfunden“, erklärt Dörthe Mühlenhardt. „Das eigene Geschmacksempfinden wird so gewissermaßen neu trainiert.“

Sind Bitterstoffe Alleskönner? – Ein Fazit

Beim Thema Bitterstoffe gehen die Meinungen auseinander. Die einen schwören darauf, andere sehen ihre Wirkung eher kritisch. „Wissenschaftlich belegt ist die Wirkung von Bitterstoffen im Allgemeinen noch nicht. Einzelnen Stoffen konnte aber schon ein positiver Einfluss auf den Magen-Darm-Trakt nachgewiesen werden“, erläutert Janina Buschmann. Beispielsweise beeinflussen Bitterstoffe, die in Koffein und Hopfen enthalten sind, nachweislich die Magenaktivität.

 

„Wissenschaftlich belegt ist die Wirkung von Bitterstoffen im Allgemeinen noch nicht.“

  Janina BuschmannErnährungsberatung – St. Elisabeth Gruppe

Und auch ein positiver Einfluss auf die Haut konnte schon bei einigen bitteren Pflanzenstoffen nachgewiesen werden. Ihre Wirkung in Bezug auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, eine Unterstützung des Immunsystems oder auch seelische Probleme konnte aber noch nicht eindeutig wissenschaftlich belegt werden. Ob Bitterstoffe also wirkliche „Alleskönner“ sind, muss erst noch weiter erforscht werden.

Lebensmittel, in denen Bitterstoffe enthalten sind

  • Gemüse und Salat: Chicorée, Rucola, Artischocken, Radicchio, Auberginen, Rosenkohl, Mangold, Spinat
  • Kräuter: Löwenzahn, Brennnessel, Hopfen, Pfefferminze
  • Gewürze: Kurkuma, Senfkörner, Thymian, Zimt
  • Zitrusfrüchte: Grapefruit, Pomelo (Vorsicht! Der Verzehr dieser Obstsorten kann die Wirkung von Medikamenten beeinflussen und sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.)

Ihre Expertinnen

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Dörthe Mühlenhardt

Ernährungsberatung

St. Elisabeth Gruppe – Katholische Kliniken Rhein-Ruhr